Wenn ein Taxifahrer jedes Jahr in Hamburg 30 – 50tkm zurücklegt entwickelt er sich zwangsläufig zu einem Profi im Straßenverkehr. Im Tagesgeschäft begegnen mir immer wieder dieselben Probleme, ich mir gehörig auf den Wecker gehen.
Der Zustand vieler Straßen in Hamburg ist grottenschlecht. Eine der reichsten Städte Europas erweckt bei den Autofahrern den Eindruck man wäre nicht etwa in Deutschland unterwegs, sondern auf Buckelpisten im letzten Winkel Osteuropas. Wer, so wie ich, mehrmals täglich das Privileg hat über Straßen wie die Hochallee, den Sievekingsplatz, die Wandsbeker Chaussee, die Kieler Straße oder den Ring 2 zu fahren wundert sich nicht, dass bei einer Taxi nach 100.000km nahezu alle Komponenten des Fahrwerks verschlissen sind.
Ein weiteres Armutszeugnis ist die Ampelschaltung und –dichte in Hamburg. Als ich neulich tatsächlich mal gezählt habe war eine Strecke von 11 Kilometern zwischen Innenstadt und Flughafen mit über 30 Ampeln gespickt, von denen 19 rot zeigten. Wir reden hier von großen Hauptstraßen, wo man im Schnitt alle 500 Meter wieder anhalten muss. Ein unhaltbarer Zustand, der nicht nur nervt, sondern auch dem Umweltgedanken nicht gerade zuträglich sein dürfte. Leider kenne ich Hamburg überhaupt nur zwei Strecken, die einigermaßen zügig zu befahren sind : Sierichstraße und Kieler Straße.
Wenn dann in Hamburg auch noch die Amsinckstraße voll gesperrt wird, weil bei Bauarbeiten Hamburgs dickstes Wasserrohr beschädigt wurde (Di.31.09.2008) dürfte der Stau in der Innenstadt sicher eine Länge von insgesamt100km erreicht haben.
Besonders seit Anfang diesen Jahres bemerke ich, wie in Hamburg zunehmend langsamer und langsamer gefahren wird. Im Lehmweg fährt man mit 35km/h von rot zu rot und selbst auf dreispurigen Hauptstraßen wird ganz links mit 45km/h gefahren. Obwohl selbst Kleinstwagen heute locker 100PS unter der Haube haben scheinen die Autofahrer zu denken, jeglichen Fahrspaß im Keim zu ersticken und dabei vielleicht 70 Cent auf 100km zu sparen, wäre eine geniale Strategie. Falls ich es wirklich mal schaffe meine Taxi auf 65km/h zu beschleunigen, bin ich weit und breit der schnellste Wagen. Noch vor 5 Jahren gab es in Hamburg einen Verkehrsfluss mit 60 – 70km/h. Heute ist man mit dem Fahrrad fast überall schneller, als mit dem Pkw.
Nur unseren ausgeprägten 7. Sinn und unserer Freundlichkeit ist es zu verdanken, dass wir unseren Lebensunterhalt mit der Beförderung von Kunden verdienen und nicht mit Abkassieren bei den gegnerischen Versicherungen. In fast jeder Schicht könnte ich mich unverschuldet in einen Unfall verwickeln lassen, weil vor, hinter oder neben mir Fahrzeuglenker pennen. Vor einigen Wochen war ich auf der Glacischaussee unterwegs. Schräg rechts vor mir war ein Reisebus. Da in zweiter Reihe ein Fahrzeug mit Warnblinker (auch so eine Unsitte / alle Abschleppen die zu faul und zu blöde sind, sich einen Parkplatz zu suchen) stand wollte der Busfahrer die Spur wechseln. Und zwar in der Form, das er blinkte, rüberzog, mein Hupen ignorierte und mich komplett in den Gegenverkehr schob. Zum Glück kam mir kein Fahrzeug entgegen, aber an Dreistigkeit und Fahrlässigkeit war diese Aktion schwer zu überbieten. An der nächsten roten Ampel bin ich dann auch gleich mal aus dem Wagen raus und habe meinem Unmut verbal freien Lauf gelassen. Auch sonst ärgert man sich über Parken in zweiter Reihe, Abbiegen ohne zu blinken, langsam fahren auf der linken Spur und, Fehler machen und dann auch noch empört sein, wenn man hupt oder Lichtzeichen gibt. Einem erheblichen Teil der Autofahrer in Hamburg fehlt sowohl eine vorausschauende Fahrweise, als ich die Souveränität zügig und sicher von A nach B zu kommen.
Eine echte Jobalternative ist eine Fahrschule für Menschen die bereits einen Führerschein haben und trotzdem im Straßenverkehr nichts auf die Reihe kriegen.
Gruß C.L.