Kommentar zum Taxi Gutachten
Als der erste Teil des Gutachtens vorlag war ich geradezu euphorisch. Endlich gab es Zahlen die belegen, dass die Rahmenbedingungen im Hamburger Taxengewerbe eine Katastrophe sind. 13 € Stundenumsatz, Auslastung 25% der Schichtzeit. Von 12 Stunden auf dem Bock steht man 8 Stunden rum und wartet auf Kunden. So kann man nicht arbeiten, so kann man kein Geld verdienen und so wird man auch zukünftig vergeblich Kundenorientierung einfordern.
Als Konsequenz hatte ich vermutet die BSU macht fast alle Mehrwagenbetriebe zu und gibt dadurch den selbstfahrenden Unternehmern die Möglichkeit ihren Umsatz erheblich zu steigern. Dazu dachte ich die BSU würde einen Konzessionsstop verhängen, damit sich der Markt gesund schrumpfen kann und wir wieder Geld verdienen anstatt den Status von motorisierten Bettlern zu haben. Wenn heute 3400 Taxen rumstehen, würden zukünftig 2000 – 2500 Taxen in Bewegung sein und Geld verdienen.
Passiert ist aber folgendes : Betriebe, die nur einen Teil ihrer Konzessionen verlängert bekommen haben setzen natürlich Mitarbeiter frei. Diese melden sich zum Teil arbeitslos und beantragten erfolgreich einen Existenzgründerzuschuss als Taxenunternehmer. Der Fahrer, der vorher zusammen mit seinem Chef kräftig gemauschelt hat, wird also Unternehmer und der Staat subventioniert das auch noch mit ca. 10.000 €. Da Hamburg nicht konzessionsbegrenzt ist, haben alle diese neuen Unternehmer natürlich eine Konzession bekommen. Nach der Qualität dieser Bewerber (90 % mit Migrationhintergrund) wurde ebenso wenig gefragt, wie hinterfragt wurde, ob durch die Zahlen des Gutachtens die Funktionsfähigkeit des Gewerbes bedroht ist und somit Neuanträge erst einmal zu verweigern seien.
In das Taxigutachten und den überfälligen Konsequenzen haben viele Kollegen, die am Rande ihrer finanziellen Möglichkeiten angelangt sind, große Hoffnungen gesetzt. Jäh wurden wir enttäuscht, weil konsequenter Entzug der Lizenz bei mangelnder Steuerehrlichkeit zu tausendfachen Gängen zum Sozialamt geführt hätte. Das macht sich politisch natürlich nicht gut, daher fahren wir weiter mit einem erheblichen Überangebot an Taxen und Taxifahrern durch die Stadt.
Enttäuscht wurden wir ebenso von den Gewerbevertretungen, die diese Zahlen nicht zum Anlass genommen haben Veränderungen einzufordern. Der Grund ist klar : Verbände verdienen durch Schulungen zum Taxifahrer und Taxenunternehmer Geld. Eine Verkleinerung des Markes hätte diese Einnahmequelle komplett zum Erliegen gebracht. Zuletzt hat sich das Gewerbe aber wieder einmal nicht solidarisiert um gemeinsam Druck zu machen, damit die BSU die Fakten des Gutachtens sinnvoll interpretiert und praxisnah im Sinne der ehrlichen Kollegen agiert.
Nun haben wir Juli 2009. Wir befinden uns in einer Phase der Rezession und im Hamburger Taxengewerbe läuft gar nichts mehr. Die Umsätze sind in den letzten Wochen um 30% eingebrochen und viele Kollegen warten im Schnitt 90 Minuten auf die nächste Fahrt. D.h. wir arbeiten seit einigen Wochen nur mehr für Kosten und verdienen nichts. Mich wundert das die Fakten des Gutachtens nicht zum Anlass genommen werden, dass genervte und frustrierte Selbstfahrer die Köpfe zusammenstecken und rechtlich prüfen lassen, ob die BSU ihrer Aufsichtspflicht genügt und ob der Taximarkt in Hamburg unter den Daten des Gutachtens funktionsfähig ist ??? Aber wundern sollte man sich als Taxifahrer in Hamburg besser über gar nichts mehr.
Ich bin urlaubsreif und habe fertig C.L.