Immer wenn ich ein Taxi brauche gibt es keins…
…das habe ich in den letzten Wochen so oft vom Kunden gehört, dass ich versuchen möchte dafür eine Erklärung zu finden.
Wenn ich mir ansehe, wie Hamburgs Innenstadt plus 5km Radius aktuell mit Baustellen und Engpässen durchlöchert ist, liegt es auf der Hand, dass man morgens um 8.30 Uhr und abends um 18.30 Uhr (sog. Peak Zeit) nicht zeitnah in diesem Radius bedienen kann (Funktaxi) und auch wenig Interesse hat bei dem Hamburger Taxentarif in diesen Ecken zu diesen Uhrzeiten unterwegs zu sein.
Diese Woche stand ich mehrfach auf der Amsinckstraße / Spaldingstraße Richtung Deichtortunnel im Stau. Die Dorotheenstraße endet aktuell in einer Sackgasse, Rund um die Messe steht wegen Straßenbauarbeiten der Verkehr. Steindamm, Mühlendamm, Mundsburger Damm, überall Baustellen, einspurige Verkehrsführung und dumpfe Autofahrer, die im Stau die Kreuzungen zustellen und somit den Querverkehr blockieren. Das zerrt an den Nerven und demotiviert auch so manchen serviceorientierten Taxler.
Dazu kommt als zweites Problem das der Hamburger Taxentarif keinen Wartezeitanteil enthält. Eine Taxifahrt wird rein auf Kilometer Basis abgerechnet. Eine Fahrt mit 5 Kilometern Strecke kostet 9,80 €, egal ob man dafür 10 Minuten braucht, oder aber 40 Minuten. Immer öfter kommt es vor, das ein Taxifahrer im Hamburger Staudschungel fast eine komplette Stunde mit Kunden fährt und dafür 15 – 17 € erhält. Ich empfinde nicht nur ich als groben Dumpingpreis.
Auch die Funktaxifahrer sind zunehmend genervt vom Verkehr. Man wartet 10 Minuten auf die Funktour, fährt danach 10 Minuten zur Bestelladresse, anschließend 3 Kilometer zum Fahrziel, was weitere 10 Minuten dauert. D.h. nach 30 Minuten hat der Taxifahrer üppige 7,40 € Umsatz gemacht.
Der Kunde muss zu bestimmten Uhrzeiten lange auf ein Taxi warten bzw. er bekommt gar kein Taxi. Und das obwohl das Gewerbe stöhnt und wenig verdient. Wenn aber zu tun ist hemmt der Tarif ein anständiges Verdienen, weil nicht nur der Kunde von A nach B will sondern auch ein paar 100.000 Privatwagen. Zum Jahresende wird diese Problematik zunehmen. Immer mehr Verkehr, d.h. jede Strecke dauert länger ohne aber mehr Geld einzubringen. Das bedeutet in der Konsequenz zu diesen Uhrzeiten werden viele Taxen gar nicht im Einsatz sein, weil man keine Chance hat im Stau anständig zu verdienen. Der Hamburger Tarif motivert Tagfahrer in keinster Weise bei Ausnahmezustand auf den Straßen unterwegs zu sein, damit die Kunden zeitnah abfahren können. Als Beispiel aus der Praxis eine Fahrt vom Gänsemarkt zur Shell am Suhrenkamp. 90 Minuten Fahrzeit wegen Regen, Unfall und Vollsperrung der Tarpenbekstraße. Fahrpreis : 24,20 €.
Darüber sollten auch die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU), sowie die Chefs der Funkzentralen in Ruhe nachdenken. Dienstleistung ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit und keine Gefälligkeit. Wenn es brummt muss auch ein Taxifahrer in der Lage sein 30 Euro Umsatz in der Stunde einzufahren.
Gruß an alle C.L.