Moin,

bereits im Oktober 2022 habe ich notgedrungen angefangen, mich um Ersatz für meinen aktuellen Benz zu kümmern. Da ich relativ spezielle Vorstellungen von meinem Arbeitsplatz habe, war mir klar, ein brauchbares Fahrzeug zu finden könnte dauern. Aber nun im August 2023 stand ein Wechsel an.

2014 kaufte ich einem Kollegen seinen Mercedes Benz Diesel ab. Mit 223tkm war der Motor gerade eingefahren, zudem hatte das Fahrzeug nette Gimmicks wie ein Glasschiebedach, ein Spiegeltaxameter, Kindersitze im Fond und ein großes Navi Display verbaut. Als Selbstschrauber hatte ich keine Bedenken, Kleinigkeiten selber zu reparieren, anstatt ständig in die Werkstatt zu müssen, wo damals 50€ die Stunde zu zahlen waren, heute bereits annährend 100€. In neun Jahren habe ich es geschafft den Motor auf knapp 485tkm zu bekommen, Da fehlen natürlich etliche Kilometer, weil während der Pandemie 2020 und 2021 die Nachfrage komplett eingebrochen ist. Die Kraftstoffkosten waren in diesen Jahren eine ständige Achterbahnfahrt und lagen zwischen 99 Cent und 2,35€ für einen Liter Diesel.

Um mir den ständigen Reifenwechsel Sommer / Winter zu ersparen fuhr ich GJR Goodyear Vector 4seasons, die auch mein nächstes Taxi wieder aufgezogen bekommen wird. Die Bremsbeläge hielten 50-65tkm an der Vorderachse, wahlweise ATE Ceramic, oder Jurid White. Ölwechsel lies ich meistens bei Mr. Wash in der Stresemannstraße erledigen, jahrelang bekam ich ihn dort für 50€ brutto, ich meine aktuell kostet er schon 80 oder 85€. Alternativ gibt es das Öl für Liter 6€ bei Matthies, wo ich als Gewerbekunde registriert bin und regelmäßig Ersatz- und Verschleißteile kaufe. Den Einkauf von Teilen und Zubehör im Internet habe ich weitgehend eingestellt, zu wechselhaft ist die Qualität der gelieferten Ware. Das betrifft besonders Bremsscheiben, die oft genug (trotz ATE Logo) ziemlicher Müll waren.

Trotz der legendären Zuverlässigkeit vom Mercedes Benz Fahrzeugen (hüstel) bin ich mehrfach unplanmäßig liegen geblieben. Ohne Vorankündigung quittierte um die 300tkm der Anlasser seinen Dienst, zweimal steckte das Getriebe im 2 Gang fest und teurere Reparaturen an der Elektronik waren zu machen (EHS Plantine/ Drehzahlsensor und Getriebesteuergerät). Dazu hatte ich mehrfach Schrauben im Reifen und war sehr froh über ein vollwertiges Ersatzrad. Mit schwächelnder Lichtmaschine kam ich bei ca. 400tkm so gerade eben noch zu Herrn Schubert von der Firma Walker. Das diese Werkstattinstitution in Hamburg aufgrund eines Todesfalles tatsächlich dieses Jahr schließt ist ein herber Verlust für alle Mercedes Fans.

In den neun Jahren sind natürlich viele weitere Kleinigkeiten kaputt gegangen, Stadtverkehr, Hamburgs unfassbar schlechte Straßen und die vielen Betriebsstunden fordern leider ihren Tribut. Ja man muss es so deutlich sagen, die Verkehrsinfrastruktur der einst wohlhabendsten Stadt in Europa ist total verkommen und auf Verschleiß gefahren worden. Allein das alltägliche Befahren der Alsterkrugchaussee ist für Material und Kundschaft eine echte Zumutung.

Die Ladeluftschläuche werden früher oder später rissig und sorgen dann für Leistungsverlust, schlechte Gasannahme und Ruckeln im Fahrbetrieb. Man muss sie schon ordentlich zusammendrücken, um Risse zu erkennen und besonders fies ist es, wenn sich das Problem unten am Schlauch befindet und man es allerhöchstens erfühlen kann. Es gab einen Wasserverlust am Wischwasserbehälter, der im linken Kotflügel verbaut ist. Dort war der Elektromotor an der Plastikverschweißung inkontinent. Im Winter quittierte plötzlich die Heizung ihren Dienst, wutentbrannt baute ich im Carport bei 0 Grad ein neues Magnetventil ein und dafür den Scheibenwischermotor aus. Auch der Gebläsemotor für die Heizung war irgendwann defekt, die Kohlen runter. Sehr nervig instant zusetzen war auch ein gerissener Seilzug für die Türöffnung der Fahrertür. Die Ursache für einen Kühlwasserverlust in diesem Jahr waren zwei Dichtungen am Abgaskühler.

Klar ist ein über zehn Jahre altes Fahrzeug überhaupt nichts für Menschen ohne eine gewisse Affinität zur Technik, ich habe fast alle Schraubereien gerne ausgeführt und empfand sie als nette Abwechslung zum ewigen Warten auf Kundschaft. Zudem haben diese Arbeiten in Eigenregie viel Geld gespart und man konnte eine gewisse Routine entwickeln.

Ohne die umstrittene Auflage, dass bereits ab 2025 nur noch vollelektrische Taxen in Hamburg neu zugelassen werden dürfen, hätte ich den Wagen sicher noch weitere 100tkm / 3 Jahre bewegt. Da ich aber bis Ende 2024 reagieren muss, habe ich bereits jetzt Ersatz angeschafft. Denn ich bin der Auffassung, dass jeder Gewerbetreibende seinen Arbeitsplatz ideologiefrei aussuchen darf. Wer denn dann elektrisch fahren möchte soll das gerne tun und im Einzelfall mag das durchaus auch sinvoll sein. Aber eine von oben verordnete Pflicht zu BEV halte ich für falsch und für einen Grundrechtseingriff, der ggf. auch juristisch bewertet werden muss.

Abschließend eine kleine Kostenrechnung (netto): Anschaffung 10.000€ + 15165€ Wartung / Verschleiß + 22213€ Diesel =47378€ : 9 Jahre = 5264€ / Jahr.

Der Benz ist nun erstmal eingelagert. Man weis ja nie was noch so kommt…

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Diese Woche hat mein Taxi, eine Mercedes Benz E-Klasse Baujahr 2008 die 300tkm erreicht. Zeit also ein Resümee zu ziehen, wie sich der Wagen im harten Taxialltag bewährt hat und wie es um Zuverlässigkeit und Qualität bestellt ist.

Der W211, eine Limousine der oberen Mittelklasse, gefällt im Alltag durch sein komfortables und dennoch straffes Fahrwerk, seine sehr guten Bremsen und seine sanft schaltende Fünfgang Automatik. Weitere Taxidetails überzeugen, wie integrierte Kindersitze im Fond, ein Spiegeltaxameter oder die straffen, mit Kunstleder bezogenen, Sitze.

Nur mäßig angetan bin ich von dem Vierzylinder Diesel (OM 646 Evo) mit mageren 136PS in der Taxiausführung. Der Motor gilt zwar dank Duplexsteuerkette als extrem langlebig, das nutzbare Drehzahlbank ist durch die Drosselung aber schmal, der Klang bescheiden, der Verbrauch im reinen Stadtverkehr mit ca. 10 Litern/100km zu hoch. Immerhin erreicht der Diesel Euro 4 ohne DPF.

Völlig unerwartet war für mich als Mercedes Fan, dass eine Reihe von Details wirklich schlecht umgesetzt waren.
Die Command APS Navigation ist bei Kurzstrecken nur mäßig effizient, wenn es um den kürzesten Weg, oder stauarmes Navigieren geht. Das Display von Alpine wirkt im Vergleich zu einem Smartphone trist.
Die Taxisitze reißen nun bei 300tkm langsam ein, Taxi Sitzbezüge sollten schon 500tkm unbeschadet überstehen.
Das Display der Heizung ist im Sommer nicht ablesbar, das serienmäßige H7 Licht wirklich eine Zumutung.
Ernüchternd auch, dass Millionen von Fahrzeugen zwischen 2002 und 2012 mit minderwertigen, zügig rostenden, Radschrauben ausgeliefert worden sind.

Bei solch kleinen Details sollte sich der Erfinder des Automobils deutlich mehr Mühe geben.

Naturgemäß muss man in ein Auto mit dieser Laufleistung stetig investieren, ohne allerdings annähernd die Rate eines Neuwagens zu verbraten.

Kostspielige Komponenten wie Anlasser, Lichtmaschine, Injektoren, Turbolader oder, mit Einschränkungen, die Automatik sind zum Glück robust und langlebig.

Ersetzt wurden zwischen 03/2014 und 08/216 diverse Verschleißteile:
Zwei Traggelenke
Hydrolager der Zugstreben
Klimakondensator
Motor- und Getriebelager
Gelenkscheibe Kardanwelle
Bremsschläuche
Stoßdämpfer vorne
Batterie
Spannrolle Rippenriemen
Koppelstange an Stabilisator
Magnetventil EHS im Getriebe
Stromregelventil
Sensor Kraftstofftemperatur

Trotz stetigen Reparaturbedarfs sehe ich für mich keine Alternative zu dem Fahrzeug. Allenfalls hätte ich meinen W124 Sechsender behalten und kräftig Schweißen/Entrosten lassen sollen.

BG C.L.

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Moin,
hier mal ein interessanter Bericht zur Lebensdauer eines Kraftfahrzeugs. Schön das meine Ansichten dort eingeflossen sind. In ein paar Wochen hat meine Taxi die 300.000km erreicht, dann berichte ich, wie sich der Wagen bis dato bewährt hat.

Mobile.de – Die Kilometerfresser

LG C.L.

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Eines der immer wiederkehrenden Themen unter den Taxikollegen ist die Qualität des gewerblich eingesetzten Fahrzeuges. In letzter Zeit häufen sich wahre Schauergeschichten, rund um Verschleiß und Technik. Eigentlich ist der Anspruch sein Taxi 400000km relativ problemlos bewegen zu können eine Selbstverständlichkeit. In der Realität werden viele Fahrzeuge bereits um die 250000km ersetzt, weil die Angst vor unkalkulierbaren Reparaturen einfach zu groß ist.

Mercedes Benz ist mit einem Marktanteil zwischen 50 und 60 Prozent immer noch Marktführer in Deutschland. Seit 2009 wird der W212 angeboten, der im März 2016 vom W213 ersetzt wird. Der W212 kämpft seit seinem Erscheinen mit einigen Unzulänglichkeiten, die Mercedes einfach nicht in den Griff bekommt. So erzählte mir ein Kollege, er hätte innerhalb von 197tkm insgesamt vier! Steuerketten auf Garantie bzw. Kulanz bekommen. Ein anderer Kollege hat seinen Kombi nach achtzehn Monaten wandeln können, weil das Schiebedach einfach nicht dicht zu bekommen war. Start – Stop Anlasser und Wasserpumpen erreichen teilweise keine 100tkm Laufleistung und die Neungang Getriebe aus der S-Klasse, die serienmäßig im E220cdi verbaut sind, neigen zum Ruckeln. Kulanz statt Qualität scheint die Maxime zu sein, was mich nicht zufriedenstellen würde. Ich kaufe keine aktuelle E-Klasse für 35.000€ netto, wohl wissend, dass die Qualität im Detail nicht stimmt.

Auch mein W211, von 2002-2009 gebaut, ist kein ganz problemloses Fahrzeug. Als Schwachpunkte sind eine unterdimensionierte Vorderachse zu nennen, die zügig verschleißt und ständig mit Poltergeräuschen nervt. Dazu ein zu hoher Verbrauch im Stadtverkehr, ein Getriebe ohne Ablassschraube am Wandler, um das komplette Getriebeöl abzulassen. Schlechtes H7 Licht und eine bruchgefährdete Verkabelung im linken Arm des Heckdeckels. Wenigstens hat mein Motor eine Duplexsteuerkette an der Vorderseite des Motors und keine Fahrradkette an der Stirnwand, wie der W212.

Auch bei VW gibt es manchmal Qualitätsprobleme. So hatte ein Passat Kollege zweimal einen Riss der Steuerkette der Ölpumpe, an anderer bei 250tkm einen zugesetzten Partikelfilter mit nachfolgenden Motorschaden auf der Autobahn. Aktuell verliert das DSG Getriebe eines Touran Fahrers Öl, Ursache unbekannt.

Qualität „Made in Germany“ war einmal. Dazu passt auch, dass Audi und BMW keine Taxifahrzeuge anbieten. Wohl wissend ihre Mittelklasse Fahrzeuge sind mit dem harten Taxi Alltag gnadenlos überfordert???

Es stellt sich also nicht mir die Frage, welches Fahrzeug man zukünftig kostengünstig und zuverlässig als Taxi einsetzen kann?

LG C.L.

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Kollege D.S. will sich im Sommer 2012 eine neue Taxi kaufen. Er und seine Mitarbeiter bewegen einen Mercedes W211 E200cdi ca. 10.000km im Monat. Dabei entstehen Treibstoffkosten in Höhe von 1550€ Brutto pro Monat. Gibt es eine Alternative, um diesen Kostenblock deutlich zu reduzieren ? Das zumindest ist bei Dieselpreisen um die 1,50€ pro Liter in jeder Mittagspause Thema.

Das Problem beginnt schon damit, dass die von Mercedes angegebenen Verbräuche im Stadtverkehr in der Praxis deutlich überschritten werden. In Hamburg fährt man viele Kurztouren innerhalb des Ring 1. Alle 500 Meter wartet man an einer roten Ampel, Stau durch Baustellen, Events und Unfälle bestimmen den Alltag.

Der Mercedes W211 (2002 – 2007) verbraucht 10,5 Liter im Stadtverkehr, Werksangabe 9,1 Liter. Leider bietet Mercedes dem Taxengewerbe nur eine 100kw Motorisierung an, mit ungedrosselten 125kw, würde der Wagen vielleicht einen Liter weniger verbrauchen. Gänzlich unredlich sind die Angaben beim aktuellen Modell W212 (ab 2008). Mercedes gibt einen Verbrauch von 7,1 Liter im Stadtverkehr an, die Kollegen bewegen das Fahrzeug mit 10, 5 Litern im Schnitt. Das geht auch auf das Konto des Partikelfilters, der beim Vorgänger noch abbestellt werden konnte, nun aber obligatorisch ist, um die Abgasnorm Euro 5 zu schaffen. Aber Mercedes hat nachgebessert und bietet nun eine 7 Gang Automatik mit Start / Stop Funktion an. Aus 6,4 Litern Werksangabe werden so in der Praxis 9 Liter Diesel. Pro 100 Kilometer kostet also ein Diesel ohne Start Stop 15,54€, mit Start Stop 13,32€.

Als Alternativen haben wir erschöpfend LPG / Autogas, Erdgas / CNG und Diesel Hybrid diskutiert und dabei bewusst nur über die Mercedes E-Klasse gesprochen. Weil wir dieses Modell jetzt und auch in Zukunft fahren wollen.

Schon seit fast 30 Jahren gibt es die Möglichkeit jeden Benzinmotor auf Flüssiggas umzurüsten. Bei einem Vierzylinder entstehen dabei Kosten zwischen 2000 und 2400€. In Hamburg rüstet z.B. Mercedes Leseberg Fahrzeuge mit dem Stern auf Gas um. Mercedes gibt für den W211 E200 Benziner einen Verbrauch von 12,4 Liter im Stadtverkehr an. Daher lege ich mal freundliche 15 Liter LPG als Verbrauch zu Grunde. 15×0,80 Cent = 12€/100km plus 0,5 Liter Benzin für den Kaltstart = 12,80€

Es gibt seit einigen Jahren die E-Klasse auch als NGT. Ein bivalenter Antrieb, der auch Erdgas verbrennen kann. Im Taxenbetrieb verbraucht der Wagen 8 Kilo Erdgas zu aktuell 1,04€ pro Kilo, sowie 0,5 Liter Benzin für den Startvorgang. 8,32€ plus 0,80€ = 9,12€/100km. Benannt werden müssen zwei klare Nachteile für das Gewerbe. Die Reichweite von ca. 180km und ein merklich kleinerer Kofferraum. Uns bleibt völlig unverständlich wieso dieser Wagen weiterhin einen 60 Liter Benzintank mit sich spazieren fährt.

Zuletzt ein Wort zum Dieselhybrid, den Mercedes im Sommer 2012 herausbringen will, den E 300 BlueTEC HYBRID. Wir nehmen an, dass diese Motorisierung im Taxenbetrieb 20% Diesel einsparen könnte. 7x-1,48€ = 10,36€. Eine 1,8 Tonnen schwere Limousine im Stadtverkehr mit 5 Litern bewegen zu wollen ist unrealistisch. Leider kommt das Fahrzeug erst einmal nur mit einem 204PS Vierzylinder, daher ist damit zu rechnen, dass der Kaufpreis für das Gewerbe um mindestens 10.000€ höher ausfällt, als für den E200cdi als Taxivariante. Für einen Hybrid Antrieb in der S-Klasse nimmt Mercedes aktuell 14.000€ Aufpreis.

Bei einer Jahresfahrleistung von 40.000km im Jahr (Einzelunternehmer mit Privatkilometern) ergeben sich folgende Summen / Einsparmöglichkeiten (alle Angaben Brutto):
E200cdi ohne Start Stop 6216€
E200cdi mit Start Stop 5328€
E200 LPG 5120€
E200 NGT 3648€
E300 Bluetec Hybrid 4144€

Nach diesen Rechenvarianten ist naheliegend einen E200 NGT zu ordern, den es als Taxi ab 31.100€ netto zu kaufen gibt. Ob dieser Motor allerdings problemlos 300 – 400tkm verkraftet, muss jeder selber herausfinden? Kauft der Taxiunternehmer womöglich einen guten Gebrauchtwagen für 12.000€ wird jedes Einsparpotenzial eines Neuwagens gänzlich ad absurdum geführt.

Gruß C.L.

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