In Hamburg vergeht keine einzige Woche mehr, ohne dass die Wellen der Empörung mächtig hoch schlagen. Wie FreeNow den angeschlossenen Kollegen per Mail mitteilte, gibt ab es sofort das Premium Taxi, was natürlich priorisiert vermittelt werden soll. Eine Hürde, ist das Fahrzeugbaujahr ab 2021. So sind zum Glück alle ETaxen enthalten und etliche Mercedes – und VW Diesel außen vor. Das hat sich FreeNow fein ausgedacht. Wieder einmal wird unnötig Druck erzeugt, um sich bei der Behörde einzuschmeicheln und sich beim woken Mainstream anzubiedern.

Ein guter Kumpel, der seit 2016 mit FreeNow in der Spätschicht fährt, berichtet seit längerem von einem Umsatzrückgang in der Größenordnung von 25%. Sicher fährt am Abend auch Moia seine ehemaligen Kunden, vor allem aber fahren die Etaxen die Touren, die eigentlich ihm zustünden. In der Konsequenz heißt es dann der Kunde würde stets und immer ein Etaxi bestellen, obwohl ein Algorithmus diese Fahrzeuge vorrangig zum Kunden schickt.

Wie schon am Flughafen, wo Etaxen 2,5 Jahre lang vordrängeln durften, lässt man auch auf der Mobilitätsplattform nichts unversucht, sich die Realität wunschgemäß zu recht zu biegen. Ähnliches praktiziert ja auch die Taxi-Times und die Taxi-Union, wo stets propagiert wird, das Etaxi Projekt in Hamburg wäre ja ein so toller Erfolg und habe Strahlkraft in ganz Europa. Dazu muss man auch wissen, dass im größten Hamburger Taxenverband gerade einmal 15% aller Unternehmer Mitglied sind. Das soll nicht ernsthaft repräsentativ für das Gewerbe sein?  Und selbst im Rest unserer Republik gibt es keine andere Gemeinde, die die Neuzulassung von Verbrennertaxen ab 2025 verbietet, so wie es in Hamburg umgesetzt werden soll.

Nun ja, der Kollege wird sich bei einem fünfstelligen Umsatzrückgang von 2023 auf 2024 sicher keine Elektrodose finanzieren, weil er das schlicht nicht gestemmt bekommt. Ich denke wir müssen dringend wieder zurück zu der banalen Tatsache, dass alle Taxen, die konzessioniert und getüvt sind, exakt dieselben Rechte haben. Einigermaßen beklommen denke ich ständig an die Fabel „animal farm“ von George Orwell.

Schöne Woche

C.L.

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Moin,

regelmäßig lese ich in den letzten Wochen davon, dass es in Hamburg zu wenig Taxen gibt. Seit Beginn der Pandemie sind gut 400 Taxen vom Markt verschwunden, aktuell fahren lediglich noch 2650 Fahrzeuge.

Da kann es also durchaus sein, dass am Wochenende tagsüber der Flughafen, und die Hotel in der City, nicht gut bedient werden. Ebenso, dass es Engpässe am Wochenende nach Mitternacht gibt. Das liegt allerdings nur oberflächlich an der Anzahl der Taxen, sondern viel eher an der Motivation vieler Kollegen. Es macht einfach immer weniger Freude unsere Dienstleistung in einer Stadt wie Hamburg anzubieten. Am Flughafen gibt es neue Gebühren für uns, nun ist auch das Absetzen der Kunden idR. kostenpflichtig. Eine komplette Beschrankung der Ankunftsebene, sowie diverse bauliche Veränderungen signalisieren deutlich, dass Individualverkehr am Hamburg Airport nicht mehr erwünscht ist. In der Spätschicht sorgt trotz anziehenden Kundenzahlen Moia für einen Umsatzrückgang von durchaus 25% im Vergleich zu dem Vor Corona Geschäft.

In der Innenstadt finden jeden Samstag mehrere Demonstrationen statt, wegen dem Marathon wird das halbe Stadtgebiet einen kompletten Tag für den Verkehr gesperrt. Wer sollte sich folglich mit Kunden durch Stau und Sperrungen quälen, wo doch der Hamburger Spezialtarif den Zeitfaktor komplett ignoriert.

Wir bekommen zwar eine Tariferhöhung zum 01. Juni 2022, allerdings wurde nicht darüber diskutiert, ob am Wochenende, bzw. Wochenende nachts, Taxifahren erheblich teurer sein sollte? Ich erinnere mich, dass es in anderen Branchen Zuschläge im Bereich von 30-50% gibt, wenn man am Wochenende arbeitet. Zudem ist eine Tariferhöhung nach fast fünf Jahren in Höhe von knapp 10% nun wirklich nicht der Rede wert. Allein die Inflation vor dem Jahr 2022 hat diese Erhöhung bereits eingebaucht. Aktuelle Kostensteigerungen zwischen 7% für alltäglichen Konsum, 25% für Diesel und 100% für Gas zeigen überdeutlich, das wir schon wieder ganz hinten stehen, wenn es um Kostensteigerungen geht.

Zuletzt hält die Hamburger Bürgerschaft unbeirrt und ideologisch verblendet am Projekt ETaxen fest, fördert 2022 zusätzlich 100 Elektrofahrzeuge, sowie eine noch unbekannte Anzahl in 2023.  Bevormundung, Gängelung und vermeidlich alternativlose linksgrüne Ideologien erregen doch so einige Gemüter im Hamburger Taxigewerbe. Der Verkehrssenator möge doch bitte mit Augenmaß eine Politik für alle Verkehrsteilnehmer machen und nicht nur für seine Lastenfahrrad Buddies aus Ottensen.

Keine Silbe hört man davon, dass auch Hybrid Fahrzeuge Emissionen reduzieren können, das es auch ein Umweltbeitrag ist Bestandsfahrzeuge weiter einzusetzen, anstatt sie wegzuwerfen, oder das Elektrofahrzeuge in wenigen Jahren vermutlich überhaupt keinen Restwert mehr haben werden und daher eine besonders teure Form der Mobilität darstellen könnten. Abseits des Rathauses und moralischen Blasen fordert niemand diese Transformation mit der Brechstange. Und ich befrage dazu fast jeden Taxikunden seit August 2021. Der Tenor ist eindeutig „Gut gemeint, aber nicht gut gemacht.“ „Skandal ohne Not eine Zweiklassengesellschaft einzuführen.“ „Grüne Symbolpolitik ohne Sinn und Verstand“.

Abschließend die Ergebnisse diverser Umfragen in der Taxi Telegram Gruppe:

Wie gefällt dir dein Job als Taxifahrer aktuell insgesamt?

23% Note 4

06% Note 5

22% Note 6

= 51%

14% Note 1

12% Note 2

23% Note 3

= 49%

Weitere 5000€ Förderung für Elektrotaxen. Seit ihr dabei?

35% Ja

65% Nein

Werdet ihr die kostenpflichtige VIP Vorfahrt (Grundgebühr 11,90€) am Flughafen buchen?

32% Ja

68% Nein

Daraus lese ich nicht garantiert nicht, dass wir uns von den aktuellen Veränderungen bei der Mobilität und der Verkehswende mitgenommen fühlen.

Grüße C.L.

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