Obwohl es am 25. Mai 2023 erneute eine „Kaffeefahrt“ für das Projekt Elektrotaxi bei der Firma Reuss in Billstedt gab, überlegt ein großer Teil der Einzelunternehmer in Hamburg, wie mit einem Verbot von konventionellen Antrieben, bereits ab 2025, umzugehen ist. Denn da es Bestandsschutz gibt, kann man bis Ende 2024 noch ein Taxi mit traditionellem Antrieb in die Konzession eintragen lassen.

Leider sind das Preisniveau und die Finanzierungskonditionen aktuell exorbitant. So kostet eine Mercedes E-Klasse mit einigen Extras 45.000€ netto zu einem Zinssatz von 6,9%. Über die Laufzeit von 5 Jahren fallen somit 8500€ an Zinsen an. Toyota bietet den RAV4 ab 37.000€ netto an, Zinssatz 7,49%. Und sogar ein 08/15 VW Touran Diesel liegt um die 28.000€ netto. Auch in diesem Segment hat die Inflation und die neue Zinspolitik der EZB gnadenlos zugeschlagen.

Es ist schon sehr mutig derart viel Geld in die Hand zu nehmen in der Hoffnung, dass auch in den nächsten Jahren das Geschäft mit viel Stundeneinsatz auskömmlich bleiben wird. Vor allem, wenn sich Kollegen zu diesem Schritt entscheiden, die mit 65-70 Jahren eigentlich längst im wohlverdienten Ruhestand sein sollten. Dazu kommt der durchaus bekannte Umstand, dass die Qualität von Neuwagen nicht immer überzeugen kann. So kann es  vorkommen, das zusätzlich zu üppigen monatlichen Rate auch mal eine Reparatur über 2000€ anfällt. Ich kenne aktuell bestimmt ein dutzend Kollegen, die auf die Auslieferung ihres Mercedes Diesels warten. Keiner von denen ist gewillt sich die Wahl des Arbeitsgerätes diktieren zu lassen.

Als Alternative böte sich an einen Gebrauchtwagen in Bremen zu einem Taxi umrüsten zu lassen. Vor Ort wurde mir gesagt, das kostet um die 2800€ plus die Folierung, die man in Hamburg um die 1500€ bekäme. Dafür kann man dann seinen eigenen Fahrzeug Vorlieben frönen. Alte S-Klasse, Sechszylinder Diesel, oder üppigste Sonderausstattungen…alles ist möglich. Ich habe jedenfalls lieber Holz und Leder im Innenraum, als ein quergestelltes Tablett in einem hippen minimalistischen Innenraum. Die Voraussetzung für dieses Vorgehen ist natürlich Bargeld (geschätzt 22500€ für Fahrzeug und Umrüstung) und auch das ist im Gewerbe ein Problem. Denn hier wird alles, wirklich alles finanziert. Frei nach dem Motto „Immer eine dicke Karre unterm Hintern und mit 65 Jahren 250€ Rentenanspruch“.

Es besteht natürlich auch die Chance ein gebrauchtes Taxi zu ergattern, was vielleicht nur 200-250tkm auf dem Tacho hat. Für das gesparte Geld in der Anschaffung kann man da über die Jahre schon ordentlich was reinreparieren. Hierbei ist allerdings viel Geduld gefragt und vielleicht auch ein bißchen Dusel.

Aber das alles interessiert unseren rot-grünen Senat und seinen Verkehrssenator Tjarks einen Dreck. Vollelektro muss es sein, Benzin Hybride sind Dreckschleudern und Hauptsache in Ottensen säuselt der Tesla durch die 30ger Zone. Egal unter welchen Bedingungen in Entwicklungsländern die Rohstoffe für diese Fahrzeuge abgebaut werden. Die Taxikunden interessieren sich überhaupt nicht dafür, mit welchem Antrieb sie befördert werden. Wer etwas anderes behauptet betreibt linksgrünes Framing. Gerade gestern erklärte mir ein Kunde, wie umweltschädlich der Betrieb eines BEV aktuell sei. Denn durch die Abschaltung der letzten Atomkraftwerke wird nun mehr Braunkohle verstromt und dadurch entsteht CO2, daher ist ein BEV ja auch nur „lokal“ emissionsfrei und somit eine Nebelkerze im Kampf gegen die globale Erderwärmung. Und eine Kundin erklärte mir, sie schätze es sehr in einer großen schweren Limousine mit Wurzelholz und Leder befördert zu werden. Und findet es zudem ungwöhnlich, dass ich Google Maps gar nicht angeworfen habe, um den Wiesinger Weg zu finden.

Der Verkehrsenator und seine Behördenmitarbeiter sollten sich freuen, dass es noch Taxikollegen in Hamburg gibt, die seit Jahrzehnten diesen Job hochprofessionell ausführen. Ehemalige Pizzafahrer, die nun von MWU auf die Stromer gesetzt werden, bringen unsere Branche jedenfalls nicht nach vorne.

Grüße C.L.

 

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