Zahlenspiele in Zeiten der Krise
Abend,
es mehren sich die Zeichen, dass die Schatten der Weltwirtschaftskrise auch im Hamburger Taxengewerbe angekommen sind. Ich komme nicht umhin, diesen Umstand zu kommentieren. Auch weil sich das Hamburger Taxengewerbe bereits seit Jahren in einer Krise befindet.
Ganz allgemein ist erst einmal festzuhalten, dass beim Hansafunk (der Vorzeige Zentrale in Hamburg) im April 2009 ein Tourenrückgang von 13% zu verzeichnen war. Auch der Flughafen hat mitteilen lassen, das die Passagierzahlen um 12% eingebrochen sind. Daher ist davon auszugehen, dass wohl jeder Kollege in Hamburg nicht mehr die Umsätze erreicht, der er noch 2008 fahren konnte. Das klingt erst mal nicht so furchtbar dramatisch, daher sollen nun echte Zahlen die Probleme verdeutlichen.
Diese Woche habe ich wie eigentlich immer mit diversen Kollegen geplaudert und darf folgendes hier bekannt geben :
Eine Kollegin hat ihre Schicht am 2.6.2009 abgebrochen, nachdem sie 3 Stunden keine Fahrt gemacht hat. Es kam weder ein Kunde zum Posten, noch hat ihr ihre Funkzentrale !!! in dieser Zeit irgend etwas angeboten. Sie wollte sich dann den Rest des Tages ihrem Garten widmen.
Andere Taxifahrer waren zäher, so hat es Kollege X in 12 Stunden auf 100 € Umsatz inkl. Trinkgeld gebracht und eine weitere Kollegin hat ihr gesetztes Ziel von 150 € nach 14,5 Stunden in der Taxi erreicht.
Ich selber habe am 2.6.2009 einen Stundenumsatz von 5 € erreicht und habe somit nicht einmal die Kosten pro Einsatztag erwirtschaftet. Um 10.15 Uhr bin ich als fünfter Wagen an einen Posten gefahren, um dann zu erleben, wie in 90 Minuten ganze zwei Taxen den Posten verließen. Um 11.45 Uhr bin ich dann ohne Tour zum Mittagessen gefahren, ich war mir aber nicht ganz sicher, ob ich essen wollte, oder lieber kotzen sollte.
Wie die Realität als Taxenunternehmer schon vor der Krise ausgesehen hat, will ich auch gerne noch beschreiben. Taxenunternehmer Z fährt ohne Funk. Er braucht einen Umsatz von gut 4000 € monatlich um betriebliche- und private Kosten zu decken. Er arbeitet 28 Tage im Monat ca. 12 Stunden, also 330 Stunden im Monat. Er machte einen durchschnittlichen Stundenumsatz von 12,50 € inkl. Trinkgeld und verdient netto 4,50 €/Stunde. Das sind Zahlen aus 2008.
So Leute, dass muss ich zusammen mit der Schicht heute erst einmal sacken lassen.
Gruß C.L.