Kommentar auf einen Kommentar
Folgender Kommentar war heute beim Taxiblog hinterlegt :
Lustig zu lesen ist es; aber man fragt sich, warum Du den Job noch machst, wo es doch nur noch was zu meckern gibt. Übrigens ist Taxifahren zu teuer in Hamburg – darum macht das auch kein Mensch mehr.
Dieser Kommentar wirkt nur auf den ersten Blick hingeschmiert. Auch wenn der Schreiber sich nicht getraut hat eine Mail Adresse einzugeben, so werde ich diese zwei Sätze gerne aufgreifen.
Ich frage mich aktuell selber, warum ich den Job (Hanseatischer Fuhrherr – haha) noch mache ? Es deutet sich seit Jahren an, das die Geschäfte schleichend immer schlechter werden und die Kosten in allen Bereichen nur eine Richtung kennen.
Daher stellt sich die Frage, wo die Schmerzgrenze im Einkommen liegt ? Ein Verdienst zwischen 1000 und 1500€, ist heute sicher nicht mehr zeitgemäß. Und manch ein Hamburger Taxenunternehmer kommt nicht einmal mehr auf 1000€ Verdienst.
Bei einem horrenden Stundeneinsatz und inkl. Rücklagen für Krankheit und/ oder betriebliche Sonderrisiken müssten Umsatz und Gewinn ganz anders aussehen. Seit Jahresanfang beträgt meine durchschnittliche Wartezeit auf Kunden 75 Minuten. Klar bin ich gefrustet, wenn ich arbeiten gehe und davon nicht mehr als ein Almosen hängenbleibt.
Immer wieder höre ich von Taxenunternehmern und Taxifahrern, dass sie trotz Vollzeit Tätigkeit, Transferleistungen beziehen. Arm trotz Arbeit, ein Armutszeugnis für eine Stadt wie Hamburg, die nicht willens ist, Rahmenbedingungen für das Taxengewerbe zu setzen, damit sich diese Arbeit wieder lohnt. So wird also bereits heute Arbeit subventioniert, und trotzdem drohen dem Staat in Zukunft besonders aus den Reihen der Taxifahrer (wie auch aus den Reihen anderer Kleingewerbetreibender) zig tausendfach Forderungen nach Grundsicherung im Alter.
Dann wird wieder einmal unterstellt Taxifahren sei viel zu teuer. Komisch, denkt das auch der Kunde, den ich heute für 3,70€ innerhalb der Innenstadt gefahren habe ? Oder der Kunde, der am Flughafen für 13,70€ nach Winterhude gefahren ist ? Oder die vielen jungen Leute, die jedes Wochenende zwischen der Schanze und dem Kiez pendeln und eine Taxifahrt dann billiger bekommen, als vier Fahrkarten für den HVV kosten würden ?
Taxifahren ist eigentlich preiswert, dass Problem ist die Hamburger Bevölkerung gibt ihr Geld lieber mit vollen Händen für andere Dinge aus. Wohnen für 1200€ warm ist natürlich nicht zu teuer. Jeder meint er braucht wenigstens einen popeligen Kleinwagen, der monatlich mindestens 300€ kostet, die meisten Tage im Jahr rumsteht und dabei vor allem Wertverlust produziert. Ach ja und auf dreimal Urlaub im Jahr will natürlich auch niemand verzichten, notfalls schiebt man das erst mal in den Dispo. 10€ Eintritt für den Club, 10€ für einen Cocktail, 80€ für eine Konzertkarte, oder 50€ im Monat für eine Flatrate. Das ist alles nicht teuer, aber wenn die Taxi mal 12€ kosten soll, dann sind wir die Abzocker der Nation.
Dabei wird in Hamburg ein Taxenfuhrpark vorgehalten, der betriebswirtschaftlich eigentlich gar nicht darstellbar ist. Viele Taxenunternehmer halten für die Kundschaft eine neue E-Klasse vor, obwohl es objektiv eigentlich nur noch für einen Skoda Roomster reicht. Dafür wird dann aber auch 7 Tage die Woche geackert, aber das sieht der Kunde ja nicht.
Selbstverständlich werde ich berichten, wenn sich die Taxigeschäfte in Hamburg wieder auf ein erträgliches Niveau einpendeln. Ich hoffe darauf müssen wir (die wir arbeiten wollen), nicht zu lange warten.
Gruß C.L.
Hallo Kollege,
ich werde die Tage ganz sicher ausführlich auf deinen Text eingehen. Beim ersten Lesen war ich gerührt wieviel Mühe du dir beim Schreiben gegeben hast. Ich denke aber du verkennst die Situation in Hamburg. Du bist kein Unternehmer, fährst nicht in dieser Stadt und eine Konzession kann man hier auch nicht versilbern. Wir sind nicht konzessionsgebrenzt, daher ist eine Konzession in Hamburg keinen Cent wert.
Insgesamt gebe ich dir mit deinen Ausführungen recht, daher ist geplant den Blog (Kummerkasten :-)) demnächst abzuschalten und ausschließlich unsere Dienstleistung hier zu präsentieren.
Gruß C.L.
Ich muss dem anonymen Kommentator recht geben: Ich hatte damals einige Zeit mein Taxefahren unterbrochen und dann stand bald eine Weiterbeschäftigung in meinem altem Unternehmen an. Ich freute mich riesig wieder fahren zu dürfen (!) und hab mir einige Blogs angelesen.
Immer wenn ich euren Blog gelesen habe, hab ich richtig schlechte Laune gekriegt, immer nur Negativgeschichten wie scheiße doch alles sei, die Umsätze, die Verbände, die Taxen ( besonders das alle drei Jahre neu kommende des Standkollegen, der vielleicht auch nicht ganz so oft am Posten ist und vielleicht sogar einen Fahrer auf seinem Auto hat ) und nicht zuletzt die bösen Kunden. Plötzlich graute es mir beim Gedanken, bald wieder fahren zu „müssen“. Irgendwann fiel mir auf, dass dieser Blog hier Ursprung des Übels ist, ich hab ihn dann aus den Lesezeichen gelöscht ( wurde hier grad rüber gelinkt ). Ich fahre immernoch gerne Taxi, übrigens einen von euch gerade ach so schlecht bewerteten W212, von dem ich als auch die Kunden absolut begeistert sind. Ich habe davor immer Touran gefahren und bin froh, diese Klapper- / Holperkisten los zu sein. Meine Droschke ist mein Arbeitsplatz, ich verbringe dort viel Zeit und dann darf er auch gerne angenehm sein.
Ich kann eure Argumente irgendwo nachvollziehen, insbesondere in der Großstadt mit anderen, günstigen und regelmäßig fahrenden Personnahverkehrsmitteln ist es noch etwas schwieriger. Natürlich gibt es mal bescheuerte Kunden, allerdings sieht dies dauernde Gemecker so aus, als wärt ihr auch euren Kunden gegenüber so miesepetrig, das schreckt zumindest hier auf der Seite garantiert viele Leute ab, die gerne eine ( oder mehrere ) nette Fahrten mit freundlichen Fahrern machen würden, aber nachdem sie hier ein wenig gelesen haben, die Telefonnummer wieder löschen und die Seite verlassen werden. Wenn euch der Bock keinen Spaß macht, warum sucht ihr euch nicht was anderes ( vielleicht mit höherem Verdienst ? ) und verkloppt die Konzession? Es muss euch doch damals schon klar gewesen sein, dass man als Taxifahrer nicht unbedingt Millionär wird.
Wer gleich den Fahrgast über die kurze Tour anmault und zehn Meter vor dem gewünschten Halteplatz stoppt, darf sich nicht wundern, dass dieser statt der ursprünglich geplanten 10 € plus Klimper ( Fahrgast ist ja zufällig schließlich selber Kutscher und weiß wie lange man im Sommer stehen kann … ) nur die verlangten 3, 50 € zahlt. Hätte ich die Funknummer irgendwo entdeckt, hätte ich mich beschwert, ich hatte es leider seehr eilig und konnte deshalb nicht das Ausstellen einer Quittung abwarten.
Damals wie heute beschäftigen mich einige Fragen:
– Seid ihr irgendwann mal gerne Taxi gefahren, hattet Freude daran, mit Menschen arbeiten zu dürfen, Auto zu fahren, Oma Hildes Kriegsgeschichte – über den jungen Mann in den sie verknallt war und der dann eines Morgens nicht wiederkam, den sie jedoch niemals vergessen hat – zu lauschen,
oder an Silvester ein kleines Mädchen aufzugabeln, welches orientierungslos in seinem Kostümchen an einer Ecke steht, um es sicher und warm nach Hause zu bringen, wo sie euch aus ihrem Portmoneechen ein fünfzig Pfennig Stück gibt ( Was ihr – euch freundlich bedankend auch annehmt … ), und dann von ihren verzweifelten und vor Erleichterung weinenden Eltern in die Arme geschlossen wird,
oder dem verzweifelten Lieferwagenfahrer, dessen Wagen mitten in der Nacht in ’ner Sackgasse im Schnee stecken geblieben ist, mit der Taxe am Abschleppseil rauszuziehen? Oder nerven euch alle nur?
– Seid ihr im Taxi genauso schlecht gelaunt wie im Blog und jammert die wenigen Kunden voll oder ist dieser Blog Blitzableiter, also vielleicht eine Art Meckerkasten?
– Warum fahrt ihr Taxi wenn alles so mies ist?
Ich würde mich freuen, vielleicht über den Blog eine Antwort zu bekommen, ich werde deshalb auf jeden Fall mal wieder reinschauen und verabschiede mich erstmal freundlich und auch anonym, schöner Gruß und gute Jagd.
Genauso muß man das sehen! Wir sind im Prinzip Opfer der Spaßgesellschaft: Party macht Spaß, Urlaub in der Karibik macht Spaß, eigenes Auto macht Spaß und tolle Musik aus tollen Anlagen auch. Nur Taxifahren macht keinen Spaß, denn das braucht man ja nur, um zum Spaß hin zu kommen. Im Gegensatz zu dir bin ich Angestellter und könnte als solcher – wenn mir mein Lohn zu gering ist – meinem Arbeitgeber auf den Nähten knien oder vielleicht sogar streiken, wie das in anderen Branchen üblich ist. Nur daß eben in anderen Branchen richtig Geld verdient wird. Wenn man sich den o.g. Spaß ansieht, wären das z.B. Autohersteller, Reisebüros, Diskos und Unterhaltungselektronik.
Ich dagegen brauche gar nicht daran zu denken, am meinen Chef heranzutreten, denn woher soll der denn das Geld nehmen?