Ich habe die Zahlen für 2020 und 2021 jetzt in zwei Beiträge aufgeteilt, um eine bessere Vergleichbarkeit herzustellen. 2020 haben die Unternehmer auschließlich aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb eingestellt. 2021 sind zumindest ab dem dritten Quartal die Ursachen der Betriebsaufgaben etwas vielfältiger.

Update 02/2021
1955 Unternehmer mit 2867 Taxen
122 Unternehmer mit 390 Mietwagen
552 Taxen in Ruhe gelegt

Update 03/2021
1952 Unternehmer mit 2862 Taxen
120 Unternehmer mit 395 Mietwagen
497 Taxen in Ruhe gelegt

Und wieder gibt es aktuelle Zahlen der Behörde (04/2021)
1941 Unternehmer mit 2830 Taxen
121 Unternehmer mit 397 Mietwagen
459 Taxen in Ruhe gelegt

Update 05/2021
1938 Unternehmer mit 2806 Taxen
121 Unternehmer mit 383 Mietwagen
440 Taxen in Ruhe gelegt

Update 06/2021
1929 Unternehmer mit 2797 Taxen
123 Unternehmer mit 386 Mietwagen
406 Taxen in Ruhe gelegt

Update 07/2021
1922 Unternehmer mit 2779 Taxen
123 Unternehmer mit 384 Mietwagen
315 Taxen in Ruhe gelegt

Update 08/2021
1911 Unternehmer mit 2764 Taxen
123 Unternehmer mit 383 Mietwagen
215 Taxen in Ruhe gelegt

NEU: 40 Vollelektro Taxen auf der Straße!!!

Update 09/2021
1909 Unternehmer mit 2760 Taxen
122 Unternehmer mit 391 Mietwagen
132 Taxen in Ruhe gelegt

48 Vollelektro Taxen auf der Straße!!!

Update 10/2021
1896 Unternehmer mit 2736 Taxen
121 Unternehmer mit 378 Mietwagen
120 Taxen in Ruhe gelegt

56 Elektrotaxen auf der Straße. 15 gehalten von EWU und 41 gehalten von MWU.

Update 11/2021
1894 Unternehmer mit 2723 Taxen
124 Unternehmer mit 383 Mietwagen
59 Taxen in Ruhe gelegt

Update 12/2021
1886 Unternehmer mit 2701 Taxen
121 Unternehmer mit 378 Mietwagen
60 Taxen in Ruhe gelegt

101 Elektrotaxen in Hamburg unterwegs

Grüße C.L.

 

https://www.sueddeutsche.de/politik/bundesregierung-energiepreise-entlastung-koalitionsausschuss-livestream-1.5553374

Dazu ein Kommentar:

Bei den rasant steigenden Kosten in allen Lebensbereichen kann einem aktuell angst und bange werden. Lebensmittel, Strom, Gas, Diesel, die Inflation liegt gefühlt bereits jenseits der 10%.

Heute nun hat sich die Bundesregierung zu Entlastungen für den Bürger entschlossen und einen Verhandlungsmarathon hinter sich gebracht. Was dabei letztlich rausgekommen ist, muss man leider erneut als übles  Rumgemurkste titulieren. Es handelt sich im Grunde um die altbekannten Taschenspielertricks, die wir Selbständigen schon zur Genüge durch die Corona Hilfen kennen. Denn auch dort mussten Wirtschaftshilfen versteuert werden und somit landete ein Teil des Geldes direkt wieder beim Staat.

Eigentlich wäre die Rechnung ganz einfach: 300€ pro Erwachsenen und 100€ pro Kind würden uns 800€ bringen, um damit teilweise Kostensteigerungen zu kompensieren. Unsere Mehrkosten für Gas und Strom liegen für 2022 bei 1380€. Schon hier tut sich eine Lücke auf, denn die Fahrten zum Arbeitsplatz oder betriebliche Dieselkosten sind überhaupt nicht berücksichtigt.

Nun ist aber alles typisch deutsch und somit maximal kompliziert. 300€ zahlt der Arbeitgeber dem Mitarbeiter über die Lohnabrechnung aus und darauf ist direkt Lohnsteuer zu entrichten. D.h. von 300€ kommen vielleicht 210€ netto als Hilfe an, 90€ atmet sich der Fiskus ein. Bei Selbständigen soll es eine einmalige Minderung bei der Einkommenssteuer Vorauszahlung geben, d.h. mit dem Geld ist vielleicht im III. Quartal 2022 zu rechnen.  Auch 100€ zusätzlicher Kinderfreibetrag sind in einer Vielzahl der Fälle nicht von steuerlicher Relevanz.

Auf Diesel soll es befristet für drei Monate einen Rabatt von 14 Cent pro Liter geben, d.h. Diesel kostet dann Stand heute 2,01€ und ist damit immer noch 40 Cent zu teuer.

Und am Schluss der Vereinbarung dann gleich der nächste Hammer für alle Eigenheimbesitzer, nämlich die Pflicht bereits ab 2024 mit 65% erneuerbarer Energie zu heizen. Den Regierenden ist offenbar überhaupt nicht klar, dass Eigentum mehrheitlich noch den Banken gehört und Kredite mit zwanzig bis dreißig Jahren Laufzeit abzuzahlen sind. Da kann lange nicht jeder mal eben 20.000€ für eine Heizung und 30.000€ für eine Wärmedämmung irgendwo beim Goldesel abholen, sondern Familien mit Eigentum müssen durchaus auch mit einem sehr spitzen Bleistift rechnen. Dieses Gesetz würde bedeuten, dass Gas- und Ölheizungen quasi tot sind, obwohl jeder Energieberater darüber informiert, dass ältere Bestandsimmobilien nicht effizient mit Luft-Wärmepumpen zu beheizen sind. Zudem steht zu befürchten, das es finanziell egal sein wird, ob man 300€ pro Monat für Gas raushaut, oder eben 300€ für Strom. Hamburg Energie zeigt ja gerade mit avisierten Strompreissteigerungen von knapp 70% beim Laden von BEV`s, das Planungsssicherheit heutzutage ein Fremdwort ist.

Kurzum, unsere aktuelle Bundesregierung verpulvert Steuergeld und macht ständig neue Schulden um überall in der Welt behilflich zu sein. Aber der Wähler hier wird grundsätzlich an der ganz kurzen finanziellen Leine gehalten. Dazu drängt sich einmal mehr der Eindruck auf, die Mittelschicht in diesem Land soll sukzessive Verschwinden, denn denen tun die Mehrkosten richtig weh. Den Empfänger von leistungsloser Grundsicherung dürften Mehrkosten wenig kümmern, da der Staat ja bezahlt und die Gutverdiener können höhere Fixkosten sowieso problemlos verkraften. Wobei sie sich selbstverständlich auch darüber ärgern werden.

Grüße C.L.

 

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/mercedes-taxi-soll-es-nicht-mehr-geben-taxifahrer-in-der-klemme-17895245.html

Abend,

ich hatte ja schon an anderer Stelle kommentiert, dass Mercedes die nächste E-Klasse (W214) nicht mehr als Taxi ab Werk produzieren wird. Hier nun eine weitere Einlassung unter dem Blickwinkel „EU und die Bürokratisierung“.

Als ich Ende 2006 ein Taxi anschaffen wollte, war für mich völlig klar, wie das zu bewerkstelligen ist. Es sollte ein gepflegter und gut ausgestatteter W124 Sechszylinder Diesel werden. Nach langwieriger Suche bei mobile.de fand ich einen passsenden Privatwagen in Villigen und holte das Teil dort ab.

Hier in Hamburg baute mir jemand privat ein Taxameter ein, eine Taxi Alarmanlage und einen Dachzeichenanschluß. Das Signal für das Taxameter wurde vom Hallgeber am Kombiinstrument abgegriffen. Dazu lackierte mir eine Werkstatt den Wagen in hellelfenbein um. Bezahlt habe ich dafür insgesamt 1500€ und mich ganz doll gefreut.

Heute ist sowas natürlich verboten und nicht mehr erwünscht. Anstatt, dass die Kollegen sich individuell ein Fahrzeug zulegen können, fahren heute fast alle die aktuelle E-Klasse, VW Touran, Toyota Prius oder Rav 4. Langweilig…

Vereinzelt trifft man noch auf einen W126 mit blauen Veloursitzen, einen ziemlich runtergerockten 190D, oder einen schicken W124 Kombi mit knapp 900tkm auf dem Tacho.

Das Zauberwort heißt Konformitätserklärung. Der Fahrzeughersteller muss den Signalweg für den Abgriff der Impulse für das Taxameter offenlegen, erst Fahrzeug und Taxameter bilden dann eine Einheit, die zum Einsatz in der Personenbeföderung geeignet ist. Diese Erklärung kostet nebenbei bemerkt 500€. Intax in Oldenburg rüstet ausschließlich ausgewählte Neufahrzeuge zu Taxen um.

Grüße C.L.

 

Moin,

eigentlich nur eine Randnotiz, spannend allerdings, wenn man in der Lage ist, zwischen den Zeilen zu lesen.

https://www.spiegel.de/auto/mercedes-schafft-die-e-klasse-taxis-ab-das-sind-die-gruende-a-3782c6f5-7b53-4b25-a08f-0266c7946496

Denn anstatt empört zu sein, handelt es sich lediglich um eine logische Konsequenz in der sich wandelnden Mobilität. Die aktuelle E-Klasse, intern W213 genannt, glänzt auf den ersten Blick mit stimmigen Proportionen, viel High Tech im Innenraum und, wie bei Mercedes Benz üblich, mit einer ellenlangen Liste Aufpreis pflichtiger Sonderausstattungen. Im pandemiegebeutelten Taxigewerbe, mit anhaltenden Umsatzrückgängen zwischen 30 und 50%, ist vor allem die Wirtschaftlichkeit bei so einem Fahrzeug überhaupt nicht mehr gegeben. Dazu muss man objektiv feststellen, dass die Nehmerqualitäten in Bezug auf Kurzstrecke, Kunstledersitze und der verbauten Komponenten, ziemlich gelitten haben. War früher ein Mercedes Diesel mit 250tkm gerade einmal eingefahren, so droht heute mit einer nennenswerten Wahrscheinlichkeit ein Motorschaden.

Trotz der von Politikern vehement eingeforderten Mobilitätswende sitzt Taxi zwischen sämtlichen Stühlen und droht, wie bei der Reise nach Jerusalem, ziemlich früh aus dem Rennen zu sein. Junge Leute sharen einen Kleinwagen, oder cruisen mit einem Elektroroller durch die Stadt, die Generation Z bestellt per App bei Moia. Wo früher ein VW Golf GTI der Traum eines 18 Jährigen war, ist es heute ein Fahrrad für 5000€ und der Geschäftsführer fährt lieber mit seiner G-Klasse ins Büro.

Mercedes möchte mittelfristig auch den Weg vom Automobilkonzern zum Mobilitätsdienstleister gehen (und nebenbei bemerkt irgendwann damit auch mal Geld verdienen). Also schickt man erst mal die Free Now Taxiflotte durch die Städte und sammelt Kundendaten. Danach macht man ein preislich attraktiveres Angebot und zieht die Taxikunden zur Free Now Ride Mietwagenflotte. Später dann schickt man autonom fahrende Robotertaxis zu den Kunden und verdient nicht mehr Peanuts an Vermittlungsprovision, sondern macht das gesamte Geschäft selber.

Natürlich können Einwagenunternehmer nicht mit börsennotierten Konzernen konkurrieren, denn wir müssen wirtschaftlich arbeiten, einen nennenswerten Netto Gewinn erwirtschaften und eigentlich sogar noch viele hundert Euro pro Monat in eine Altersvorsorge stecken.Uber holt sich sein Kapital durch einen Börsengang, Moia von der VW Mutter und Share Now / Free Now ebenso vom Mutterkonzern Mercedes Benz. Verluste werden mit Gewinnen verrechnet, das spart Steuern und der Kleingewerbetreibende bleibt auf der Strecke. Warum also noch eine rabattierte E-Klasse für ein Gewerbe anbieten, das mittelfristig genauso ausgestorben sein wird wie die Dinosaurier.

Klar wird es immer eine Handvoll Taxis geben, ich bezweifele aber stark, das im „neuen Normal“ noch Margen drin sein werden, die es rechtfertigen, mit einem Fahrzeug für 40.000€ netto anzutreten.

Grüße vom Dino

„Wir reagieren auf die steigenden Benzinpreise und zahlen für jede Fahrt 0,20€ extra aus. Die 0,20€ extra zahlt FREE NOW zusätzlich zum regulären Umsatz der Touren aus. Sie werden nicht auf den Fahrpreis für die Fahrgäste aufgeschlagen.“

Ich fahre ja nun schon seit längerer Zeit nicht mehr für Free Now, weil ich deren Provisionsmodell ablehne. 12% Provision vom Fahrpreis finde ich einfach unverschämt und die Priorisierung in der Vermittlung von Elektrotaxen widerspricht jeder Form von Kollegialität.

Das Taxigewerbe jetzt mit 20 Cent zu unterstützen ist eine Frechheit, es handelt sich um Almosen von einem High Tech Konzern. Wer 100€ Umsatz mit Free Now macht und 6 Touren dafür abgearbeitet zahlt 12€ Vermittlungsgebühr und bekommt 1,20€ extra zum Tanken.  Das nenne ich mal eine echte Verhohnepipelung.

Grüße C.L.

Wie prekär die Situation im Taxengewerbe ist, liest sich auch aus folgenden Zeilen sehr gut heraus :

https://www.taxen-union-hamburg.de/home/aktuelles-news-details/offener-brief-an-die-politischen-und-beh%C3%B6rdlichen-entscheider-hamburgs.html

Grüße C.L.

Getagged mit: 

Nach annährend fünf Jahren ist es mal wieder soweit, der Hamburger Taxitarif soll angepasst werden. Und zwar gleich einmal um knappe 10%. Das passt gut ins Bild der aktuell galoppierenden Inflation und birgt daher auch erhebliche Gefahren.

Schon seit Ewigkeiten müssen wir Taxiunternehmer uns die Frage stellen, wieso unsere Dienstleistung in der zweitgrößten deutschen Stadt nur rudimentär nachgefragt wird? Geschätzt 65% der Hamburger Bevölkerung fährt nie Taxi, stattdessen hält eine vierköpfige Familie zwei bis drei Privatwagen vor, und meint das sei wirtschaftlich. Oder es werden sich geförderte Elektrofahrzeuge finanziert, anstatt für eine Taxifahrt dann noch mal 20 oder 30€ auszugeben. Die PKW Hersteller träumen vom autonom fahrenden Fahrzeugen und investieren Milliarden in diese Vision, man möchte mittelfristig mit Robotertaxen als Monopolist Milliarden verdienen, und das kleinteilige Personenbeförderungsgewerbe natürlich vorher plattmachen. In der Tendenz unterstützt der Hamburger Senat mit dem Moia Projekt genau diese Gangart, was unter moralischen und sozialen Gesichtspunkten unter aller Kanone ist.

Nun frage ich mich, ob ich die satte Tariferhöhung auch in meinen Einnahmen wiederfinden werde? In der Vergangenheit war das jedenfalls nicht der Fall und aktuell hat der Kunde mehr Möglichkeiten denn je, seine Wege und Routen durch ein vielfältiges Mobilitätsangebot zu organisieren.

Dazu kommt oben genannte Inflation, die mit statistischen 5% nur sehr verschwommen abgebildet ist. Bei erheblichen Preissteigerungen für Strom, Gas, Benzin und Diesel muss befürchtet werden, das dadurch der Binnenkonsum merklich abgewürgt wird.  

Mein persönliches Statement zur Tariferhöhung sieht wie folgt aus:

  1. Die Karenzminute muss abgeschafft werden, wir stehen seit dem Jahr 2000 kostenlos mit dem Kunden im Stau. Die unbezahlte Wartezeit, die bei jedem Fahrzeugstillstand bis sechzig Sekunden greift, hat mir in zwanzig Jahren Einnahmeausfälle beschert, von denen ich locker heute ein Eletrotaxi bar bezahlen könnte. Die 30€ Wartezeit sind in Hamburg leider nur theoretischer Natur. 
  2. Kurztouren sind in Relation zu längeren Fahrten viel zu billig. Eine Fuhre für 6,80€ darf im Jahr 2022 gerne 10€ kosten (+40%), eine Fahrt für 50€ ist selten und teuer genug und sollte daher unangetastet bleiben.
  3. Die Grundgebühr sollte noch weiter erhöht werden, weil Service wie Bestellung / Kartenzahlung Geld kostet und wir durchaus den Kunden an diesen Kosten beteiligen sollten. Free Now berechnet den Kunden eine Bestellgebühr, die auf den Fahrpreis aufgeschlagen wird. Natürlich nicht für die Driver auf der Straße, sondern zur Weiterentwicklung der Technik.

Zudem soll es weitere Vorteile für Elektrotaxen geben, nämlich exklusive Taxistände mit Ladeinfrastruktur, an denen sich Verbrenner Taxen nicht bereithalten dürfen. Nach den Verwerfungen mit der Priorisierung von Elektrotaxen am Flughafen Hamburg ist die Idee, aufgrund des Gleichheitsprinzips und des sozialen Friedens im coronagebeutelten Gewerbe, nicht weiter zu verfolgen.

Grüße C.L.

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Ideologie vs. wirtschaftliche Machbarkeit. Auch bundespolitisch seit den Wahlen im September ein Dauerbrenner.

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Grüße C.L.