Hamburger Tarifstruktur kostet 10% Einnahme
Hallo,
nun ist es also amtlich. Nachdem bereits in Eigeninitiative ermittelt wurde, dass uns Hamburger Taxifahrern die Tarifstruktur ohne Wartezeitanteil jeden Tag Geld kostet, so wurde dieses nun in einen offiziellen Feldversuch bestätigt. Die Taxi Union Hamburg hat dazu ein Gutachten bei der Firma Linne & Krause in Auftrag gegeben. Sicherlich auch vor dem Hintergrund, das mittelfristig die angestellten Fahrer nicht mehr exzessive 70-80 Stunden pro Woche arbeiten dürfen. Daher muss der Stundenumsatz gesteigert werden und zwar dieses mal ausnahmsweise zu Lasten des Kunden.
Dadurch, das der Kunde in Hamburg lediglich die Fahrstrecke zu bezahlen hat und dabei die Dauer der Tour unberücksichtigt bleibt, entstehen Umsatzausfälle in Höhe von gut 10% der Einnahme. Ein Geschenk, dass die Stadt Hamburg dem Taxikunden seit nunmehr 12 Jahren macht. Eine Tarifstruktur, die kaum ein Kunde kennt und schätzt. Ein Tarif, der Besserverdienende und Geschäftskunden überhaupt nicht interessiert.
Das Taxengewerbe in Hamburg wickelt geschätzte 15 Mio. Fahrten im Jahr ab. Dabei entsteht ein Gesamtumsatz von schätzungsweise 180.000.000€. Pro Jahr sorgt diese Tarifstruktur für Einnahmeausfälle in Höhe von ca. 18.000.000€, oder von ca. 5000€ pro Taxi. Mit dieser Einnahme könnte man einiges anstellen. Z.B. das nächste Fahrzeug nicht wieder zu 100% finanzieren, den angestellten Fahrer nicht durch Lohnmodelle gängeln und demotivieren. Oder schlicht anfangen etwas für die Altersvorsorge zu tun, damit man nicht mit 75 Jahren noch auf dem Bock sitzen muss. Rechtzeitig neue (Marken)reifen aufziehen und die Pellen nicht fahren, bis sie aussehen wie Slicks. Oder eben nicht jeden Tag unsägliche Rahmenbedingungen durch eine 14 Stunden Schicht kompensieren zu müssen.
Möglicherweise ist diese Tarifstruktur ab Sommer 2012 Geschichte. Dauert eine Fahrt auf Grund von Stau, Unfällen, Events, Baustellen oder Witterungsverhältnissen länger als üblich, muss sie auch 2 oder 3€ mehr kosten dürfen.
Gruß C.L.
Neuigkeiten ???
Ein paar Kollegen haben mich mittlerweile gefragt, warum ich schon länger hier nichts mehr geschrieben habe ? Die Frage ist berechtigt, wo doch das Gewerbe in Hamburg nicht zur Ruhe zu kommen scheint.
Zuletzt hatte ich einen Artikel für das Taxi-Magazin geschrieben, wo ich die Mühen und Kosten der Konzessionsverlängerung in Hamburg thematisiert habe. Es ist schon einigermaßen unverfroren, die Gebühren für diesen Verwaltungsakt um jährlich 20% zu erhöhen, und uns gleichzeitig mit Tariferhöhungen im Bereich 2-4% abzuspeisen.
Während viele Kollegen trotz eines exzessiven Stundeneinsatzes kaum einen akzeptablen Ertrag erwirtschaften, hat die Behörde 15 VW Phaeton Konzessionen genehmigt. Dabei ist es nicht wirklich schwer zu kalkulieren, dass sich solche Fahrzeuge, mit angestellten Fahrern besetzt, niemals rechnen können. Genauso bizarr die Intension eines 69 jährigen Taxiunternehmers in Hamburg, die Kunden mit einem Porsche Panamera befördern zu wollen. Liebhaberei ist ja ok, aber wirtschaftlich ist das nie im Leben.
Dazu die ewigen Diskussionen um Mytaxi. Die Zentralen sehen ihre Existenz durch diese Smartphone Applikation bedroht, ich selber könnte niemals allein mit einer handvoll Mytaxi Aufträge existieren. Popelige 10% meines Umsatzes erwirtschafte ich mit Mytaxi Touren, von Revolution keine Spur. Daher ist die ganze aufgeblähte Diskussion um ein paar Besteller, die von einer Telefonnummer auf die App. gewechselt haben, total überzogen und lächerlich.
Das neue Jahr ist gleich gestartet mit viel Ärger für die Mehrwagenunternehmer. So soll die gängige Praxis die Fahrer allein durch eine Umsatzbeteiligung zu entlohnen und exzessive Arbeitszeiten zu dulden (80 Stunden pro Woche), illegal sein. Auch dazu ein lesenswerter Artikel im Taxi Magazin.
Besonders die Diskussion um die zukünftige Fahrerentlohnung schlägt hohe Wellen. Bevor also eine neue S-Klasse bestellt wird, weil man meint, ohne MWU würden wieder goldene Zeiten anbrechen bitte ich eines zu bedenken : Jeder Vollzeit Taxifahrer, der in Hamburg seinen Job verliert kann sich mit minimalsten Aufwand selbständig machen. Der durch L&K angeschobene Umbau des Gewerbes in Richtung EWU wird somit fortgeführt, ohne das auch nur ein einziger Cent mehr erwirtschaftet wird.
Neuigkeiten im Gewerbe gibt es also reichlich, nur wirklich neues wird dabei wieder einmal nicht rauskommen.
Gruß an alle C.L.