Moin,

eigentlich nur eine Randnotiz, spannend allerdings, wenn man in der Lage ist, zwischen den Zeilen zu lesen.

https://www.spiegel.de/auto/mercedes-schafft-die-e-klasse-taxis-ab-das-sind-die-gruende-a-3782c6f5-7b53-4b25-a08f-0266c7946496

Denn anstatt empört zu sein, handelt es sich lediglich um eine logische Konsequenz in der sich wandelnden Mobilität. Die aktuelle E-Klasse, intern W213 genannt, glänzt auf den ersten Blick mit stimmigen Proportionen, viel High Tech im Innenraum und, wie bei Mercedes Benz üblich, mit einer ellenlangen Liste Aufpreis pflichtiger Sonderausstattungen. Im pandemiegebeutelten Taxigewerbe, mit anhaltenden Umsatzrückgängen zwischen 30 und 50%, ist vor allem die Wirtschaftlichkeit bei so einem Fahrzeug überhaupt nicht mehr gegeben. Dazu muss man objektiv feststellen, dass die Nehmerqualitäten in Bezug auf Kurzstrecke, Kunstledersitze und der verbauten Komponenten, ziemlich gelitten haben. War früher ein Mercedes Diesel mit 250tkm gerade einmal eingefahren, so droht heute mit einer nennenswerten Wahrscheinlichkeit ein Motorschaden.

Trotz der von Politikern vehement eingeforderten Mobilitätswende sitzt Taxi zwischen sämtlichen Stühlen und droht, wie bei der Reise nach Jerusalem, ziemlich früh aus dem Rennen zu sein. Junge Leute sharen einen Kleinwagen, oder cruisen mit einem Elektroroller durch die Stadt, die Generation Z bestellt per App bei Moia. Wo früher ein VW Golf GTI der Traum eines 18 Jährigen war, ist es heute ein Fahrrad für 5000€ und der Geschäftsführer fährt lieber mit seiner G-Klasse ins Büro.

Mercedes möchte mittelfristig auch den Weg vom Automobilkonzern zum Mobilitätsdienstleister gehen (und nebenbei bemerkt irgendwann damit auch mal Geld verdienen). Also schickt man erst mal die Free Now Taxiflotte durch die Städte und sammelt Kundendaten. Danach macht man ein preislich attraktiveres Angebot und zieht die Taxikunden zur Free Now Ride Mietwagenflotte. Später dann schickt man autonom fahrende Robotertaxis zu den Kunden und verdient nicht mehr Peanuts an Vermittlungsprovision, sondern macht das gesamte Geschäft selber.

Natürlich können Einwagenunternehmer nicht mit börsennotierten Konzernen konkurrieren, denn wir müssen wirtschaftlich arbeiten, einen nennenswerten Netto Gewinn erwirtschaften und eigentlich sogar noch viele hundert Euro pro Monat in eine Altersvorsorge stecken.Uber holt sich sein Kapital durch einen Börsengang, Moia von der VW Mutter und Share Now / Free Now ebenso vom Mutterkonzern Mercedes Benz. Verluste werden mit Gewinnen verrechnet, das spart Steuern und der Kleingewerbetreibende bleibt auf der Strecke. Warum also noch eine rabattierte E-Klasse für ein Gewerbe anbieten, das mittelfristig genauso ausgestorben sein wird wie die Dinosaurier.

Klar wird es immer eine Handvoll Taxis geben, ich bezweifele aber stark, das im „neuen Normal“ noch Margen drin sein werden, die es rechtfertigen, mit einem Fahrzeug für 40.000€ netto anzutreten.

Grüße vom Dino