Warum sich Arbeit in diesen Zeiten nicht mehr lohnt
Moin,
2022 ist bis Dato ein leider wirklich turbulentes Jahr. Die Kosten in allen Lebensbereichen sind massiv gestiegen und drohen bereits kurzfristig für einen Teil der Bevölkerung existenzbedrohend zu werden. Noch ist davon vergleichsweise wenig zu sehen, in den Sommerurlaub ist auf jeden Fall wohl jeder Bundesbürger, nach zwei Jahren Corona Verzicht, gereist.
Bereits am Flughafen war zu sehen, dass schlecht bezahlte Gepäckschubser einen Jobwechsel vollzogen haben und für dort gezahlte Taschengelder nicht mehr zur Verfügung stehen. Ähnliches erlebt man auch in der Hamburger Gastronomie. Dort werden händeringend Mitarbeiter gesucht und so mancher Mittagstisch fällt zumindest tagesweise aus.
Rechnet man mit einem spitzen Bleistift, so erhärtet sich der Verdacht, dass zumindest ein Single keine Motivation mehr hat, im Niedriglohnsegment einer Tätigkeit nachzugehen. Weil von einem Netto Einkommen zwischen 1200 und 1600€ nichts mehr übrig bleibt. Schlimmer noch, dass unverhältnismäßig gestiegene Kosten für Energie und Lebensmittel für einen Konsumverzicht sorgen, obwohl man Vollzeit arbeitet. Da würde auch ich mich am liebsten in die Grundsicherung begeben und müsste mich nicht mehr täglich darüber ärgern, dass mittlerweile jeder Euro der reinkommt bereits verplant ist.
Zum Glück haben wir ein Familieneinkommen und trotzdem ärgert es mich, dass sich Strom um 10% verteuert hat, Diesel um 35% und Gas mit der aktuell beschlossenen Umlage um 100%. Unsere mühsam angesparten Rücklagen waren jedenfalls nicht dafür gedacht Gaskonzerne mit gut fünf Milliarden Euro zu unterstützen, dass sollte viel eher unsere inkompetente Regierung aus Steuermitteln erledigen. Inkompetent, weil sie erst großspurig Gaslieferungen aus moralischen Gründen (und natürlich auch für den Klimaschutz) boykottiert und sich erst danach Gedanken darüber macht, was das für eine der größten Industrienationen der Welt an Konsequenzen nach sich ziehen könnte? Fünf Milliarden sind doch Peanuts im Vergleich zu beispielsweise dem angedachten Sonderetat über einhundert Milliarden Euro für die Bundeswehr. Oder im Vergleich zu ca. dreihundertfünfzig Milliarden Euro an Corona Hilfen u.a. für die Lufthansa, Mercedes Benz und VW.
Und obwohl wir uns in einer Solidargemeinschaft befinden, verhagelt es einem Erwerbstätigen deutlich die Stimmung, dass Millionen von Mitbürgern keinen Cent für die Solidarität mit der Ukraine zahlen müssen, weil sie eben keiner Tätigkeit nachgehen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Regierung bis zum Ende der Legislaturperiode im Amt bleibt und ich warte nur auf einen Aufruf zur Energiedemo vor dem Hamburger Rathaus. Ich möchte mich auch gerne mal wo festkleben, aber aus den richtigen Beweggründen.
Ich habe fertig C.L.
PS : Ich hätte Redakteur werden sollen, denn diese Woche erschien ein Artikel mit durchaus ähnlichen Tenor in der Welt. https://www.welt.de/wirtschaft/plus242003965/Bis-zu-80-Prozent-an-den-Staat-Fuer-wen-Arbeiten-nicht-mehr-lohnt.html. Wer Plus Mitglied ist, sollte besonders auf die, wie immer, lesenwerten Kommentare achten. Volkes Stimme wieder einmal erbost ;-)