Moin liebe Leser,

kurz und knackig möchte ich beschreiben, welch Ungemach nun schon wieder droht. Im Juli 2021 bekamen all diejenigen Post, die im II. Quartal 2020 die sog. Corona Hilfe 1 beantragt haben. Durch eine Selbstauskunft sollte man nun den tatsächlichen Liquiditätsengpass nachweisen. Über die Hälfte aller Taxikollegen muss Geld an die Investitions- und Förderbank zurückzahlen, weil die Hilfen als Fixkostenzuschuss nur in homöopathischen Dosen gewährt werden sind. Aktuell geht ein auf Aufschrei durchs Gewerbe, wenn Summen um die 5000€ gefordert werden, weil die Kollegen vielfach ihre Hilfe ausgegeben haben, um die katastrophale Geschäftslage zwischen Sommer 2020 und Sommer 2021 zu kompensieren.

Als Beispiel mal die Zahlen von mir und einem befreundeten Unternehmer:

Bewilligt wurde mir für die Monate April, Mai und Juni jeweils 256€ Fixkostenzuschuss. Mein Kumpel bekam sogar üppige 346€ monatliche Unterstützung. Diese Zahlen sind an Lächerlichkeit kaum zu überbieten und ein Schlag in Gesicht eines jeden Kleingewerbetreibenden.  Jeder Euro, den ich mühsam im II. Quartal 2020 erwirtschaftet habe, wird gegen gerechnet. Schön blöd von mir vier Stunden am Flughafen auf eine 20€ Fuhre gewartet zu haben.

Ähnliches droht unwissenden Kollegen auch bei der Neustarthilfe und Neustarthilfe Plus. Dazu ein Rechenbeispiel:

Als Referenzumsatz für das III. Quartal 2019 nehmen wir einfach mal 3000€ im Monat. Die Förderung beträgt für das III. Quartal 2021 4500€. Erwirtschaftet man im III. Quartal 2021 40% des Referenzumsatzes = 3600€ darf man die 4500€ behalten. Die Grenze der Rückzahlung liegt bei 90% des Referenzumsatzes = 8100€. Fährt man also im gesamten Quartal 2021 mehr als 5600€ ein, muss jeder darüber hinaus erwirtschaftete Euro bis max. 4500€ zurückgezahlt werden. 5600€ geteilt durch drei Monate sind 1866€ Umsatz.

Genau dieser Sachverhalt ist der Grund, warum ich heute zu Hause geblieben bin und mich nicht dem Verkehrschaos der Fridays for future Demo aussetzen werde. Aber auch ohne diese Förderung hätte ich mir diese Schicht heute nicht angetan.

Alles in allem bleibt festzuhalten, dass die Kollegen zwar gerne mit einem dicken Schlitten auf dicke Hose machen, sich aber in der Konsequenz immer weiter verschulden und immer mehr arbeiten müssen. Sicherlich kann man den IFB Kredit bei der KfW umschulden, dazu vielleicht noch ein finanziertes Elektrotaxi, weil Herr Tjarks das gut findet, und mal eben einen Hansafunk Genossenschaftsanteil für 20.000€ finanziert von der Haspa.

Ich sage nach knapp dreißig Jahren auf der Droschke nur „Hallo geht’s noch?“ dazu.

Grüße C.L.

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