Tja es ist bereits Mitte Februar und erst jetzt schaffe ich es ein paar Zeilen über das Jahr 2018 aus Taxifahrersicht zu schreiben.

In diesem Bericht hechele ich kurz die Themen durch, die mich und vielleicht auch andere Kollegen 2018 bewegt haben.

Als vielleicht einzig positiver Aspekt bleiben nach wie vor die persönlichen Freiheiten als Taxiunternehmer. Man sitzt nicht morgens um 7Uhr in einer überfüllten S-Bahn und fährt mit anderen, mehr oder minder griesgrämigen, Zeitgenossen in irgendein Großraumbüro. Man kann sich seine Arbeitszeiten frei einteilen, man kann sich das Fahrzeug aussuchen, in dem man mehr Zeit verbringt, als zu Hause. Und nicht zuletzt sind Jeans, T-Shirt, Siebentagebart und Tattoos überhaupt kein Thema, was zu diskutieren wäre. Kurzum: Die persönlichen Freiheiten sind ein hohes Gut, was über so manches Detailproblem hinwegtrösten kann.

Eigentlich ist es ebenfalls sehr positiv, dass man tagtäglich mit Menschen arbeiten darf. Wobei ich einschränkend sagen muss, dass sich das Verhältnis Taxifahrer – Kunde über die Jahre schon sehr verändert hat. War früher Smalltalk eine Selbstverständlichkeit, haben viele Kunden heute besseres zu tun, als mit dem Kutscher zu plaudern. Da wird im Fond telefoniert, gearbeitet, ständig am Smartphone rumgefingert. Der Arbeitstag ist durchgetaktet und wer tatsächlich mal einen Anruf wegdrückt ist eher über Fünfzig, als Ende Zwanzig. Ich habe mir da über die Jahre aber eine gesunde Dickfälligkeit erarbeitet und nehme es, wie es nun mal kommt.

Das Geschäft und somit die Einnahmen waren 2018 exakt so wie 2017. Wir hatten keine Tariferhöhung und haben bis dato auch kein Geschäft an die neuen Mitbewerber abgeben müssen. Da ich tagsüber fahre fand ich die diversen internationalen Messen im Jahresverlauf wie gewohnt lukrativ, ansonsten war alles wie gehabt. Das heißt viel verdient habe ich nicht, ich habe mir aber auch kein Bein ausgerissen. Unbedingt erwähnen soll ich an dieser Stelle noch, dass die Kunden 2018 ganz schön geizig waren. 10% Trinkgeld gibt man einem Taxifahrer in Deutschland üblicherweise, es sei denn man war mit der Fahrt überhaupt nicht zufrieden. Und wenn man nicht zufrieden war, darf man das gerne am Fahrziel kundtun.

Seit Jahren ärgerlich sind folgende Details, die allesamt von Taxibehörde und Handelskammer verschuldet sind:

Keine bezahlte Wartezeit im Stau. Der Hamburger Tarif vergütet ausschließlich die gefahrenen Kilometer und nicht den Faktor Zeit. So kann es passieren, dass man 80 Minuten mit einem Kunden Richtung Innenstadt fährt und am Fahrziel das Taxameter 28,80€ anzeigt. Das ist viel zu wenig.

Wir haben weder einen Bestellzuschlag, um Kosten für Funkvermittlung oder App basierende Vermittlung zu kompensieren, noch einen Zuschlag für Kreditkartenzahlungen, die auch in 2018 weiter zugenommen haben. Das ich als Kleingewerbetreibender auf 200€ Disagio sitzenbleibe ist eine Sauerei!!!

Kurztouren sind mit Fahrpreisen zwischen 7 und 10€ immer noch völlig ungenügend bezahlt. Wenn man weiß, dass höchstens 1/3 vom Umsatz als Gewinn übrig bleiben, muss die Frage erlaubt sein was für einen Sinn es haben soll für 2-3€ netto Kunden zu befördern? Das reicht ja nicht einmal mehr für ein belegtes Brötchen.

Abschließen will ich mit einem Kommentar zu Mytaxi, Clevershuttle und Moia.

Für den Kunden dürfte es einigermaßen erstaunlich sein, dass ich darüber jammere, wie schlecht ich verdiene, wo doch andere Firmen jetzt und vor allen in Zukunft Mobilitätsdienstleistungen erheblich billiger anbieten wollen. So hat Mytaxi im Jahresverlauf 2018 ständig Rabatte angeboten um neue Kunden zu akquirieren. 3€ Rabatt, 7€ Rabatt, 24% Rabatt etc. Und somit seit der Gründung 2010 über 60 Mio. € verbrannt. Dem Mutterkonzern Daimler dürfte es bei 164 Milliarden € Umsatz und 14,7 Milliarden € Gewinn in 2017 herzlich egal sein.

Auch bei dem Geschäftsmodell von Clevershuttle ist die Frage berechtigt, wie bei modernsten Fahrzeugen, guter Bezahlung des Fahrpersonals und Fahrpreisen zu 30-50% des Taxipreises irgendein Gewinn entstehen soll? Aber die Mutter Deutsche Bundesbahn wird es schon kompensieren.

Und dann gibt es ab April 2019 noch das VW Projekt Moia, wo offenbar geplant ist 200 Millionen € in Hamburg zu investieren und in den Sand zu setzen und damit dem Taxigewerbe das Leben noch ein bisschen schwerer zu machen. Wie soll man bitte mit einem 100.000€ Elektrocrafter zu Fahrpreisen von maximal 6€ einen einzigen Cent verdienen? Und dieses Geschäftsmodell wird von unseren rot grünen Senat abgesegnet.

Unter diesen Vorzeichen für die Zukunft kann nur die logische Konsequenz sein, die Finger von der vermeidlich lukrativen Umweltprämie zu lassen und kein neues Taxi zu finanzieren.

Grüße C.L.

 

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