Lange ist es her, dass die Firma Linne & Krause den Auftrag erhielt für Hamburg ein Taxigutachten zu erstellen. Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) wollte endlich genau wissen, welche Kosten und welche Umsätze das Hamburger Taxengewerbe hat, um u.a. die Tarifentwicklung darauf abstimmen zu können.
Gestartet ist das Gutachten im Dezember 2004 und ein erster Zwischenbericht lag im März 2006 vor. Mittlerweile haben wir Juli 2009, also 4,5 Jahre später.
Nachfolgend möchte ich Details aus dem Gutachten skizzieren und darstellen wie in der Folge die BSU damit umgegangen ist.

Fakten des Gutachtens von 2006 :
750 der 1500 Einwagenunternehmer in Hamburg geben Jahresumsätze von weniger als 25.000 € an. Dazu kommen nichtplausible betriebliche Daten von 250 Mehrwagenunternehmern, die zusammen 1250 Taxen (1/3 der Hamburger Flotte) halten. Nichtplausible Daten heisst im Klartext es werden Steuern und Sozialabgaben in beträchlicher Höe hinterzogen, weil die Umsätze dramatisch verkürzt werden.
Im Durchschnitt erwirtschaftet eine Taxi in Hamburg in 10-12 Stunden einen Umsatz von 124 € und legt dabei 138km zurück.

Ein ganzes Jahr vergeht und o.g. Sachlage hat keine Konsequenzen.

Im März 2007 steht u.a. folgender Sachverhalt im Gutachten :
In 10 – 12 Arbeitsstunden erwirtschaftet eine Taxi in Hamburg durchschnittlich 120 € Umsatz und legt dabei 140km zurück. Die Umsatzdifferenz zwischen einer Taxi mit Funkanschluss und ohne Funkanschluss beträgt durchschnittlich 2 € pro Stunde.
Anmerkung : Bei 200 Arbeitsstunden erwirtschaftet eine Funktaxi also 400 € mehr Umsatz als eine Graupe. Die Funkgebühren in Hamburg liegen zwischen 220 und 270 € netto pro Monat. Rechnet man dazu variable Kosten für die anteilige Anfahrt zum Kunden handelt sich Funkteilnahme in Hamburg für Alleinfahrer um ein Nullsummenspiel. Den Hansa (211211) lasse ich hier bewusst erst einmal außen vor.
Ein Alleinfahrer erwirtschaftet in Hamburg einen Gewinn vor Steuern, der unter 10.000 € im Jahr liegt.

Zum Jahreswechsel 2007/2008 wird angekündigt die Kriterien bei der Konzessionsverlängerung werden verschärft. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Behörde trotz offenkundig katastrophaler Marktlage von einem Konzessionsstop nichts wissen will.
Mehrwagenbetriebe müssen bei der Verlängerung durch Schichtzettel lückenlos alle Kilometer dokumentieren, es wird ein Umsatz pro Kilometer von knapp 90 Cent zu Grunde gelegt.

Das Gutachten für 2008 wird im Juni veröffentlicht. In durchschnittlich 10 Stunden, werden 129 € bei 146 gefahrenen Kilometern erwirtschaftet.

Die Anzahl der Taxen sank durch das Gutachten zwischen 2004 und 2008 von 3686 auf 3380 und steigt seit Beginn des Jahres 2009 auf aktuell 3405. In den Medien verkauft die BSU diesen Umstand als Erfolg. Auf der Straße wird bei stetig sinkender Nachfrage dennoch jedes Jahr weniger verdient.

Ganz bissig formuliert lässt sich also ableiten, dass 10% weniger Taxen (300) zu 10% Mehreinnahme (= 1€/std.) führen. Da wirkt der Begriff Erfolg ja überhaupt nicht deplaziert :-)

Soviel also als Einstieg zum Hamburger Taxigutachten. Einen Kommentar dazu schreibe ich die Tage.

Zuletzt ein Link zu den Gutachten samt allen Details :
Gutachten 2006
Gutachten 2007
Gutachten 2008

Gruß C.L.

 

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