Rückblick 2024 – Ausblick 2025
Die Geschäftslage 2024 war trotz Inflation und erneut gestiegenen Fahrpreisen erstaunlich solide und hatte mit mehreren internationalen Messen einige Umsatzhöhepunkte zu bieten. Dazu kam erfreulicherweise ein stetiger Strom von Touristen, die offenbar noch nicht so sehr auf den Euro achten müssen. Dagegen hatte ich immer weniger Hamburger im Taxi und leider auch merkbar weniger Geschäftsreisende. Die Mehrzahl der Gespräche führe ich mittlerweile auf Englisch, das ist echt bizarr.
Mein Taxi, umweltfreundlich dank Bio-CNG Betankung hat sich bewährt, die Kosten bewegten sich mit Motorlagern, Bremsen, Ölwechsel und Tausch der Wasserpumpe im erwartbaren Bereich. Wobei auch hier Teilepreise und Werkstattstunden spürbar gestiegen sind. Allenfalls die miserable Tanksituation für CNG Fahrzeuge muss man in Hamburg bemängeln. Im Hamburger Stadtgebiet gibt es lediglich vier Zapfsäulen für CNG / Erdgas, davon waren jüngst wieder einmal zwei defekt. Zudem empfinde ich es als unfair, dass diejenigen, die umweltfreundlich unterwegs sein wollen, mit quasi willkürlichen Preiserhöhungen auch noch bestraft werden. Besonders Aral hat zum Jahreswechsel mit einem Aufschlag von 8 Cent/kg unverhältnismäßig an der Preisschraube gedreht.
Die Diskussion um die Elektrotaxipflicht ab 01.01.2025, ausschließlich in Hamburg, wurde zwar immer wieder hochemotional geführt, wirklich Lust sich mittels einer Klage mit der Behörde und der Stadt anzulegen, hat allerdings bis dato niemand. Es bleibt bedauerlich, dass Politiker, Beamte und zuletzt Verkehrssenator Tjarks für konstruktive Kritik nicht empfänglich sind.
Die Verkehrssituation und gefühlt überall Vorrechte für Radfahrer haben mich regelmäßig demotiviert und dafür gesorgt, dass ich 2024 kaum einmal 10 Stunden am Stück durchgearbeitet habe.
Bis April 24 waren ETaxen am Flieger priorisiert, was zu Einnahmeausfällen bei den Verbrennerkollegen geführt hat. Diese Basta Politik hat in der Konsequenz dazu geführt, dass 2024 vorrangig Benzin Hybride angeschafft worden sind und keine ETaxen (400 Neutaxen 110 Elektro / 290 Verbrenner).
Tariferhöhungen wegen steigenden Mindestlöhnen vergraulen Kunden und helfen nur dabei uns noch früher in den Ruin zu treiben. Über 80% aller Unternehmer in Hamburg besitzen ein einziges Taxi und beschäftigen mehrheitlich keine Fahrer.
Bereits im Februar 2025 sollen die Fahrpreise erneut angehoben werden, obwohl wir 2023 und 2024 bereits Erhöhungen von satten 20% bekommen haben.
Das sehe ich überaus kritisch, weil wir dann noch weniger zu tun haben werden. Will die Stadt unsere Kunden weiterhin in Scharen zum Mitbewerber MOIA?
Dazu sind tagsüber erreichbare Durchschnittsgeschwindigkeiten zwischen 19 und 22km/h tödlich, wenn es darum geht, angemessene Umsätze und Gewinne zu erwirtschaften.
Im März 2025 wird in Hamburg eine neue Bürgerschaft gewählt und ich hoffe sehr, dass der rot-grüne Senat für seine Minderheitenpolitik abgestraft wird. Die komfortable Mehrheit von 64% wird sicherlich nicht zu halten sein, die Prognosen sehen Rot-Grün aktuell bei 52%.
Geschätzte Steuereinnahmen in Höhe von jährlich 5 Milliarden Euro sind jedenfalls nicht dort investiert worden, wo ich es mir gewünscht hätte. Ich war im März wegen einer Influenza kurz im Krankenhaus und habe mich gefühlt, wie in einem Entwicklungsland, meine Kinder hatten 2024 ständig Unterrichtsausfall an ihren Schulen. Termine zur PKW Zulassung benötigen mehrere Wochen Vorlauf. Hamburg wird gut regiert? Ich denke da ist noch viel Luft nach oben.
Bleibt gesund, grüße C.L.
Wow – Taxi Times kann doch Objektivität.
Anbei eine gute Zusammenfassung von zwei vor kurzem erschienenden Artikeln im Hamburger Abendblatt. Seit Corona haben sehr viele Menschen gelernt, wie wichtig es ist sich politisch zu interessieren. Noch nie habe ich im Taxi so viel über die politische Situation gesprochen, wie in den letzten zwei Jahren. Der Tenor ist stets recht ähnlich – Keine Regierung kann dauerhaft Politik gegen die Interessen der Bürger des eigenen Landes machen.
E-Taxi-Pflicht wird zum Politikum bei der Bürgerschaftswahl 2025
Grüße C.L.
Hamburger Abendblatt über Elektrotaxipflicht und Tariferhöhung
Moin,
mal wieder steht das Gewerbe in Hamburg im Fokus der Presse:
Mit einer erneuten Tariferhöhung tut sich das Gewerbe keinen Gefallen. Eine Taxifahrt ist kein Kilo Kartoffeln, das man regelmäßig kaufen muss.
Grüße C.L.
Mai 2022 – Der aktuelle Stand der Dinge im Hamburger Taxigewerbe
Moin,
regelmäßig lese ich in den letzten Wochen davon, dass es in Hamburg zu wenig Taxen gibt. Seit Beginn der Pandemie sind gut 400 Taxen vom Markt verschwunden, aktuell fahren lediglich noch 2650 Fahrzeuge.
Da kann es also durchaus sein, dass am Wochenende tagsüber der Flughafen, und die Hotel in der City, nicht gut bedient werden. Ebenso, dass es Engpässe am Wochenende nach Mitternacht gibt. Das liegt allerdings nur oberflächlich an der Anzahl der Taxen, sondern viel eher an der Motivation vieler Kollegen. Es macht einfach immer weniger Freude unsere Dienstleistung in einer Stadt wie Hamburg anzubieten. Am Flughafen gibt es neue Gebühren für uns, nun ist auch das Absetzen der Kunden idR. kostenpflichtig. Eine komplette Beschrankung der Ankunftsebene, sowie diverse bauliche Veränderungen signalisieren deutlich, dass Individualverkehr am Hamburg Airport nicht mehr erwünscht ist. In der Spätschicht sorgt trotz anziehenden Kundenzahlen Moia für einen Umsatzrückgang von durchaus 25% im Vergleich zu dem Vor Corona Geschäft.
In der Innenstadt finden jeden Samstag mehrere Demonstrationen statt, wegen dem Marathon wird das halbe Stadtgebiet einen kompletten Tag für den Verkehr gesperrt. Wer sollte sich folglich mit Kunden durch Stau und Sperrungen quälen, wo doch der Hamburger Spezialtarif den Zeitfaktor komplett ignoriert.
Wir bekommen zwar eine Tariferhöhung zum 01. Juni 2022, allerdings wurde nicht darüber diskutiert, ob am Wochenende, bzw. Wochenende nachts, Taxifahren erheblich teurer sein sollte? Ich erinnere mich, dass es in anderen Branchen Zuschläge im Bereich von 30-50% gibt, wenn man am Wochenende arbeitet. Zudem ist eine Tariferhöhung nach fast fünf Jahren in Höhe von knapp 10% nun wirklich nicht der Rede wert. Allein die Inflation vor dem Jahr 2022 hat diese Erhöhung bereits eingebaucht. Aktuelle Kostensteigerungen zwischen 7% für alltäglichen Konsum, 25% für Diesel und 100% für Gas zeigen überdeutlich, das wir schon wieder ganz hinten stehen, wenn es um Kostensteigerungen geht.
Zuletzt hält die Hamburger Bürgerschaft unbeirrt und ideologisch verblendet am Projekt ETaxen fest, fördert 2022 zusätzlich 100 Elektrofahrzeuge, sowie eine noch unbekannte Anzahl in 2023. Bevormundung, Gängelung und vermeidlich alternativlose linksgrüne Ideologien erregen doch so einige Gemüter im Hamburger Taxigewerbe. Der Verkehrssenator möge doch bitte mit Augenmaß eine Politik für alle Verkehrsteilnehmer machen und nicht nur für seine Lastenfahrrad Buddies aus Ottensen.
Keine Silbe hört man davon, dass auch Hybrid Fahrzeuge Emissionen reduzieren können, das es auch ein Umweltbeitrag ist Bestandsfahrzeuge weiter einzusetzen, anstatt sie wegzuwerfen, oder das Elektrofahrzeuge in wenigen Jahren vermutlich überhaupt keinen Restwert mehr haben werden und daher eine besonders teure Form der Mobilität darstellen könnten. Abseits des Rathauses und moralischen Blasen fordert niemand diese Transformation mit der Brechstange. Und ich befrage dazu fast jeden Taxikunden seit August 2021. Der Tenor ist eindeutig „Gut gemeint, aber nicht gut gemacht.“ „Skandal ohne Not eine Zweiklassengesellschaft einzuführen.“ „Grüne Symbolpolitik ohne Sinn und Verstand“.
Abschließend die Ergebnisse diverser Umfragen in der Taxi Telegram Gruppe:
Wie gefällt dir dein Job als Taxifahrer aktuell insgesamt?
23% Note 4
06% Note 5
22% Note 6
= 51%
14% Note 1
12% Note 2
23% Note 3
= 49%
Weitere 5000€ Förderung für Elektrotaxen. Seit ihr dabei?
35% Ja
65% Nein
Werdet ihr die kostenpflichtige VIP Vorfahrt (Grundgebühr 11,90€) am Flughafen buchen?
32% Ja
68% Nein
Daraus lese ich nicht garantiert nicht, dass wir uns von den aktuellen Veränderungen bei der Mobilität und der Verkehswende mitgenommen fühlen.
Grüße C.L.
Der Spiegel : Taxifahren wird teurer
Man beachte auch die Leserkommentare!!!
Grüße C.L.
Gedanken zur angedachten Tariferhöhung im April 2022
Nach annährend fünf Jahren ist es mal wieder soweit, der Hamburger Taxitarif soll angepasst werden. Und zwar gleich einmal um knappe 10%. Das passt gut ins Bild der aktuell galoppierenden Inflation und birgt daher auch erhebliche Gefahren.
Schon seit Ewigkeiten müssen wir Taxiunternehmer uns die Frage stellen, wieso unsere Dienstleistung in der zweitgrößten deutschen Stadt nur rudimentär nachgefragt wird? Geschätzt 65% der Hamburger Bevölkerung fährt nie Taxi, stattdessen hält eine vierköpfige Familie zwei bis drei Privatwagen vor, und meint das sei wirtschaftlich. Oder es werden sich geförderte Elektrofahrzeuge finanziert, anstatt für eine Taxifahrt dann noch mal 20 oder 30€ auszugeben. Die PKW Hersteller träumen vom autonom fahrenden Fahrzeugen und investieren Milliarden in diese Vision, man möchte mittelfristig mit Robotertaxen als Monopolist Milliarden verdienen, und das kleinteilige Personenbeförderungsgewerbe natürlich vorher plattmachen. In der Tendenz unterstützt der Hamburger Senat mit dem Moia Projekt genau diese Gangart, was unter moralischen und sozialen Gesichtspunkten unter aller Kanone ist.
Nun frage ich mich, ob ich die satte Tariferhöhung auch in meinen Einnahmen wiederfinden werde? In der Vergangenheit war das jedenfalls nicht der Fall und aktuell hat der Kunde mehr Möglichkeiten denn je, seine Wege und Routen durch ein vielfältiges Mobilitätsangebot zu organisieren.
Dazu kommt oben genannte Inflation, die mit statistischen 5% nur sehr verschwommen abgebildet ist. Bei erheblichen Preissteigerungen für Strom, Gas, Benzin und Diesel muss befürchtet werden, das dadurch der Binnenkonsum merklich abgewürgt wird.
Mein persönliches Statement zur Tariferhöhung sieht wie folgt aus:
- Die Karenzminute muss abgeschafft werden, wir stehen seit dem Jahr 2000 kostenlos mit dem Kunden im Stau. Die unbezahlte Wartezeit, die bei jedem Fahrzeugstillstand bis sechzig Sekunden greift, hat mir in zwanzig Jahren Einnahmeausfälle beschert, von denen ich locker heute ein Eletrotaxi bar bezahlen könnte. Die 30€ Wartezeit sind in Hamburg leider nur theoretischer Natur.
- Kurztouren sind in Relation zu längeren Fahrten viel zu billig. Eine Fuhre für 6,80€ darf im Jahr 2022 gerne 10€ kosten (+40%), eine Fahrt für 50€ ist selten und teuer genug und sollte daher unangetastet bleiben.
- Die Grundgebühr sollte noch weiter erhöht werden, weil Service wie Bestellung / Kartenzahlung Geld kostet und wir durchaus den Kunden an diesen Kosten beteiligen sollten. Free Now berechnet den Kunden eine Bestellgebühr, die auf den Fahrpreis aufgeschlagen wird. Natürlich nicht für die Driver auf der Straße, sondern zur Weiterentwicklung der Technik.
Zudem soll es weitere Vorteile für Elektrotaxen geben, nämlich exklusive Taxistände mit Ladeinfrastruktur, an denen sich Verbrenner Taxen nicht bereithalten dürfen. Nach den Verwerfungen mit der Priorisierung von Elektrotaxen am Flughafen Hamburg ist die Idee, aufgrund des Gleichheitsprinzips und des sozialen Friedens im coronagebeutelten Gewerbe, nicht weiter zu verfolgen.
Grüße C.L.