Hallo,
nicht nur meine Lebensgefährten hat mir gesagt die letzten Postings wären allesamt ziemlich negativ und ich solle doch mal wieder etwas schreiben, wo es nicht um Gewerbepolitik geht.
Nun gut, hier also der Versuch dem Taxifahren in Hamburg positive Aspekte abzuringen :-)
Letztlich dreht sich bei dem Job des Taxifahrers für mich ganz viel um Individualität und persönliche Freiheit. Vergleiche ich meine Arbeit mit der Arbeit des Freundeskreises habe ich schon das Gefühl freier zu Leben und zu arbeiten. Ich habe weder feste Arbeitszeiten, noch gibt es eine Kleiderordnung, ich habe keinen Chef und keine Untergebenen. Ich mache mein Ding und ich mache es alleine.
Ich bin, wie bereits schon einmal erwähnt, komplett eigenverantwortlich und leiste viel mehr, als nur Leute von A nach B zu kutschieren. Ich erledige die meisten Reparaturen an meiner Taxi selber, ich mache meine Buchhaltung inkl. Jahresabschluss komplett selbst und ich versuche ohne Abhängigkeiten und Druck von einer Funkzentrale meinen Umsatz zu erwirtschaften. Das mache ich nicht nur um vielleicht etwas Geld zu sparen, sondern weil ich es kann.
In den Jahren als angestellter Taxifahrer mußte ich vielmehr Kompromisse machen. Da war der Wagen zum Ablösezeitpunkt nicht da, weil der zweite Fahrer noch schnell eine letzte Tour fahren wollte. Da war das Taxi manchmal dreckig, die Bremskötze komplett runter und der Tank leer und bevor man die erste Tour fahren konnte ging es erstmal zur Tanke. In meinem Teilnehmervertrag zwischen mir und meiner Funkzentrale stand, dass ich als Fahrer einen Jahresbeitrag für die Funkteilnahme zu zahlen hatte (Ende der 90`Jahre immerhin 150DM pro Monat, aktuell ca. 200 € im Jahr) und das es verboten war im Sommer mit kurzer Hose zu arbeiten. Ich konnte zwar kurzfrisitig Urlaub machen, von Sozialleistungen in Form von Lohnfortzahlung im Urlaub wollten meine Chefs aber grundsäzlich nichts wissen. Dazu kam, dass die Umsatzbeteiligung schon seit 2003 bröckelte.
Im Sommer 2004 hatte ich einen schweren Motorradunfall und konnte bis in den November nicht arbeiten. Da die Taxenunternehmer, die Fahrer beschäftigen, nicht unbedingt als Gutmenschen bekannt sind, habe ich von meinem Chef die Kündigung erhalten. (Funktionieren oder gehen) Das und o.g. Prozente Regelung haben mich dazu bewegt mir meine eigene Taxi zuzulegen.Seitdem ist mein Motto : Lieber Selbst- als Fremdausbeutung.
Insgesamt bereue ich diese Entscheidung keine Minute. Ich teile mir die Woche und die Arbeitszeit so ein, dass es zum Leben reicht und ich auch weiterhin Zeit für Familie und Freundeskreis habe. Solange ich in der Lage bin mit Freunden 50 € in der Kneipe auszugeben und den nächsten Bigpack Windeln beim Schlecker rausholen kann ist die Welt doch fast in Ordnung.
Es grüßt C.L.
http://hh-taxi.de/2008/08/24/fragen-eines-lesers-fur-boris/
Ist hier erklärt. Gruß C.L.
was muss man alles machen um sich selbstständig als taxifahrer zu manchen?
wieviel verdienst du denn pro tag? und was muss man alles machen um sich selbstständig als taxifahrer zu manchen?