Kommentar zum Podcast mit Dirk Ritter
Neugierig habe ich den Ausführungen des Leiters der Hamburger Taxenbehörde zugehört und sehe doch naturgemäß einiges anders, als ein gut situierter Beamter, der natürlich vom Taxifahren nicht leben muss. Dafür aber die Verwaltung der aktuell 2900 Taxen in Hamburg sehr gut vergütet bekommt.
Während in dem Podcast der aktuell größte Taxenunternehmer als mutig und innovativ gelobt wird (weil er bereitwillig Etaxen angeschafft hat und gerne die Förderungen aus Hamburger Steuermitteln kassiert hat) habe ich von solchen Großbetrieben einen durchwachsenen Eindruck. Es reicht nämlich vorne und hinten nicht, lediglich einen neuen VW ID4 anzuschaffen und auf die Wagen irgendwelche Vögel zu setzen. Solche Großbetriebe arbeiten völlig unkritisch mit FreeNow und schlimmer noch, mit Uber zusammen, und stellen Fahrpersonal ein, wo Google Maps eigene Ortskenntnis ersetzt.
An das Linne & Krause Gutachten erinnere ich mich ebenfalls noch. 2005 war es wohl, als bekannt wurde, dass die Mehrheit der Mehrwagenunternehmer im Schnitt 2/3 der Umsätze schwarz erwirtschafteten. In der Konsequenz hätte es folglich ein Gewerbe komplett bestehend aus Einwagenunternehmern geben müssen. Das wurde allerdings nur halbherzig verfolgt, weil ja immer das Argument der Bedienfähigkeit herhalten muss, damit sich ständig ein Überangebot an Taxen durchs Jahr schleppt.
Zuletzt muss man kein Rechengenie sein, um zu attestieren, dass 12€ Mindestlohn einen Stundenumsatz von 36€ erfordern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Durchschnittsumsätze in den Mehrwagenbetrieben höher als 25- max. 30€/Std. sind.
Dann ging es um den Taxi Arbeitskreis seit dem Jahr 2015, wo u.a. über ein Konzept zu lokal emissionsfreien Taxen diskutiert wurde. Richtigerweise wird erwähnt, dass Zentralen, Gewerbevertreter und der Free Now (ehemals Mytaxi) Chef dazu gehört wurde. Diskutiert wurde also mit Leuten, die gar nicht im Taxi ihr Geld verdienen, sondern am Taxi. Dazu muss man auch wissen, dass in Hamburg kaum 40% der Unternehmer in einem Verband organisiert sind. Diese Unternehmer haben somit in der Konsequenz keine Stimme und fühlen sich dann (zu Recht oder auch zu Unrecht) von Veränderungen überfahren. Allerdings sind es auch diese Unternehmer, die in den letzten zwanzig Jahren immer wieder erleben durften, dass die Entscheider ja ohnehin genau das machen, was ihnen vorschwebt und guten Argumenten einfach nicht zugänglich sind.
Auch zum Thema Impffahrten fällt mir so einiges ein. Ich habe eine Handvoll dieser Fahrten an den Messehallen abgewickelt. Zuerst zu Hause Zettel ausdrucken, sich dann vor Fahrantritt an der Messe einen Stempel abholen, danach die Fahrt bei FreeNow in der App. verbuchen. Auszahlung des Fahrpreises vier Wochen später abzüglich 6% Bearbeitungsgebühren. Und das Geilste zum Schluss: Wer während dieser Impffahrten Corona Hilfen wegen Umsatzausfall bekommen hat, dem wird der Zuschuss um die Summe der Fahrten gekürzt.
Und dann wurde natürlich auch Herr Ritters Chef Anjes Tjarks erwähnt. Ein linksgrüner Ideologe, der konsequent Verkehrspolitik gegen den Willen der Mehrheit der Hamburger Bevölkerung macht. Also sozusagen ein kleiner Robert. Im Hambuger Abendblatt gab es vor Kurzen eine Umfrage zum Thema „nächste Bürgerschaftswahl“ und da waren die Grünen in der Prognose bei 19%, immerhin 5% weniger als 2020. Wenn ein Verkehrssenator, der die Mobilität der gesamten Bevölkerung im Blick haben sollte, lediglich Klientelpolitik macht und zudem ungeniert von einer Umerziehung in Sachen Mobilität schwadroniert, bin ich fassungslos. Ich halte es da Mit Helmut Schmidt.
Abschließend will ich aber schon um Objektivität bemüht sein. In dem Podcast wurde erwähnt, dass der einzelne Unternehmer in Hamburg keinen Stellenwert hat. Ob ich Taxi fahre, Bürgergeld beziehe, oder von der Kohle meiner Frau lebe interessiert die Behörde leider nicht. Das sollte sie aber, weil Profis in Mercedes E-Klassen ganz gut bei der Kundschaft ankommen. Besser jedenfalls als Jogginghosenträger in einer E Plastikdose.
Ich kann mich nach 30 Jahren auf der Taxi leider nicht mehr motivieren z.B. mit Sven Althorn (Vorstand Taxi Blankenese) einen Einzelunternehmerverband aufzubauen. Es ist doch offensichtlich, dass zukünftig Moia, teil- und vollautonomes Fahren, On Demand Dienste und Großkonzerne immer disruptiver in unserem Mobilitätssegment wildern werden. Daher hält sich die Motivation zu dienen und dazu auch noch viel Geld in neue Fahrzeuge zu stecken bei den Profis im Gewerbe doch in eher engen Grenzen.
Grüße C.L.