Tariferhöhung 2011 kommt – und keiner will sie
Moin aus Hamburg,
jedes Jahr im Frühjahr dasselbe Affentheater in Hamburg. Als Ausgleich für Kostensteigerungen im gewerblichen und privaten Bereich sollen wieder einmal die Taxentarife angehoben werden. Im Gespräch ist eine Erhöhung der Fahrpreise um 4%, vermutlich angedacht für die nächsten 24 Monate.
Dabei fordern Kollegen und Verbände seit Jahren etwas völlig anderes : Die Abschaffung des bezahlten Wartezeitanteils im Taxentarif aus dem Jahr 2000 endlich rückgängig zu machen. Damals wurde der Wartezeitanteil von durchschnittlich 15% des Fahrpreises einfach in den Kilometerpreis eingerechnet. Seitdem befindet sich der Hamburger Taxentarif in einer praxisfremden Schieflage. So kostet eine Taxifahrt in Hamburg immer dasselbe, auch wenn man dafür tagsüber mitunter doppelt soviel Zeit aufwenden muss. Das ist ungerecht und sorgt u.a. dafür, das Fahrten zum Fußball oder zu großen Konzerten relativ unbeliebt geworden sind. Kein Wunder, haben doch Kollegen in der Vergangenheit durchaus Kunden eine ganze Stunde für einen Fahrpreis von 16€ in ihrem Taxi gehabt.
Engagierte Kollegen haben in Eigenregie ermittelt, dass die Fahrpreise in Hamburg mit Wartezeitanteil 15% höher als bisher ausfallen würden. Eine durchschnittliche Taxifahrt für 11€ würde dann vermutlich 12,50€ kosten. Aus diesem Szenario leiten die Taxenbehörde und die Handelskammer nun ab : Diese zusätzliche finanzielle Belastung wäre dem Taxikunden in Hamburg nicht zuzumuten. Ich verdiene tagsüber zu 80% mein Geld mit Geschäftskunden, der Hamburger, der den Euro dreimal umdrehen muss, ist doch seit Jahren gar kein Taxikunde mehr. Diejenigen, die sich eine Taxifahrt noch leisten können, werden sicher in Lage sein, 1,50€ mehr pro Fahrt aufzubringen. Und diejenigen, die heute nicht mehr Taxi fahren, werden es auch nicht tun, wenn wir 1,50€ billiger werden würden.
Ich bin sowieso der Meinung, die Fahrpreise sollten in ihrer Struktur überdacht werden und sich viel mehr an die realen Kosten eines Taxenbetriebes orientieren. Das gesamte Segment Fahrten zwischen 5 und 10€ rechnet sich eigentlich gar nicht mehr, weil die Auslastung nicht stimmt. Kunden mit weiteren Fahrten subventionieren Kurztouren, dabei müsste es genau andersrum sein. Der Kunde, der heute noch bereit ist für 35€ Taxi zu fahren, könnte diese Tour auch für 30€ bekommen. Der Kunde, der zu faul ist 1km zu laufen, muss dann aber auch für diese Kurzstrecke 10€ bezahlen, anstatt aktuell 4,50€.
Zuletzt komme ich nicht umhin unsere Tariferhöhung mit Preissteigerungen anderer Dinge zu vergleichen. Die Hamburg Morgenpost hat vor einiger Zeit den Kaufpreis von 60 auf 70 Cent erhöht (über 15%). Ein Konzert in der Großen Freiheit kostete früher kaum 30€ und schrammt heute schon hart an der 50€ Marke. Die Kinokarte für Harry Potter in 3D kostet uns heute Abend Stück 14€. Auch Diesel, der gängige Kraftstoff für unsere Taxen, ist verglichen mit 2010 um 15% teurer geworden. Auch unter diesen Aspekten ist die Tariferhöhung absolut lächerlich.
Gruß C.L.