Überall derselbe Mist : Nix zu fahren, Langeweile, Tasche leer, Schnauze voll
https://www.rbb-online.de/abendschau/videos/20201107_1930/nachtsicht-unterwegs-mit-taxifahrerin.html
Kennen wir alle in diesem Jahr. Da macht sich Frust breit, den man natürlich auch mit nach Hause nimmt.
Grüße C.L.
Corona und kein Ende in Sicht – fiktiven Unternehmerlohn sofort bundesweit einführen!!!
Ich habe vom Jahr 2020 die Schnauze gestrichen voll. Die Pandemie und der Umgang der Politik mit ihr ist eine Sache, die heiß diskutiert wird. Kaum jemand spricht allerdings darüber, dass in Deutschland womöglich Millionen von Existenzen auf dem Spiel stehen. Das enorm groß geschnürte Hilfspaket der Bundesregierung erreicht nämlich auch mich nicht. Was nützen mir Teilhilfen für betriebliche Kosten, die gar nicht mein wirkliches aktuelles Problem widerspiegeln? Wovon soll ich dauerhaft Krankenkasse, Rentenversicherung und diverse Lebenshaltungskosten bezahlen, wenn mir das Geschäft unverschuldet um exakt 53% im Vergleich zu 2019 wegbricht? Dazu spricht einiges dafür, dass der Jahresrest im Lockdown light ohne Umsätze zu beenden sein wird.
Kann es wirklich der Ernst der Bundesregierung sein, dass man dann dauerhaft auf Kosten des Partners leben soll?
Offenbar diskutiert man nun über eine Nachbesserung und zügige Umsetzung eines fiktiven Unternehmerlohnes wie es ihn in Nordrhein-Westfahlen und Baden Württemberg bereits gibt.
https://www.vgsd.de/funke-mediengruppe-fiktiver-unternehmerlohn-koennte-bald-bundesweit-gelten/
Was aktuell bleibt ist das Prinzip Hoffnung. Geld auf der Straße wird man dieses Jahr nicht mehr verdienen können.
Grüße C.L.
In Hamburg sagt man tschüss – Free Now erhöht während Corona Krise die Vermittlungsgebühren für Taxifahrten um 71,5%
Vorab ein paar Zeilen zu mir:
Ich fahre seit 1993 Taxi und bin seit 2005 selbständig. 2010 gehörte ich zu den ersten einhundert Kollegen, die One Touch Taxi – später My Taxi, nun Free Now, an Bord hatten. Meine anfängliche Begeisterung für diese App. wich bereits 2015 der Ernüchterung, als mittels Bieten per Schieberegler die Kollegen (und ihre Gier) gegeneinander ausgespielt werden sollten. Vollends bedient war ich, als 2019 die Option Ride Taxikunden in den Mietwagen überführen sollte und somit Konkurrenz zum Taxi in der eigenen App. angeboten wurde. Das Argument, wegen Uber genau diesen Service einzuführen, empfand ich als vorgeschoben. Es ging wie immer nämlich nur ums Geld, da Ride Touren 25% Gebühren für Free Now bringen, Taxitouren aber nur lausige 7%.
Seitdem bin ich Beobachter von der Seitenlinie und generiere allenfalls Taschengeld mit der Free Now App. Moralisch hat sich Free Now in der Vergangenheit mehrfach als Partner disqualifiziert, schade dass den Kollegen ihre AMG E-Klasse wichtiger ist, als Rückgrat.
Die Mail, die Free Now im September an alle angeschlossenen Taxiunternehmer in Deutschland gesendet hat, verschlägt einem die Sprache. In einem Krisenjahr wie 2020, wo das Taxigeschäft existenzbedrohend eingebrochen ist, fällt dem App. Vermittler nichts Besseres ein, als kräftig an der Gebührenschraube zu drehen.
2020 stellt auch das Taxigewerbe vor ungeahnte Herausforderungen. Während des Lockdowns im II. Quartal gingen die Umsätze um 80-90% zurück. Nur die Corona Hilfe von Bund und Land hat das Überleben der Betriebe in vielen Fällen gesichert, da diese bekanntermaßen eine extrem dünne Kapitaldecke haben. Im III. Quartal ist ein Einnahmerückgang von stattlichen 40% hinzunehmen, zudem spricht einiges dafür, dass die Geschäfte auch 2021 nur marginal besser werden und wir auf Jahre von Vor Corona Umsätzen nur träumen können. Aktuell haben etliche Kollegen ihren Steuerberater beauftragt die Corona Soforthilfe 2 zu beantragen und zudem einen Antrag auf Grundsicherung bei den entsprechenden Jobcentern gestellt.
In dieser Situation die Vermittlungsgebühren um knackige 71,5% zu erhöhen macht sprachlos, ist unsensibel, eine Schweinerei zur Unzeit. Dazu möchte man zukünftig 6% Gebühren auf Einsteigertouren kassieren, die bislang kostenfrei waren. Da werden die Kollegen den Free Now Kunden wohl erklären müssen, dass doch lieber mit Kreditkartearte bezahlt werden soll. Diesen Service bekommen selbst kleine Krauter mit geringen Kartenvolumen für 2,75% Disagio.
Free Now, als Tochter der Dax Konzerne Daimler und BMW, hätte im Krisenjahr 2020 ganz anders agieren müssen.
Mein Eindruck ist nämlich, dass sich Free Now in der seit Monaten andauernden Krise tot stellt und für das Taxigewerbe überhaupt gar nichts getan hat. Ich habe mir die Trennwände angesehen, die Free Now für 3500 Taxen kostenlos ausgegeben hat. Es handelt sich um eine absolute Low Budget Lösung, einen Ausdruck totaler Geringschätzung für Taxifahrer und Kunden!
Die Strategie, die Free Now konsequent verfolgt, ist bereits seit 2019 eindeutig, als das Taxengewerbe mit der Option Ride vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Aktuell gibt es sogar Gerüchte, dass die in Taxikreisen verhasste Firma Uber Free Now kaufen möchte, um sich das Europa Geschäft unter den Nagel zu reissen.
Jeder Kollege muss für sich abwägen, ob er weiter am Futtertrog von Free Now hängen möchte?
In einer aktuellen Umfrage auf Telegram sprechen sich immerhin 54% der Kollegen dafür aus, die Zusammenarbeit mit Free Now nun zu beenden. 46% möchten auch zukünftig auf die Touren der Generation Y nicht verzichten.
Grüße C.L.
Corona Hilfen für Solo Selbständige – reine Augenwischerei!
Moin aus Hamburg,
auch im August 2020 muss ich vermelden, dass das Taxigeschäft grottenschlecht ist. Überall berichten Kollegen der Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat beträgt zwischen 30 und 65%.
Aber zum Glück gibt es ja nach wie vor die Corona Hilfen der Bundesregierung und zwar, wie beschlossen, bis Ende des Jahres.
Cui bono?
Was sich im zuständigen Ministerium ausgedacht wurde ist wieder einmal als grotesk und praxisfremd zu bezeichnen.
Ich unterstelle jetzt einfach mal die Taxikollegen haben einen Umsatzrückgang von 50% und erhalten somit einen Zuschuss von 50% auf die betrieblichen Fixkosten. Den Antrag stellt zwingend ein Steuerberater, der für seine Dienstleistung um die 500€ berechnet und diesen Betrag vom Bundesfinanzministerium erstattet bekommt.
Zu betrieblichen Fixkosten zählen im Taxigewerbe Fahrzeugfinanzierungen, Funkbeiträge, Zinsen auf Finanzierungen, Kfz. Versicherung, Kfz. Steuer, Beiträge zur Berufsgenossenschaft, sowie Handy Verträge und Kontoführungsgebühren.
Was fällt auf? Steuergelder fließen vom Kleingewerbetreibenden direkt zu den Vertragspartnern.
Ausdrücklich keine finanzielle Unterstützung gibt es für weitere Kosten wie Krankenkassenbeiträge, Beiträge zur privaten Altersvorsorge und natürlich auch nicht für private Lebenshaltungskosten.
Als nettes Abschlussdetail der Hinweis im Kleingedruckten „Falls der Umsatzrückgang nur 40% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum betragen sollte, sind die Hilfen vollständig zurück zu zahlen.“
Das ist kein Hilfspaket, das ist eine Luftnummer, die sprachlos und wütend macht. Verglichen mit großzügig gewährten Kurzarbeitergeld für Angestellte (Kosten 10 Milliarden Euro) oder gar mit den Hilfen für Italien und Spanien hätte die Bundesregierung sich keine Zacken aus der Krone gebrochen wenn schlicht folgende Rechnung aufgemacht worden wäre:
Der monatliche Umsatzausfall wird zwischen März 2020 und Dezember 2021 vollständig erstattet. Gewinne werden entsprechend versteuert.
Grüße C.L.
Die Zeit über Uber und seine unmoralischen Geschäftspraktiken
Lesenswerter Artikel aus der Zeit über Uber und seinen CEO
Dara Khosrowshahi : Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt
Kommentar folgt.
Grüße C.L.
Aus der Wiwo: Faszination S-Klasse
Zahlenspiele in Zeiten von Corona
In den letzten Wochen habe ich mir einige Zahlen notiert, um das ganze Drama der Corona Pandemie und der daraus folgenden globalen Wirtschaftskrise grob erfassen zu können.
Das Bruttoinlandsprodukt ist im II. Quartal in Deutschland um 10,1% gefallen. Der Exporteinbruch betrug im April 31,1% und im Mai 29,7%. Die Prognose für das BIP wird im Gesamtjahr auf -6,3% geschätzt.
Bei den deutschen Automobilherstellern beträgt der Rückgang beim Neuwagenverkauf bislang 35%, bis Jahresende soll sich das Minus auf 23% reduzieren. 100.000 Arbeitsplätze in der Automobilindustrie sind durch Corona gefährdet prognostiziert Ferdinand Dudenhöfer.
Horrorzahlen sind das noch nicht, hier kommen sie:
Kinobetreiber, genauso wie die Lufthansa, beklagen einen Kundenrückgang von 80% im laufenden Jahr. Die Lufthansa hat 2020 bislang ein Minus von 3,6 Milliarden Euro eingefahren und plant trotz stattlicher Subventionen 22.000 Vollzeitstellen abzubauen.
Mein Umsatzrückgang betrug im Juni 2020 exakt 50% im Vergleich zu 2019. Vom II. Quartal 20 möchte ich nicht berichten, es war verheerend. Im Vergleich zu 2019 fehlen mir bislang 9500€ Einnahme, die ich sicher nicht 2021 wieder reinfahre.
Gleichzeitig habe ich heute eine Mail von Moia bekommen. Dort gibt es in Zeiten von Verlusten abermals eine 50% Rabattaktion. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis sich der geballte Frust und die berechtigte Existenzangst der Taxikollegen bei diesem Mobilitätsmitbewerber entladen dürfte.
Man grübelt, ob die Corona Pandemie nicht in Wahrheit kaschieren soll, dass überschuldete Wirtschaftsnationen am Ende sind? Ich empfehle jedem sich mal bei Max Otte in den „Weltsystemcrash“ einzulesen.
Gute Nacht C.L.
Mercedes E-Klasse W213 großer Wurf oder Müll?
Moin aus Hamburg,
Mercedes Benz und Taxifahrer haben seit jahrzehnten ein inniges Verhältnis. Bis in die 90`Jahre hinein war fast jedes Taxi ein Produkt aus Sindelfingen. Mit dem /8, dem 123´ und dem 124´hat Mercedes sein Werbeversprechen „Das Beste oder nichts“ in Stahl, Leder und Chrom gestanzt.
Mittlerweile verblasst der Stern automobiler Ingeniurskunst zunehmend. Die aktuelle Mercedes E-Klasse W213 bekam in diesen Tagen seine Modellpflege verpasst und wird somit im fünften Jahr produziert. Fast 50% der 3200 Taxen in Hamburg dürften zu dieser Baureihe zählen. Einen besonderen Schub erhielten die Zulassungszahlen 2018 durch eine Umweltprämie von 10.000€ über Listenpreis, wenn man seinen alten Diesel in Zahlung gab.
Natürlich gibt es etliche Erfahrungen zu dem Fahrzeug, die Oberklasselimousine ist schick, stylisch und verbraucht trotz des Gewichts überraschend wenig Diesel. Allerdings trüben Detailfehler das Bild, vor allem, wenn man die älteren Mercedes Benz Modelle kennengelernt hat.
Das fängt bei Kleinigkeiten an. Jede Taxi E-Klasse hat einen Schiebedachschalter im Dachhimmel, obwohl 80% der Taxen diese Sonderaustattung gar nicht haben. Nennt sich Gleichteile und spart dem Konzern Geld. Die Tankklappen sind aus Plastik und verabschieden sich in der Waschanlage beim Trocknungsvorgang. Die ersten W213 hatten ernsthaft H7 Licht und LED Licht sollte aufpreispflichtig sein. In der Grundaustattung gibt es auch keine Holzapplikationen mehr, sondern silber lackierte Plastikelemente. Wer Holz möchte muss erstmal mit 1000€ extra aus dem Beutel für das sog. Avandgarte Interiour. Zudem sind die Lüftungselemente aus Platik und sehen lediglich aus als wären sie aus edlem Aluminium.
Bei 250tkm nach drei Jahren Nutzungsdauer hatte ein Taxikollege einen Steuerkettenriss. Anstatt sich kulant zu zeigen, sagte ihm der zuständige Mitarbeiter es täte ihm leid, aber da kann man nichts machen.
Und immer öfter hört man beim Vierzylinder Diesel (OM654) es gibt Probleme mit den Schlepphebeln und den Nockenwellen. Anbei Bilder von dem Schaden aus dem Motortalk Forum.
Bei meinem Kumpel mit S213 Erstzulassung Sommer 2019 trat dieser Schaden bei 95tkm auf. Nicht nur wegen der aktuellen Corona- / Wirtschaftskrise bin ich froh meine 12 Jahre alte Droschke behalten zu haben.
Grüße C.L.
Dokumentation „Autos für die Ewigkeit“
Moin,
anbei ein Link zu einer sehr sehenswerten Dokumentation zum Thema Mercedes und Qualität.
Mercedes Veteranen auf den Straßen der Welt
Gute Unterhaltung C.L.
Kurzbericht Umsatzeinbruch II.Quartal 20
Hier mein Bericht von der Taxi Front für das II. Quartal 2020.
Die finanzielle Situation für das Taxigewerbe in Hamburg (und sicher auch überall anderswo) ist angespannt wie niemals zuvor. Bei Umsatzrückgängen zwischen 50 und 90% arbeiten wir aktuell ausschließlich für unsere Betriebskosten und verdienen zum Leben gar nichts. Die Soforthilfe von der Stadt und vom Bund ist in vielen Fällen aufgebraucht, manch ein Kollege sinnierte bereits von einem Sterben auf Raten. Der überwiegende Teil unserer Einnahme wird durch Fahrten mit Geschäftsleuten und Touristen generiert. Der Hamburger hat unendlich viele Mobilitätsalternativen und empfindet Taxifahren als teuren Luxus.
Der Bürger hat leider immer noch nicht begriffen, dass es ein finazieller Fehlgriff ist, sich einen japanischen Kleinwagen vor die Tür zu stellen, anstatt ständig Taxi zu fahren.
Als Prognose für die nächsten Monate kann ich mich allenfalls auf mein Gefühl verlassen. Umsätze wie noch 2019 werden wir dieses Jahr auf keinen Fall mehr erwirtschaften. Betriebe, die verpflichtet sind Mindestlohn zu zahlen, brauchen in dem aktuellen Umfeld gar nicht wieder antreten. Für viele angestellte Taxifahrer dürfte der Weg von der Kurzarbeit direkt in die Arbeitslosigkeit führen.
Die Mehrwertsteuerabsenkung wird bei Taxifahrten nicht zu günstigeren Fahrpreisen führen, die 2% sind für die Unternehmer. Anderenfalls müssten wir zweimal zur Tarifumstellung, was jeweils mit 50€ zu zahlen wäre und somit totaler Blödsinn.
Um die Auslastung der Taxen zu steigern wäre eine temporäre Tarifabsenkung ein gangbarer Weg. Ich hätte jedenfalls nichts dagegen, für einige Monate meine Dienste günstiger anzubieten. Führe man dann in Zeitraum X drei Touren für 8€ statt zwei Touren für 10€ wäre etwas gewonnen. Aber von unseren sieben Verbänden höre ich dazu natürlich gar nichts.
Grüße C.L.