Auch diese Fahrt liegt schon einige Jahre zurück. Am Jungfernstieg sollte ich den Regisseur J. R. einladen. Dieser fuhr damals auf Verrechnung mit unserer Zentrale. Das bedeutet, der Kunde hat einen Scheck, der wie eine Quittung aussieht und zahlt mit diesem bargeldlos. Am Monatsende bekommt dann die Firma von der Zentrale eine Rechnung mit allen Fahrten zugestellt.
Ich fand es schon doof, den Kunden direkt am Taxistand Jungfernstieg einsammeln zu müssen. Da gucken natürlich die 20 Kollegen, die dort am Posten warten, reichlich ungnädig. Funktaxi fährt vor, lädt ein, fährt ab. Und keine Chance für die anderen auf diese Fahrt. Verrechnungsscheck = Kundenbindung, vor allem, wenn die Zentrale den Scheck nur bei Mitgliedern einlöst.
Nun denn, es ging nach Volksdorf und Herr Rol… erzählte mir das er schon die ganze Welt bereist hätte. Er lobte in den höchsten Tönen Amerika und vor allem den sensationellen Service dort. Egal ob im Supermarkt, oder im Cafe`, überall ist man höflich, zuvorkommend und arbeitet (auch für einen kleinen Lohn) hochmotiviert. Davon könne Deutschland mit seiner Servicewüste ja noch so viel lernen. Etc. pp. Blabla…
Wir machten eben Smalltalk, auch wenn ich den Eindruck hatte der Herr Rxxxxd hört sich vor allem selber gerne reden. Am Fahrziel angekommen wurde dann der Verrechnungsscheck rausgekramt und der Betrag auf dem Taxameter, es waren 49,80 DM, notiert. Trinkgeld gab es (oh Wunder nach diesen Ausführungen) nicht.
Dazu könnte man jetzt einiges sagen, was ich hiermit auch tue :
– In Amerika, dem Land, das Herr R. so schätzt sind 10% Trinkgeld das Minimum und eine Selbstverständlichkeit, sonst dürfte es wahrscheinlich lautstark Ärger geben.
– Typisch das diejenigen, die in Geld schwimmen, sich immer wieder als Geizknochen outen. Da tippt die Aufsicht einer Spielhalle, die sich zum Feierabend eine Taxi bestellt besser, als ein Geschäftsmann, der auf Firmenkosten im Vier Jahreszeiten residieren darf.
– Ich denke wer kompetent und mit einem netten Gespräch eine Taxifahrt erlebt und selber dafür sowieso nicht zahlen muss, darf dem Kutscher gerne 2 oder 3 DM für einen Kaffee als Trinkgeld zukommen lassen. Es sei denn die Fahrt lief katastrophal schlecht ab, oder der Kunde kommt aus einem Land, wo Trinkgeld eine große Unbekannte ist, wie z.B. Italien oder Frankreich.
Ich hoffe sehr dieser Beitrag wird nicht missverstanden. Es geht nicht darum immer und überall ein Extra zu erwarten, sondern das zu tun, was im allgemeinen als Anstand bezeichnet wird.
Gruß an alle C.L.