Hallo,
in den letzten Wochen ist einiges in Hamburg passiert, was nachhaltig die Existenz der Taxiunternehmer in dieser Stadt gefährden könnte. Moia, eine VW Tochter, möchte mit elektrischen Kleinbussen zu Dumpingpreisen in Hamburg Mobilitätsdienstleistungen anbieten. Mit mittelfristig eintausend Fahrzeugen möchte Moia den HVV ergänzen und natürlich auch den Taxlern Fahrgäste abspenstig machen. 50 Millionen Euro soll dieses Projekt im ersten Schritt kosten. Von Wirtschaftlichkeit ist keine Rede und ein Globay Player mit zuletzt 16 Milliarden Euro Gewinn dürfte die Wirtschaftlicheit auch wenig intessieren.

Moia in Hamburg

Trotz Bedenken der Taxiverbände gilt es als sicher, das die zuständige Behörde Moia genehmigen wird. Was sollte man auch gegen neue saubere Fahrzeuge, billige Preise und Testfahrten im Hinblick auf das vollautonome Fahren haben?
Das Problem ist die Bedrohnung tausender Existenzen des kleinteiligen Taxigewerbes. 1800 von 3000 Taxen werden von Einzelunternehmern gehalten. Das Geschäft reicht trotz regelmäßiger Tariferhöungen so gerade eben, um zu Überleben. Aufgrund der hohen Kosten und der kaum vorhandenen Rücklagen wäre ein Umsatzrückgang von 20-30% durch neue Mobilitätsanbieter der Todesstoß für das Groh der Betriebe.

Stellungnahme HTV zu Moia

Da die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation noch nie ein großer Freund des Taxengewerbes war, sondern eher dafür sorgt, das Kundeninteressen durchgesetzt werden, bleibt nach jetzigen Stand der Dinge nur der Klageweg, um Moias Geschäftsmodell und deren Genehmigung durch die zuständige Behörde, auf Rechtssicherheit zu prüfen. Schon in der Vergangenheit, hat die Taxenbehörde teilweise willkürliche agiert und immer wieder Kollegen aufgefordert zu klagen, falls man sich ungerecht behandelt fühlen würde.

Genau das wollen jetzt wenigstens zwei Taxenunternehmer in Hamburg machen. Mitte März gibt es zu diesem Thema einen Vortrag für alle interessierten Kollegen.

BG C.L.

PS : Selten waren sich in der Vergangenheit so viele Kollegen über das Vorgehen einig. Völlig egal ob Graupe, Mytaxler und Hansi. Allen scheint bewusst jetzt an einem Strang ziehen müssen, bevor sich die Schlinge zuzieht.

PPS : Hier weiterführende Informationen zur Klagevorbereitung gegen Moia. Meine Spende ist raus.

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Gestern hat Clemens Grün (HTV Vorstand) den aktuellsten Datensatz aus den Hamburger Fiskaltaxameter Panel im bundesdeutschen Taxiforum verlinkt. Nachfolgend der Link zu Einlesen : Fiskaldaten Hamburg 2015

Auf den ersten Blick scheinen die Geschäfte in Hamburg ja durchaus üppig zu sein, daher will ich diese Daten mal ein bißchen objektivieren, denn an einigen Stellen könnte man durchaus sagen : „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.“

Grundsätzlich klingt ein Stundenumsatz von über 20€ ganz anständig, aber bereits hier müssen zwei Einlassungen folgen :

2015 gab es über etliche Wochen Taxifahrten zum halben Preis (Mytaxi Rabatt), was vermehrt Kunden in die Fahrzeuge spülte. 2016 dürften wir das Umsatzniveau des Jahres 2015 nicht wieder erreichen, denn Rabattaktionen sind bis auf weiteres vom Verwaltungsgericht Stuttgart kassiert worden.

Im Zusammenhang mit den Stundenumsätzen sehen wir, dass angestelltes Fahrpersonal 8,5 Stunden arbeitet. Diese Zahl erscheint extrem umglaubwürdig, es liegt die Vermutung nahe, dass sich angestellte Fahrer am Taxistand (besonders am Flieger) auf besetzt schalten und eine Pause simulieren. Für eine durchschnittliche Einnahme von 160€ hat man zwar auf dem Papier nur 8,5 Stunden gebraucht, real eher jenseits der zehn Stunden. Immerhin weist das Gutachten aus, dass 85% des Fiskalpanels mit Fahrern arbeiten.
Warum aber sollten Fahrer ihre gesetzlichen Rechte (8,50€ Mindestlohn / 48 Stunden Wochenarbeitszeit / Lohnfortzahlung bei Krankheit und Urlaub) nicht einfordern? Würden sie das tun, wäre ihr Arbeitsplatz ziemlich schnell vakant, so einfach ist das.

Die Auslastung ist mit 30% der Arbeitszeit immer noch schlecht, die Fahrpreise für stark nachgefragte Strecken zwischen zwei und drei Kilometern (7,90-10,20€) absolut ungenügend.

Am Schluss wird immerhin die in der Stadt Hamburg durchschnittlich zu erzielende Geschwindigkeit dargestellt. Auch hier wird erneut klar, dass ein Taxitarif ohne Zeitkomponente die Tagfahrer über Gebühr benachteiligt.

22km/h bedeuten bei einem Kilometerpreis von 2,50€ max. 55€/h. 30% Auslastung entsprechen 16,50€/h. Das ist gemessen an den Lebenshaltungskosten in Hamburg einfach zu dünn. Wer Abends und Nachts mit 28km/h unterwegs sein darf, für den sieht die Rechnung etwas besser aus, denn 28km/h entsprechen 70€ Umsatz und 30% davon sind immerhin noch 21€/h.

Ich bezweifele, dass von Umsätzen zwischen 16,50€ und 21€ ein Mindestlohn gezahlt werden kann. Laut einem Bericht im Hamburger Abendblatt rechnet sich ein Angestellter erst, wenn er das 3,5 fache von dem erwirtschaftet, was er kostet. Das wäre ein Umsatz von fast 30€/h. Dabei zeigt das Gutachten sehr anschaulich, dass Stundenumsätze über 25€ wegen der „Karenzminute“ bzw. wegen der ungenügenden Auslastung so gut wie nie erzielt werden.

Leider ist noch unklar, ob das Fiskaltaxameter wirklich zum 01.01.2017 in alle deutschen Taxen einzubauen ist, oder ob sich der Termin wegen Abklärung der technischen Umsetzung möglicherweise um zwei Jahre nach hinten verschiebt?

LG C.L.

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Das Hamburger (Erfolgs)modell ?

On April 10, 2016, in Aktuell, Tagschicht, by C.L.

Vor allem im bundesdeutschen Taxiforum wird regelmäßig vom Hamburger Modell gesprochen. Die Hamburger Taxibehörde zeichnet sich durch eine besonders strenge Prüfung bei der Verlängerung der Konzession aus, dadurch sollen die ehrlichen Kollegen besser vor unlauteren Wettbewerb in Form von Steuer- und Sozialabgabenverkürzung in den sog. Mehrwagenbetrieben geschützt werden.

Sehe ich mir meine Umsätze aus den Jahren 2007–2015 an, kann ich nicht erkennen, dass außer viel Lamentieren, irgendetwas Brauchbares beim Hamburger Modell rausgekommen ist.

Zwischen 2007 und 2015 hatten wir in Hamburg insgesamt sieben Tariferhöhungen, wobei die Fahrpreise insgesamt um knapp 20% angehoben wurden. Im Zeitraum von 2007-2015 sank die Anzahl der Konzessionen von 3550 auf ca. 3150. Das entspricht einem Rückgang von lediglich 11%. Ich finde einen Konzessionsabbau in dieser Größenordnung extrem ernüchternd. Nun wäre es schön, wenn o.g. Daten für ein Umsatzplus von gut 30% gesorgt hätten. Dem ist natürlich nicht so.

Mein Umsatzplus aus den Jahren von 2007-2014 waren magere 4%.

Tatsächlich war meine Einnahme lediglich 2015 mit einem Umsatzplus von 15% spürbar besser. Das lag weniger an der guten Arbeit unserer Taxibehörde, sondern vielmehr an den kostspieligen Rabattaktionen von Mytaxi. Davon habe ich als Edelgraupe hier und da sicher profitieren können. Und sei es nur, weil die Posten etwas leerer waren, weil die Kollegen insgesamt mehr in Bewegung gewesen sind.

In 2016 liege ich im ersten Quartal bereits wieder 6% unter dem Niveau des Vorjahres.

Wir haben in Hamburg 3150 Taxen. Davon werden 2200 Wagen von Einzelunternehmern betrieben, knapp 1000 Fahrzeuge sind im Mehrschichtbetrieb unterwegs. Wenn es sich dabei nicht gerade um Hansataxen handelt, sind diese Fahrzeuge unter Beachtung der aktuell gültigen Vorschriften nicht wirtschaftlich zu betreiben. Die Fiskaltaxameterdaten belegen das unstrittig.

Wenigstens 500 Taxen sind meiner Ansicht nach von einem Konzessionsentzug bedroht, warum der Abbau dieser nicht wirtschaftlichen Fahrzeuge nur in homöopathischen Dosen stattfindet, darüber kann trefflich spekuliert werden? Die selbstfahrenden Einzelunternehmer, die seit Jahren freiwillig mit Fiskaltaxameter fahren, sind jedenfalls nachhaltig verstimmt wie langsam die Behördenmühlen mahlen.

Mir fehlen jedenfalls weiterhin jeden Tag 50€ Einnahme. Das summiert sich über die Jahre ganz ordentlich auf.

LG C.L.

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