Hallo liebe Leser,

Die Zahl der Taxen in Hamburg sinkt stetig, so titelte die Bild Zeitung am 15.10.2008. Ich finde es angemessen, diese Problem nicht nur aus Kundensicht, sondern auch aus der Sicht der Gewerbetreibenden etwas detaillierter zu betrachten.

Die Problematik, dass in „peak Zeiten“ schlecht oder auch gar nicht bedient werden kann ist nicht neu, es handelt sich meiner Ansicht nach allerdings um ein lösbares Problem. In Hamburg gibt es geschätzte 800-1000 funklose Kollegen (Graupen), von denen sicherlich eine ganze Reihe bereit und auch fähig wäre Funktouren wegzufahren. Allein etliche Details in der Tarif- und Zentralenstruktur sorgen dafür, dass man derartige Denkansätze immer wieder aufschiebt.

Besonders die Führung von Hansa Funktaxi schreibt sich seit jahrzehnten auf die Fahne das Service und Dienstleistung eine Selbstverständlichkeit ist, die der Kunde kostenlos bekommt und letztlich allein vom Taxenunternehmer zu zahlen ist. Unternehmer, die mit Personal arbeiten, schieben die Kosten weiter, der Einzelunternehmer kann das allerdings nicht.
Auch die BSU ist in den letzten Jahren inhaltlich in diese Richtung gegangen. Daran erinnert mich ein Gespräch mit Herrn Huber (Leiter des Rechtsamts der BSU) im Mai 2008 noch sehr gut.

Aktuell ist es so, dass der Unternehmer, der sich einer Funkvermittlung anschließt für Funktechnik und Vertrag ca. 2000 € zu zahlen hat. Dazu kommen monatliche Funkbeiträge von gut 200 €, sowie 4% Abzug bei Verrechnungstouren und Kreditkarten. Bei den Zentralen, die ich im Hinterkopf habe, zahlt man pro Fahrzeug, nicht etwa pro Tour, was gerechter wäre. Laut Linne & Krause haben in Hamburg 33,4% der Touren einen Wert, der zwischen 4 und 8 € liegt. 1/3 aller Fahrten sind Kurztouren, und der Fahrpreis ist in diesem Segment alles andere als üppig. Weitere Details wie z.B. Fehltouren, die in der Regel keine Konsequenzen für den Besteller haben, sowie der Eindruck eine Funkzentrale wäre nicht Vermittlungspartner, sondern der Chef des Unternehmers erwähne ich nur am Rande.

Um Kollegen wie mich zu überzeugen wieder! Funk zu fahren müssten sich folgendes Details ändern :
Kostenkompensierung durch 1 € Bestellzuschlag
Kostenkompensierung durch 1 € Kreditkarten Zuschlag
Der Kunde, der Service verlangt, beteiligt sich an den Kosten, die mir dadurch entstehen.
Touren zwischen 1 und 3 Km Länger kosten pauschal 8 €. So wird auch eine Kurztour vom Fahrpreis wieder interessant und kreist nicht ewig im Rechner rum, weil 10 Kollegen diese Tour weitergeben.

Abschließend sei gesagt, dass es zwar sehr üppig klingt, wenn die Zentrale Hansa Taxi 4,4 Mio. Touren für 730 Wagen vermittelt. Leider ist es aber eine Tatsache, dass 1990 400 Wagen dort 2 Mio. Touren gefahren haben. D.h. dort fahren immer mehr Wagen und Fahrer. Wem nützt es, wenn die Kollegen dort heute inflationsbereinigt weniger in der Tasche haben, als vor gut 15 Jahren ???

Gruß C.L.

 

2 Responses to Anzahl der Taxen sinkt / Fahren wir alle bald S-Klasse ?

  1. C.L. sagt:

    Lieber Fahrgast,
    während ich versuche objektiv die Probleme des Gewerbes zu beschreiben, lese ich in ihrem Kommentar nichts Neues.
    Die Denke des Kunden, dass es scheißegel ist, wie ein Taxifahrer über die Runden kommt und wieviel er arbeiten muss, um sich und evt. seine Familie ernähren zu können ist typisch für große Teile der Gesellschaft und m.E. armselig. Erst heute hat mir ein Unternehmer erzählt die Sozialbehörde stockt seinen Verdienst auf, weil er von seinem Gewinn Frau und drei Kinder nicht ernähren kann. D.h. wo der Staat Dumpingpresise zulässt zahlt hintenrum der Steuerzahler die Zeche.

    Gruß C.L.

  2. Fahrgast sagt:

    Dann kostet eine Kurztour die ich bei der Zentrale bestelle und mit Karte bezahlen möchte 10,- EUR? Was meinen sie denn, wieviele Leute dann noch mal eben um die Ecke fahren?

    Ich glaube dem Kunden ist es ziemlich egal, wieviel der Taxifahrer an Kosten hat. Man kann halt nicht alles auf den Kunden umlegen.

    Und wenn man in Hamburg zu Stoßzeiten kein Taxi bekommt, dann ist das auch nicht gerade förderlich für die Nachfrage!

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