Die Idee des Trinkgeldes

On Juli 11, 2009, in Tagschicht, by C.L.

Ich finde folgende Definition des Begriffs „Trinkgeld“ recht treffend :
„…denjenigen einen Bonus zahlen, die wenig verdienen, aber einen großen Einfluss auf die Qualität der Dienstleistung haben.“

Einem Taxifahrer Trinkgeld zu geben ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Es ist offensichtlich das wir nicht gerade üppig verdienen, wenn wir einen Kunden befördern. Abgesehen von Touren zwischen der Innenstadt und dem Flughafen sind die allermeisten Fahrten Kurztouren mit einem Fahrpreis zwischen 4 und 8 €. Das ausländische Kunden nichts über Trinkgeld wissen ist dabei noch zu verschmerzen. So ist Trinkgeld in den skandinavischen Ländern unbekannt und in Japan gar eine Beleidigung.

Ärgerlich wird es allerdings immer dann, wenn besserverdienende Deutsche eine „Geiz ist geil“ Mentalität an den Tag legen. Woran auch die Medien in Deutschland ihren Anteil haben dürften. Dort wird den Bürgern seit 10 Monaten erzählt, hier ginge alles dem Ende entgegen.
Taxikunden, die auf Quittung beruflich fahren, sind allerdings kaum von Arbeitslosigkeit betroffen und dürften in aller Regel sogar sehr gut verdienen. So ist das Problem der Knauserei beim Trinkgeld tatsächlich ein Thema was sich geballt erst im Laufe des Jahres 2009 bemerkbar gemacht hat. Über die Jahre betrug das Trinkgeld beim Taxifahren 10-12% vom Umsatz, aktuell liegt es in manchen Schichten nicht einmal mehr bei 5%.

Beispiele :
Fahre ich einen Kunden für 5,70 € mit Quittung zum Hauptbahnhof finde ich es kleinlich, wenn dieser lediglich auf 6 € aufrundet.
Fahre ich einen Kunden für 10,70 € zum Hotel Vier Jahreszeiten (Übernachtung ab 200€) wundert es mich schon, wenn dieser einen Beleg über 11 € haben möchte.
Fahre ich ein Ehepaar vom Flughafen in die Hafencity zu ihrer Wohnung (Am Kaiserkai, Kaufpreis 550.000€), finde ich es schlicht unpassend, wenn es bei 22,60€ schlappe 23 € gibt.
Abschließend ein letztes Beispiel : Ich fahre ein älteres Ehepaar zu ihrem Schiff, der MS Europa, was heute im Cruise Terminal lag. Ich bekomme bei einem Fahrpreis von 6,70€ üppige 7€. Direkt im Anschluss fahre ich eine Mitarbeiterin der MS Europa in die Mönkebergstraße. Die Uhr zeigt 6,50 € und sie gibt mir einen Zehner.
Allerdings bin ich deutlich gnädiger, wenn Omis mit kleiner Rente für 5 € fahren und kein Trinkgeld geben. So geschehen bei einer Fahrt vom Bahnhof Stellligen in die Ernst Horn Straße.

Ich finde es ist eine Unart, dem ortskundigen und souveränen Taxifahrer, der ohne Umwege das Fahrziel findet, nicht 1 oder 2 € extra zu geben. Immerhin braten wir aktuell bei 30 Grad in der prallen Sonne und warten auf Kunden. Fahren mit Klimaanlage, was den Verbrauch unserer Fahrzeuge um ca. 2 Liter/100km in die Höhe treibt. Akzeptieren Kreditkarten bei einem Fahrpreis von 7 €, weil der Kunde nicht in der Lage ist mit Bargeld die Wohnung zu verlassen. Bei solchen Erlebnissen kann es schon einmal sein, dass man einen Teil seiner Schicht lustlos und schweigend erledigt. Besonders der Taxifahrer ist durch den direkten Kundenkontakt das Produkt seiner jahrelangen Erfahrungen.

Gruß C.L.

 

6 Responses to Die Idee des Trinkgeldes

  1. C.L. sagt:

    Hallo Arne, vielen Dank für deinen Beitrag.
    Ich muss leider widersprechen :
    Das Problem ist zuerst einmal 4,50 Uhr auf Uhr. Was soll ich von dieser Unsumme kaufen ??? In Hamburg gibt es dafür einen Cafe Latte bei Balzac :-)
    Und ich habe immer min. 50 € cash dabei, wenn ich das Haus verlasse.
    Ist wohl eine Sache der Erziehung.
    Gruß C.L.

  2. Arne sagt:

    4,50 auf der Uhr, 5,00 bekommen. Wo ist das Problem? Das sind über 10%.

    Und ganz ehrlich: Trinkgeld muss man sich verdienen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Fordern wirft nur ein schlechtes Licht auf Euch alle.

    Und mal kein Bargeld zu haben passiert mir ständig. Ich bin als unfähig? Na, vielen Dank.

  3. C.L. sagt:

    Hallo Beifahrer,
    ich lege nochmal nach : Heute Abend eine Fahrt für 4,50 € gehabt. Der Kunde war mit seiner Harley in Hamburg, hat im 4* Hotel übernachtet, ich habe ihm eine Adresse gegeben, wo er morgen seine Maschine waschen und putzen kann. Hat er dann in seinem I-Phone gespeichert. Gutes Gespräch, nette Stimmung im Wagen. Gegeben hat es 5 €. Fand ich kleinlich – basta.

    Ich brauche eigentlich überhaupt nichts extra, wenn die Uhr einen Fahrpreis ausweisen würde, von dem der Unternehmer und/oder Fahrer auch Leben könnte. D.h. unter 10 € pro Fahrt sind lediglich Kosten gedeckt, ein Gewinn entseht dabei noch lange nicht. Was wären sie denn bereit in ihrem Job für 6 € zu leisten ?

    Gruß C.L.

  4. Beifahrer sagt:

    @Michael
    Das sehe ich auch so.

    Ich bin viel dienstlich unterwegs und nutze auch oft das Taxi. Ob und wie hoch das Trinkgeld ausfaellt haengt da doch sehr vom jeweiligen Fahrer ab.

    Bestes Beispiel, dass mir neulich in einer Westdeutschen Grosstadt passiert ist. Nach dem Essen bin ich mit einem Kollegen, der dort auch uebernachtete, ins (teure) Hotel zurueck. Wir waren in bester Stimmung… bis wir ins Taxi stiegen. Es war eine kurze Fahrt und der Betrag kam am Ende auf knapp sechs Euro.

    In der Regel haette ich in diesem Fall ein sehr grosszuegiges Trinkgeld gegeben und es auf die Quittung schreiben lassen (die Firma erstzt das voll bei uns).

    Der Fahrer hat aber von Anfang eine derartig schlechte Stimmung verbreitet und die Atmosphaere im Taxi war einfach nur sehr unangenehm. Als hiess es: „Stellen Sie mir bitte eine Quittung ueber sechs Euro aus.“

    Es ist zwar menschlich niedrig so etwas zuzugeben, aber zu sehen, dass ihn das richtig geargert hat hat nach dem unangenehmen Erlebnis fast schon etwas Schadenfreude aufkommen lassen – da hat er eben uns und sich selbst doppelt die Stimmung verdorben.

    Von daher stimme ich dem Einleitungssatz des Posts zu „„…denjenigen einen Bonus zahlen, die wenig verdienen, aber einen großen Einfluss auf die Qualität der Dienstleistung haben.“ “ Da beim Taxi aber nach Erbringung der Leistung gezahlt wird, hingt es also folglich wirklich von der Qualitaet der Leistung ab.

    Prinzipiell ist es aber schon ein komisches Konzept, wenn Leute fuer die blose, standardmaessige Erledigung ihres Jobs etwas extra verlangen…

  5. lenni sagt:

    soweit so richtig, ich gebe in der regel auch trinkgeld im taxi.
    aber ich zahle GRUNDSÄTZLICH nicht bar … barzahlung ist was für schwarzarbeiter und ****** (ausländerfeindliche Bemerkungen sind hier nicht erwünscht!) mit unfreundlichen Grüßem, admin.

  6. Michael sagt:

    Ich kann Deine Auffassung zum Thema Trinkgeld nicht teilen. Trinkgeld ist freiwillig und hast Du Dir schon mal Gedanken gemacht, wieviele Leute aus Taxifahren verzichten, weil sie „gezwungen“ werden, Trinkgeld zu geben. (Und es nicht so dick haben.) Oder bei großen Firmen die Mitarbeiter auf die Strassenbanhn verwiesen werden, weil gespart werden muß. Dann lieber viele trinkgeldknappe Fahrten als nur rumstehen.
    Kreditkarte bei 7 Euo, warum nicht? Kostet 3 % Bearbeitungsgebühr. Die Strecke non 7 Euro kann der auch fast laufen, da es doch besser, wenn der Kunde Taxi fährt .

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