Mai 2022 – Der aktuelle Stand der Dinge im Hamburger Taxigewerbe
Moin,
regelmäßig lese ich in den letzten Wochen davon, dass es in Hamburg zu wenig Taxen gibt. Seit Beginn der Pandemie sind gut 400 Taxen vom Markt verschwunden, aktuell fahren lediglich noch 2650 Fahrzeuge.
Da kann es also durchaus sein, dass am Wochenende tagsüber der Flughafen, und die Hotel in der City, nicht gut bedient werden. Ebenso, dass es Engpässe am Wochenende nach Mitternacht gibt. Das liegt allerdings nur oberflächlich an der Anzahl der Taxen, sondern viel eher an der Motivation vieler Kollegen. Es macht einfach immer weniger Freude unsere Dienstleistung in einer Stadt wie Hamburg anzubieten. Am Flughafen gibt es neue Gebühren für uns, nun ist auch das Absetzen der Kunden idR. kostenpflichtig. Eine komplette Beschrankung der Ankunftsebene, sowie diverse bauliche Veränderungen signalisieren deutlich, dass Individualverkehr am Hamburg Airport nicht mehr erwünscht ist. In der Spätschicht sorgt trotz anziehenden Kundenzahlen Moia für einen Umsatzrückgang von durchaus 25% im Vergleich zu dem Vor Corona Geschäft.
In der Innenstadt finden jeden Samstag mehrere Demonstrationen statt, wegen dem Marathon wird das halbe Stadtgebiet einen kompletten Tag für den Verkehr gesperrt. Wer sollte sich folglich mit Kunden durch Stau und Sperrungen quälen, wo doch der Hamburger Spezialtarif den Zeitfaktor komplett ignoriert.
Wir bekommen zwar eine Tariferhöhung zum 01. Juni 2022, allerdings wurde nicht darüber diskutiert, ob am Wochenende, bzw. Wochenende nachts, Taxifahren erheblich teurer sein sollte? Ich erinnere mich, dass es in anderen Branchen Zuschläge im Bereich von 30-50% gibt, wenn man am Wochenende arbeitet. Zudem ist eine Tariferhöhung nach fast fünf Jahren in Höhe von knapp 10% nun wirklich nicht der Rede wert. Allein die Inflation vor dem Jahr 2022 hat diese Erhöhung bereits eingebaucht. Aktuelle Kostensteigerungen zwischen 7% für alltäglichen Konsum, 25% für Diesel und 100% für Gas zeigen überdeutlich, das wir schon wieder ganz hinten stehen, wenn es um Kostensteigerungen geht.
Zuletzt hält die Hamburger Bürgerschaft unbeirrt und ideologisch verblendet am Projekt ETaxen fest, fördert 2022 zusätzlich 100 Elektrofahrzeuge, sowie eine noch unbekannte Anzahl in 2023. Bevormundung, Gängelung und vermeidlich alternativlose linksgrüne Ideologien erregen doch so einige Gemüter im Hamburger Taxigewerbe. Der Verkehrssenator möge doch bitte mit Augenmaß eine Politik für alle Verkehrsteilnehmer machen und nicht nur für seine Lastenfahrrad Buddies aus Ottensen.
Keine Silbe hört man davon, dass auch Hybrid Fahrzeuge Emissionen reduzieren können, das es auch ein Umweltbeitrag ist Bestandsfahrzeuge weiter einzusetzen, anstatt sie wegzuwerfen, oder das Elektrofahrzeuge in wenigen Jahren vermutlich überhaupt keinen Restwert mehr haben werden und daher eine besonders teure Form der Mobilität darstellen könnten. Abseits des Rathauses und moralischen Blasen fordert niemand diese Transformation mit der Brechstange. Und ich befrage dazu fast jeden Taxikunden seit August 2021. Der Tenor ist eindeutig „Gut gemeint, aber nicht gut gemacht.“ „Skandal ohne Not eine Zweiklassengesellschaft einzuführen.“ „Grüne Symbolpolitik ohne Sinn und Verstand“.
Abschließend die Ergebnisse diverser Umfragen in der Taxi Telegram Gruppe:
Wie gefällt dir dein Job als Taxifahrer aktuell insgesamt?
23% Note 4
06% Note 5
22% Note 6
= 51%
14% Note 1
12% Note 2
23% Note 3
= 49%
Weitere 5000€ Förderung für Elektrotaxen. Seit ihr dabei?
35% Ja
65% Nein
Werdet ihr die kostenpflichtige VIP Vorfahrt (Grundgebühr 11,90€) am Flughafen buchen?
32% Ja
68% Nein
Daraus lese ich nicht garantiert nicht, dass wir uns von den aktuellen Veränderungen bei der Mobilität und der Verkehswende mitgenommen fühlen.
Grüße C.L.
Zum Kotzen : Stau und Baustellen in Hamburg
Als tagfahrender Taxler bin ich in Hamburg zurzeit mal wieder arg gebeutelt. Während der gesamten Schicht kommt man nirgendwo zügig und problemlos hin. Selbst zur Mittagszeit haben wir einen Verkehr in der Innenstadt, dass man glauben möchte, Benzin und Diesel wird an der Zapfsäule verschenkt.
Vor morgens bis abends bewegt man sich im Schleichgang durch Hamburg. Die Ludwig Erhard Straße und die Willy Brand Straße sind ganztätig überfüllt. Vor der BAB Auffahrt Stellingen geht nichts mehr, an der Esplanade und der Sengelmannstraße gab oder gibt es Tagesbaustellen. Auf der A7 Richtung Süden war ein paar Tage ein Fahrstreifen gesperrt, die Folge waren 16 Kilometer Stop & Go vor dem Elbtunnel. Auch auf der Stresemannstraße hing man regelmäßig zwischen Pferdemarkt und Mc Donalds fest. Die Tarpenbekstraße ist an manchen Tagen um 10.30 Uhr noch überfüllt Richtung Innenstadt. Dazu die nicht enden wollende Sperrung am Bahnhof Dammtor und umfangreiche Baumaßnahmen im Bereich Siemersplatz.
Das Taxifahren in Hamburg ist eine zunehmend stressige Nervenprobe, nach der Schicht kommt man nach Hause und ist total gerädert. Nicht nur dutzende Baustellen und eine total miese Ampelschaltung nerven, es ist auch die ständig steigende Verkehrsdichte und die Ignoranz der anderen Autofahrer. Heute Abend stand zum Beispiel ein fetter Mercedes AMG im Poelchaukamp und blockierte den fließenden Verkehr. Von Fahrer weit und breit nichts zu sehen. Solch unfassbar ignorantes Verhalten sollte mit Autoknast und Fahrverbot bestraft werden. Das Parken in zweiter Reihe ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit, genau wie einige Taxistände immer wieder von Privatwagen blockiert werden. Genauso ärgerlich ist das unangemessene Langsam Fahren auf mehrspurigen Hauptstraßen. Warum besitzt man einen 200PS Kompressor Diesel und fährt dann nur 40km/h ?
Insgesamt zeigt mir das Verkehrsgeschehen in Hamburg, dass die Mineralölkonzerne noch viel Luft nach oben haben. Ob der Liter nun 1,50 oder 2€ kostet interessiert ganz offensichtlich kein Schwein. Mittel sind vorhanden und dass im Überfluss. Da frage ich mich nur, warum gerade ich kostenlos mit Kunden im Stau stehen soll ? Die Karenzminute muss im Spätsommer Geschichte sein, der Kunde wird einen leichten Zuschlag im Stau verschmerzen können.
MfG C.L.