Genau so ist Taxifahren in Hamburg

On Dezember 8, 2015, in Aktuell, Flughafen, Tagschicht, by C.L.

Die heutige Schicht möchte ich zum Anlass nehmen, einen relativ normalen Arbeitstag als Taxifahrer in Hamburg zu beschreiben.

Ich bin wieder einmal einen Tick zu spät gestartet und fahre leer Richtung Flughafen. In Groß Borstel bietet mir Mytaxi einen Auftrag an. Ich fahre zur Kundin, die mich bittet mich noch etwas zu gedulden, sie käme gleich raus. Bereits zehn Minuten stehe ich vor ihrer Tür, habe erstmal einen Kaffee getrunken und eine Zigarette geraucht. Wir fahren Richtung Gärtnerstraße und stehen Lokstedter Steindamm im Stau. Sie hat es natürlich eilig und ist ungehalten. Sie zahlt ihre 12,90€ mit Payment und gibt mir kein Trinkgeld. Ich darf von dieser Kurztour 7% Provision abgeben und eine Woche auf das Geld warten. Das fängt ja gut an.

Am Flughafen steigen zwei Ingenieure zu und fahren für 75€ nach Schwarzenbek. Wir plaudern und ich bin froh eine dicke Tour abgegriffen zu haben.

Anschließend fahre ich das Taxi durch die Waschanlage und treffe Kollegen zum Mittagessen.

Danach stelle ich mich wieder am Flieger an und ein verliebtes Paar steigt zu. Auf dem Weg ins Hotel stehen wir natürlich in der Tarpenbekstraße im Stau, dabei ist es gerade mal 14.30Uhr. Keine Straße in Hamburg hasse ich so sehr wie diese. Wir machen noch zwei Stops, um u.a. Champagner zu besorgen. Zu den 35€ kommen fürstliche 5€ Tip. Sehr angenehm.

In der City spekuliere ich auf eine Fahrt zurück zum Flieger. Leider bietet Mytaxi mir zweimal Kurztouren an, die 8,30€ und 12€ bringen. Natürlich wieder abzüglich 7% Vermittlungsgebühr.

Auf weitere Fahrten für Kleingeld habe ich keine Lust und fahre leer wieder Richtung Flughafen. Dabei kann ich erstmals seit August wieder durch die Bebelallee. Toll was dort innerhalb von vier Monaten neu entstanden ist. Eine einspurige Verkehrsführung, dazu ein breiter Radweg, der von immerhin drei Radfahrern benutzt wird, während geschätzte einhundert PKW`s im Stau stehen. Eine Ampel an der Kreuzung Meenkwiese, anstatt ein Kreisverkehr mit pulsierendem Verkehrsfluss. Wieder einmal wird der „Randgruppe“ Autofahrer kräftig vor´s Schienbein getreten, ich könnte brechen.

Nach längerer Wartezeit am Flughafen geht es zum Glück auf die Autobahn Richtung Othmarschen. Schnell verdiente vierzig Euro, wenn da nicht ein Rentner mit seinem defekten Opel Höhe BAB Auffahrt Schnelsen liegen geblieben wäre. Um den Vierziger zu verdienen, brauche ich statt 30 Minuten eine glatte Stunde. Wenigstens habe ich mich sehr kurzweilig mit meiner englisch sprechenden Kundin unterhalten.

Obwohl die Kasse am Schichtende halbwegs gestimmt hat, wird man sich über den Hamburger Taxitarif unterhalten müssen. Die Fahrpreise für Kurztouren und die Tatsache, dass im Stau die Uhr nicht weiterläuft, haben nicht nur wegen dem Mindestlohns ausgedient.

PS : Natürlich ist es auch eine Katastrophe, dass ich in zehn Stunden gerade mal fünf Fahrten gemacht habe. Von zu wenig Taxen, wie das Hamburger Abendblatt im Dezember schwadronierte, merke ich überhaupt nichts. Wir sind immer noch viel zu viele um vernünftig zu verdienen.

LG C.L.

 

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