Gewerbenews Hamburg August 2025
Erst jetzt komme ich dazu wieder einmal ein paar Zeilen zum Thema Taxi in Hamburg zu verfassen. Ich war im August erst im Urlaub mit der Familie und habe mir dann auch noch einen Mercedes Youngtimer zugelegt, an dem viel geschraubt werden wollte.
Am 26.08.2025 hat die BVM zur Tarifanhörung eingeladen und auch einzelne interessierte Unternehmer durften kommen. Nicht nur unsere Gewerbevertreter und Alexander Mönch, der Chef von FreeNow. Es waren 50 Plätze verfügbar und 26 Taxiunternehmer waren vor Ort. 26 von 1850 !!!
Was ich als Diskussionsrunde aufgefasst hatte, entwickelte sich sehr schnell zu einer reinen Ergebnispräsentation. Die Taxigeschäfte in Hamburg sind 2025 erneut rückläufig und weit entfernt von dem Tourenaufkommen vor der Pandemie. Die Stundenumsätze sind keinesfalls ausreichend, um angestellten Taxifahrern den Mindestlohn zahlen zu können. Viele Betriebe sind aktuell in ihrer Existenz bedroht, daher soll die Festpreisoption der Vermittler nun in zwei Testphasen als Tarifkorridor ausgestaltet werden dürfen. Zuerst für drei Monate mit einem möglichen Preisaufschlag nach oben bis zu 20%, danach weitere drei Monate mit einem Korridor, der vom Tarif +/- 20% abweichen darf. Wissenschaftlich begleitet soll so herausgefunden werden, ob ein Preisnachlass die Nachfrage ankurbeln könne?
Ein Taxi in Hamburg ist aktuell nur zu 30% der Schichtzeit mit Kunden besetzt und fährt in einer Schicht zwischen 8 und 9 Touren. Das wird am Preis liegen, vor allem aber liegt das an dem Überangebot an Taxen. Während neue Optionen mobil zu sein wie Pilze aus dem Boden schießen und unsere Kunden ansprechen, reduziert sich die Taxianzahl in lediglich homöopathischen Dosen. Jeder Betrieb, der aus steuerlichen Gründen, oder aber weil er mieses Personal beschäftigt, in den Fokus von der Behörde gerät, geht sofort zum Anwalt und kämpft um den Erhalt seiner Konzessionen. Freiwillig verkleinert niemand seinen Betrieb, was mir wirtschaftlich völlig schleierhaft ist. Ich betreibe doch kein Business, wo ich in manchen Monaten noch privates Geld zuschießen muss. Und 5% Marge werfen ETF`s bei deutlich minimierten Risiko auch ab.
Es wurde auch daraufhin gewiesen, dass die Tariferhöhung vom Februar 2025 nicht zu einer Umsatzsteigerung geführt hat und folglich weitere Tariferhöhungen kein Mittel sind, um die Zahlung von Mindestlohn in 2026 und 2027 sicher zu stellen. Wenn 2026 der Mindestlohn auf 13,90€ pro Stunde steigt müssen Stundenumsätze von über 40€ erwirtschaftet werden. Das ist nicht unrealistisch, das ist völlig absurd.
MOIA hat 2024 immerhin 2 Millionen Kunden befördert und so auch einen Teil unserer Kundschaft. Das mag man ungerecht finden, aber MIOA als Tochter von VW ist die europäische Speerspitze beim Wettlauf um das autonome Fahren der Zukunft. Ein Prestigeobjekt, deren Interessen deutlich höher bewertet werden, als die Befindlichkeiten von kleinen Krautern wie wir es sind.
MOIA, FreeNow und Uber werden nicht wieder verschwinden, dafür ist ihre Macht und ihr Kapital viel zu groß. Wir können versuchen mit Hilfe der Plattformen unser Geschäft zu optimieren und bekommen die rote Karte, sobald autonomes Fahren in Europa zugelassen wird. Ich gehöre offenbar zu einer ganz kleinen Minderheit, die niemals mit Uber ins Bett steigen würde und auch FreeNow hat mit seinen wenig seriösen Geschäftspraktiken bei mir verkackt.
Insgesamt ist die Taxiperspektive also extrem düster. Es werden 2025 noch einige Kollegen aufgeben. Mehrfach wurde mir zugetragen die Übertragung der Konzession bringt 7000€. Nach der Veranstaltung bei der BVM haben wir draußen gesagt, wenn es irgendwann 100.000€ für die Konzession gibt, sind wir auch weg.
Grüße C.L.
Gestern hat Clemens Grün (HTV Vorstand) den aktuellsten Datensatz aus den Hamburger Fiskaltaxameter Panel im bundesdeutschen Taxiforum verlinkt. Nachfolgend der Link zu Einlesen : Fiskaldaten Hamburg 2015
Auf den ersten Blick scheinen die Geschäfte in Hamburg ja durchaus üppig zu sein, daher will ich diese Daten mal ein bißchen objektivieren, denn an einigen Stellen könnte man durchaus sagen : „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.“
Grundsätzlich klingt ein Stundenumsatz von über 20€ ganz anständig, aber bereits hier müssen zwei Einlassungen folgen :
2015 gab es über etliche Wochen Taxifahrten zum halben Preis (Mytaxi Rabatt), was vermehrt Kunden in die Fahrzeuge spülte. 2016 dürften wir das Umsatzniveau des Jahres 2015 nicht wieder erreichen, denn Rabattaktionen sind bis auf weiteres vom Verwaltungsgericht Stuttgart kassiert worden.
Im Zusammenhang mit den Stundenumsätzen sehen wir, dass angestelltes Fahrpersonal 8,5 Stunden arbeitet. Diese Zahl erscheint extrem umglaubwürdig, es liegt die Vermutung nahe, dass sich angestellte Fahrer am Taxistand (besonders am Flieger) auf besetzt schalten und eine Pause simulieren. Für eine durchschnittliche Einnahme von 160€ hat man zwar auf dem Papier nur 8,5 Stunden gebraucht, real eher jenseits der zehn Stunden. Immerhin weist das Gutachten aus, dass 85% des Fiskalpanels mit Fahrern arbeiten.
Warum aber sollten Fahrer ihre gesetzlichen Rechte (8,50€ Mindestlohn / 48 Stunden Wochenarbeitszeit / Lohnfortzahlung bei Krankheit und Urlaub) nicht einfordern? Würden sie das tun, wäre ihr Arbeitsplatz ziemlich schnell vakant, so einfach ist das.
Die Auslastung ist mit 30% der Arbeitszeit immer noch schlecht, die Fahrpreise für stark nachgefragte Strecken zwischen zwei und drei Kilometern (7,90-10,20€) absolut ungenügend.
Am Schluss wird immerhin die in der Stadt Hamburg durchschnittlich zu erzielende Geschwindigkeit dargestellt. Auch hier wird erneut klar, dass ein Taxitarif ohne Zeitkomponente die Tagfahrer über Gebühr benachteiligt.
22km/h bedeuten bei einem Kilometerpreis von 2,50€ max. 55€/h. 30% Auslastung entsprechen 16,50€/h. Das ist gemessen an den Lebenshaltungskosten in Hamburg einfach zu dünn. Wer Abends und Nachts mit 28km/h unterwegs sein darf, für den sieht die Rechnung etwas besser aus, denn 28km/h entsprechen 70€ Umsatz und 30% davon sind immerhin noch 21€/h.
Ich bezweifele, dass von Umsätzen zwischen 16,50€ und 21€ ein Mindestlohn gezahlt werden kann. Laut einem Bericht im Hamburger Abendblatt rechnet sich ein Angestellter erst, wenn er das 3,5 fache von dem erwirtschaftet, was er kostet. Das wäre ein Umsatz von fast 30€/h. Dabei zeigt das Gutachten sehr anschaulich, dass Stundenumsätze über 25€ wegen der „Karenzminute“ bzw. wegen der ungenügenden Auslastung so gut wie nie erzielt werden.
Leider ist noch unklar, ob das Fiskaltaxameter wirklich zum 01.01.2017 in alle deutschen Taxen einzubauen ist, oder ob sich der Termin wegen Abklärung der technischen Umsetzung möglicherweise um zwei Jahre nach hinten verschiebt?
LG C.L.