Umfrageergebnisse zu aktuellen Taxithemen
Schon öfter habe ich hier erwähnt, dass das Hamburger Taxigewerbe seit dem Beginn der Corona Pandemie relativ gut vernetzt ist. Es findet in unterschiedlichen Telegram Gruppen ein stetiger Informationsaustausch statt.
Dort werden auch immer wieder mal Umfragen gestartet, um zu diversen Themen ein Meinungsbild einzuholen. Darüber möchte ich heute kurz berichten.
Maskenpflicht im Taxi
Da in Schleswig Holstein bereits am 01. Dezember 2022 die Maskenpflicht im ÖPNV abgeschafft worden ist, wollte ich gerne wissen, wie die Kollegen zu einem Ende der Maskenpflicht im Taxi stehen. Im Ergebnis hätten 78% der Abstimmenden die Maskenpflicht sofort abgeschafft. Leider befinden sich die zuständigen Hamburger Entscheidungsträger im Dornröschenschlaf und drangsalieren uns weiterhin mit völlig überholten Bestimmungen. Wie soll man einem Flughafenkunden rational erklären, dass er im prallvollen Flieger keine Maske zu tragen braucht, aber in einem Hamburger Taxi? In einem Norderstedter Taxi braucht er ebenfalls keine Maske zu tragen. Die aktuelle Situation als grotesk zu bezeichnen ist da wirklich noch schmeichelhaft. Wollen wir mal hoffen, dass an der Maskenpflicht nicht tatsächlich noch bis mindestens 01.04.23 festgehalten wird, sondern das diese Pflicht am 01. Februar endgültig wegfällt.
Wirtschaftlichkeit eines Mehrwagenbetriebes
Die zweite Umfrage befasste sich mit der Wirtschaftlichkeit eines Mehrwagenbetriebes in Hamburg. Im Laufe des Jahres 2022 haben sich überwiegend Mehrfahrzeugbetriebe ein Elektrotaxi finanziert und müssen gleichzeitig seit dem 01.10.2022 mindestens einen Stundenlohn von 12€ brutto bezahlen. Dazu müssen Arbeitszeiten eingehalten werden, sowie Lohnfortzahlung bei Urlaub und Krankheit.
Lässt sich also so ein Betrieb gesetzeskonform betreiben?
Immerhin 59% der Abstimmenden bezweifeln das. Und auch ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie bei allseits bekannten, eher mageren Stundenumsätzen, ein Gewinn entstehen soll?
Tariferhöhung 2023
Dann ging es bereits wieder um eine nächste Tariferhöhung, um die Inflation und die deutlich gestiegenen Betriebskosten wenigstens im Ansatz kompensieren zu können.
Genau wie schon 2016 und 2021 ist die Abschaffung der Karenzminute die zentrale Forderung der Abstimmenden. 45% möchten, dass der Faktor Zeit im Fahrpreis endlich wieder berücksichtig wird. So wie bei allen über 300 Taxitarifen in Deutschland, außer in Berlin und Hamburg, wo die Verkehrssituation besonders bescheiden ist. Es kann es nicht sein, dass eine Fahrt vom Flughafen in die City immer 29€ kostet, egal, ob man dafür nun 25 Minuten, oder 55 Minuten unterwegs ist.
Dazu wäre eine Tariferhöhung um 10% angemessen. Zufrieden mit dem aktuellen Hamburger Taxitarif sind im Übrigen gerade einmal 15% der Kollegen.
Braucht Hamburg einen Verband für Einzelunternehmer?
Taxibetriebe mit lediglich einem Fahrzeug stellen die überwältige Mehrheit der Unternehmer in Hamburg, ihre Bedürfnisse werden aber in vielen taxispezifischen Belangen gänzlich ausgeklammert. Es gibt einen Mehrwagenunternehmerverband, einen Verband der vorrangig für eine Funkzentrale mit Monopolstellung spricht, und eventuell noch den einen oder anderen Mikro Verband mit etlichen Karteileichen.
Und leider spricht bei allen Fragen zum Thema Taxi scheinbar nie jemand darüber, wer denn das alles letztlich bezahlen soll? Als Gipfel der Abgehobenheit zuletzt die Meldung aus der Taxi Times Hamburg bräuchte 750 Elektrotaxen pro Jahr
https://www.taxi-times.com/750-hamburger-e-taxis-pro-jahr-liefern-liefern-liefern/
Ich sehe da gerade mal eine Person, die im Taxi Geld verdient und ansonsten nur Theoretiker, Funktionäre, Lobbisten und Beamte.
Immerhin 48% der Abstimmenden sagen, dass wir in Hamburg einen solchen Verband bräuchten. Allerdings sagen ebenfalls 36% das das sowieso nichts bringen wird. Ein ähnlicher Tenor auch in Postengesprächen, Resignation und Frust werden jedes Jahr größer bei den Kollegen.
Grüße C.L.
CDU Politiker fordert den Steuerfreibetrag für Geringverdiener zu verdoppeln
Die sinnvollstes Einlassung, die ich seit Monaten von einem Politiker gelesen habe.
Grüße C.L.
Fünf Freunde
Moin,
zum Jahresende habe ich mich mit vier weiteren langjährigen Taxikollegen zu einem Weihnachtsessen getroffen. Wir kennen uns bereits gut 20 Jahre und haben gemeinsam das Jahr 2022 Revue passieren lassen.
Der erste Kollege hat im November seine Konzession abgegeben und von der Taxifahrerei endgültig die Nase voll. Beim Hansafunk war er eigentlich nur noch Servicetaxi, hat Arztpraxen bedient und mickerige Fahrten abgegriffen. Seit Jahren steigen unsere Betriebskosten, ohne das dieser Umstand in den Taxitarifen angemessen berücksichtigt wird. Dazu hat ihn der Verkehr und die Baustellensituation genervt und zuletzt auch die Transformation mit der Brechstange hin zu Elektromobilität. Der ewige moralische Zeigefinger, einzig motiviert durch ideologisches Scheuklappendenken, ist ihm gehörig auf den Keks gegangen. Seit 1986 fährt er Taxi und hätte niemals gedacht, dass er bereits mit 63 Jahren die Segel streichen würde.
Der zweite Kollege überlegt, ob er sich 2023 von seinen Fahrern trennen muss, weil sie objektiv den Mindestlohn nicht einfahren. Um 12€ brutto bezahlen zu können, muss der Angestellte 35€ erwirtschaften, was höchstens dann und wann mal möglich ist. Daher waren wir auch sehr erstaunt, dass besonders Mehrwagenunternehmer in sündhaft teure ETaxen investieren. Das rechnet sich nicht.
Der dritte Kollege hat sich in Niedersachsen ein kleines Häuschen gekauft, renoviert gerade, und wird im Laufe des Jahres 2023 aufhören. Auch ihm reicht die Verkehrs- und Tarifpolitik der Stadt Hamburg. Und auch er ist noch keine 65 bzw. 67 Jahre alt. Genug ist eben genug.
Der vierte Kollege wird dem Gewerbe noch ein bisschen erhalten bleiben und hat bei Taxi Blankenese eine neue Heimat gefunden. Dort läuft das Geschäft und die Beziehung zu Kollegen und Kunden ist sehr eng. Das wäre theoretisch auch was für mich, wenn ich nicht ständig mittags nach Hause müsste, um meine Kinder zu bekochen und zu bespaßen.
Naja und ich selber bin auch ein weiteres Jahr nur mäßig begeistert von meiner Tätigkeit gewesen. Im Unterschied zu den Kollegen bin ich allerdings erst 51 Jahre alt, fahre aber bereits seit dem 21zigsten Lebensjahr Taxi. Erträglich ist das Taxifahren nur noch, wenn ich nach 6-8 Stunden nach Hause fahre. Schichten mit 10-12 Stunden, so wie vor der Pandemie, sind für mich aktuell unvorstellbar. Die viele kostbare Zeit, die man am Taxistand jedes Jahr wegwirft. In diesem Jahr zum Beispiel ständig am Flughafen, wenn die Etaxen meine Kunden wegfahren, weil sie vordrängeln dürfen und deswegen 90% der Verbrenner Kollegen wie die letzten Deppen noch länger warten müssen. 6000€ Umsatzausfall hat mich diese Regelung 2022 gekostet und wie es deswegen in mir brodelt ist kaum in Worte zu fassen.
Insgesamt gesehen sorgt also die Geringschätzung in Verbindung mit Daumenschrauben dafür, dass sich gestandene Profis aus dem Gewerbe verabschieden und das Feld blutigen Anfängern überlassen, die nicht einmal mehr eine Ortskundeprüfung ablegen müssen.
Ich wünsche den Jungs auf ihrem weiteren Lebensweg alles erdenklich Gute und wir werden natürlich trotzdem engen Kontakt halten.
Grüße C.L.