Moin,

heute ein Thema, was die Menschen viel eher umtreibt, als Taxi Geschichten zu lesen. Die Inflation und die Energiekrise.

Auch wenn man es in Hamburg aktuell kaum merkt, dass sich viele Menschen um ihre Ersparnisse Sorgen machen, so sprechen doch ein paar statistische Zahlen eine überdeutliche Sprache. Die Inflation betrug im Jahr 2022 8,6%, Lebensmittel verteuerten sich um 20%, Diesel um 40% und Gas um 100%. Somit dürfte der Kontostand beim überwiegenden Teil der Bevölkerung abgeschmolzen sein. Aktien und ETF`s  haben sich 2022 im Schnitt um mindestens 10% verbilligt. Tech Werte um 20%, Überflieger Titel wie Tesla um 65%.

2023 soll die Inflation bei 7,2% liegen und 2024 immer noch bei 4,1%. Insgesamt werden sich also die Preise um mindestens 20% erhöhen und jeder weiß, dass niemand innerhalb von 2-3 Jahren 20% mehr netto verdienen wird. Dazu wird prognostiziert, dass die Immobilienpreise um 10-15% sinken werden und Bauzinsen schon jetzt um die 4% liegen.

Im Jahr 2022 hatten 50% der Bevölkerung keine Sparquote. Vor Corona waren es lediglich 33%. Das birgt erheblichen sozialen Sprengstoff.

Die Nebenkosten für unser Haus am Stadtrand sind mittlerweile höher, als die Warmmiete, die wir vor acht Jahren für unsere Genossenschaftswohnung bezahlt haben. Preistreiber in 2022 natürlich Gas, ab 2023 kommen noch 30% höhere Strompreise dazu. Die Kostenexplosion ist eindeutig dem Handeln der aktuellen Regierung zuzuschreiben und den avisierten Gaspreisedeckel am März 2023 zahlen wir alle aus unseren Steuergeldern. Wohlstandsverluste werden also billigend in Kauf genommen, weil es natürlich nicht billig ist, wenn Gas auf 12 Cent pro kw/h gedeckelt wird und wir jahrelang Gas für 5 Cent bezogen haben.

Die Energiewende … kostet nicht mehr als eine Kugel Eis.

Die Modernisierung unserer Gasheizung stand schon länger auf meiner Todo Liste und Anfang 2022 sollte es dann endlich soweit sein. Das ewige Geschwafel von den umweltfreundlichen Wärmepumpen habe ich sofort zu den Akten gelegt, müsste ich doch erst unser Haus aus den 70`Jahren für Unsummen dämmen lassen. Und trotzdem noch für eine schnöde Luft Luft Wärmepumpe mindestens 150% mehr ausgeben, als für eine Brennwerttherme. Seit Juni 2022 werkelt nun also eine neue Gastherme im Keller, die mindestens 30% Gas pro Jahr einsparen soll. Diese Investition belohnt die Bundesregierung mit genau 0€ Förderung. Selbst den hydraulischen Abgleich mussten wir komplett selber bezahlen. Trotzdem hat diese Investition zwei Vorteile für uns. Zum einen entgehen wir der geplanten Auflage ab 2024 unsere Heizung bei Austausch mit 65% regenerativer Energie zu betreiben, was in der Praxis eine hochpreisige Hybrid Lösung erfordern würde, und zum zweiten haben wir einen Nachweis, dass uns bereits getätigte Modernisierungen von der Hamburger Auflage 15% Biogas verbrennen zu müssen, befreien.

Eine Wärmepumpe, wie gesagt für unser Objekt völlig ungeeignet, hätte unseren Geldbeutel mit 25.000€ Kosten belastet und da ist die Förderung des Bundes bereits abgezogen. Zudem sieht man ja eindeutig an der Entwicklung der Strompreise, wohin auch hier die Reise geht. Anfang 2022 konnte man ein BEV noch für 30 Cent/kw/h in Hamburg laden. Aktuell liegen die Preise zwischen 60 und 75 Cent/kw/h. Auch unser Hausstrom wird zum 01.02.2023 von 32 Cent auf 42 Cent erhöht, was immerhin auch einer Steigerung von 30% entspricht.

Wer erinnert sich da nicht gerne an Jürgen Trittins Spruch „Die Energiewende ist nicht teurer als eine Kugel aus“, getätigt im Jahr 2004. Vor diesem Hintergrund ist grundsätzlich ein gesundes Misstrauen angebracht, wenn Politiker über Dinge reden, die sich nicht bezahlen müssen, von denen sie keine Ahnung haben, bzw. die sie sich von ihren üppigen Diäten locker leisten können. Mehr denn je gilt es also selber zu denken und sich von unabhängiger Stelle beraten zu lassen.

Denn für mich ist das Unwort des Jahres 2022 nicht etwa Sondervermögen oder Klima Terroristen, sondern das Adjektiv „alternativlos“.

Grüße C.L.

Technik … die begeistert ?

On November 18, 2022, in Tagschicht, by C.L.

Bevor ich mich zum Jahresende noch einmal umfassend mit den Unbilden der Taxifahrerei beschäftigen werde, heute ein Beitrag über ein ebenfalls nur mäßig erfreuliches Thema, nämlich die nachlassende Zuverlässigkeit bei den gewerblich eingesetzten Verbrennungsmotoren.

Anlass dieses Beitrages war die Idee, im Sommer 2023 eine Mercedes E-Klasse mit Erdgas Antrieb von einem Kollegen zu kaufen. Der Wagen hatte ein wirklich gute Ausstattung und bereits bei 100tkm einen Austauschmotor vom Mercedes erhalten. Zudem ist es natürlich sensationell, wenn man im Jahr 2022 für 99Cent Erdgas tanken kann und somit Spritkosten von unter 10€ auf 100km hat. Leider hat sich diese Idee erledigt, weil der Wagen vor einigen Wochen erneut mit einem kapitalen Motorschaden ausgefallen ist. Der Kühlwasserbehälter war voller Motoröl, vermutlich ein Riss im Kopf / Block und somit ein Totalschaden. Zu dem Zeitpunkt war der Wagen 8 Jahre alt, hatte 335tkm auf dem Tacho und einen Neupreis von ehemals 45.000€ netto.

Ich kenne noch einen weiteren Taxi Kollegen, der mittlerweile privat seinen Erdgas Mercedes fährt. Dieser hatte bereits bei unter 200tkm einen Nockenwellenschaden, weil die Magnetverstellung nicht mehr richtig funktionierte. Ich erinnere mich, das damals 1600€ in einer freien Werkstatt zu zahlen waren, was natürlich auch keine Kleinigkeit ist.

Und noch ein Kollege kann bestätigen, dass der gute Ruf von Mercedes Benz Fahrzeugen nur noch auf dem Papier steht. Sein 2011 neu gekaufter E200cdi hatte bei 200tkm einen Motorschaden, weil der Öl-Wasser-Wärmetauscher undicht war. Auch dieses Fahrzeug mit einem ehemaligen Neupreis von 40.000€ netto konnte man danach quasi wegwerfen.

Selbst ein exotischer und noch teurerer W212 E300cdi Kombi musste bereits bei 220tkm die Segel streichen. Auch hier Motorschaden durch massiven Ölverlust. Das erwartet ja nun wirklich niemand bei drei Liter Hubraum und 231PS.

Des Weiteren kenne ich zwei Kollegen, denen an ihrem W213 (der aktuellen E-Klasse) bei 250tkm die Steuerkette gerissen ist. Meint Mercedes Benz ernsthaft mit dieser Laufleistung wäre des Lebensende eines ehemals 40.000€ teuren Fahrzeuges erreicht?

Nun könnte der werte Leser natürlich der Ansicht sein, das konsequenterweise ein Elektrofahrzeug die (natürlich alternativlose) Option sein müsste. Das wird sich erweisen…

Meinem Kollegen Manfred ist jüngst sein Tesla Modell 3 abgebrannt, 10 Monate alt und 30.000km gelaufen. Und bei Mobile.de ist ein ID4 Taxi aus Hamburg inseriert, der nach 15 Monaten schon verkauft werden soll.

Auch wenn es sich vermutlich um Einzelfälle handelt, die ich hier beschreibe, so sind diese Schäden doch für den Einzelnen eine finanzielle Katastrophe. Der Anspruch sein Taxi 8 Jahre lang mit 40tkm Laufleistung pro Jahr weitgehend störungsfrei bewegen zu wollen, kann doch in der heutigen Zeit nicht unerfüllbar sein? Geht aber wohl an der Strategie der Hersteller vorbei, wo es um sharing, leasing und Dienstleistung geht und eben nicht mehr um Qualität und Langlebigkeit.

Ich kann auf jeden Fall behaupten, dass ich es extrem nachhaltig finde, meinen Mercedes Diesel nun bereits seit 2014 im Einsatz zu haben.

Grüße C.L.

 

Moin,

2022 ist bis Dato ein leider wirklich turbulentes Jahr. Die Kosten in allen Lebensbereichen sind massiv gestiegen und drohen bereits kurzfristig für einen Teil der Bevölkerung existenzbedrohend zu werden. Noch ist davon vergleichsweise wenig zu sehen, in den Sommerurlaub ist auf jeden Fall wohl jeder Bundesbürger, nach zwei Jahren Corona Verzicht, gereist.

Bereits am Flughafen war zu sehen, dass schlecht bezahlte Gepäckschubser einen Jobwechsel vollzogen haben und für dort gezahlte Taschengelder nicht mehr zur Verfügung stehen. Ähnliches erlebt man auch in der Hamburger Gastronomie. Dort werden händeringend Mitarbeiter gesucht und so mancher Mittagstisch fällt zumindest tagesweise aus.

Rechnet man mit einem spitzen Bleistift, so erhärtet sich der Verdacht, dass zumindest ein Single keine Motivation mehr hat, im Niedriglohnsegment einer Tätigkeit nachzugehen. Weil von einem Netto Einkommen zwischen 1200 und 1600€ nichts mehr übrig bleibt. Schlimmer noch, dass unverhältnismäßig gestiegene Kosten für Energie und Lebensmittel für einen Konsumverzicht sorgen, obwohl man Vollzeit arbeitet. Da würde auch ich mich am liebsten in die Grundsicherung begeben und müsste mich nicht mehr täglich darüber ärgern, dass mittlerweile jeder Euro der reinkommt bereits verplant ist.

Zum Glück haben wir ein Familieneinkommen und trotzdem ärgert es mich, dass sich Strom um 10% verteuert hat, Diesel um 35% und Gas mit der aktuell beschlossenen Umlage um 100%. Unsere mühsam angesparten Rücklagen waren jedenfalls nicht dafür gedacht Gaskonzerne mit gut fünf Milliarden Euro zu unterstützen, dass sollte viel eher unsere inkompetente Regierung aus Steuermitteln erledigen. Inkompetent, weil sie erst großspurig Gaslieferungen aus moralischen Gründen (und natürlich auch für den Klimaschutz) boykottiert und sich erst danach Gedanken darüber macht, was das für eine der größten Industrienationen der Welt an Konsequenzen nach sich ziehen könnte? Fünf Milliarden sind doch Peanuts im Vergleich zu beispielsweise dem angedachten Sonderetat über einhundert Milliarden Euro für die Bundeswehr. Oder im Vergleich zu ca. dreihundertfünfzig Milliarden Euro an Corona Hilfen u.a. für die Lufthansa, Mercedes Benz und VW.

Und obwohl wir uns in einer Solidargemeinschaft befinden, verhagelt es einem Erwerbstätigen deutlich die Stimmung, dass Millionen von Mitbürgern keinen Cent für die Solidarität mit der Ukraine zahlen müssen, weil sie eben keiner Tätigkeit nachgehen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Regierung bis zum Ende der Legislaturperiode im Amt bleibt und ich warte nur auf einen Aufruf zur Energiedemo vor dem Hamburger Rathaus. Ich möchte mich auch gerne mal wo festkleben, aber aus den richtigen Beweggründen.

Ich habe fertig C.L.

PS : Ich hätte Redakteur werden sollen, denn diese Woche erschien ein Artikel mit durchaus ähnlichen Tenor in der Welt. https://www.welt.de/wirtschaft/plus242003965/Bis-zu-80-Prozent-an-den-Staat-Fuer-wen-Arbeiten-nicht-mehr-lohnt.html. Wer Plus Mitglied ist, sollte besonders auf die, wie immer, lesenwerten Kommentare achten. Volkes Stimme wieder einmal erbost ;-)

 

Bullerbü ist abgebrannt

On Oktober 24, 2022, in Tagschicht, by C.L.

Hallo liebe Leser,

am 18.07.2022 bin ich genau dieses Tesla Taxi Probe gefahren. Ich kenne Manfred noch aus meiner Zeit beim Hansafunk, daher war es kein Problem, mit dem Wagen ne Stunde auf Testfahrt zu gehen. Ich bin schockiert, dass so ein teures Auto nach bereits 10 Monaten Nutzung und 30.000km auf dem Tacho ein Totalschaden ist und wünsche Manfred schnelle und unbürokratische Hilfe. Zum Glück waren keine Kunden an Bord und auch der Driver blieb unverletzt.

https://www.bild.de/regional/hamburg/hamburg-aktuell/e-droschke-fackelt-nieder-tiefe-trauer-um-mannis-tesla-81718020.bild.html

Ich muss mich an dieser Stelle wirklich zusammenreissen die allseits bekannten Gängeler nicht beim Namen zu nennen, die uns am liebsten zur Nutzung derart fragwürdiger Fahrzeuge verpflichten würden. Was gebe das womöglich für eine Schlagzeile: Hamburg verbietet Dieseltaxen und vier Wochen später verbrennen Taxifahrer und Kunden in einem BEV.

 

Taxi Notstand in Hamburg – echt jetzt ?

On Oktober 15, 2022, in Tagschicht, by C.L.

Heute berichtete die Hamburger Morgenpost über einen Taxi Notstand in der Hansestadt. Der recht knapp gehaltene Artikel liest sich allerdings eher wie ein Hansataxi Werbeflyer, anstatt eine objektive Berichterstattung abzuliefern.

Kommen wir also zügig zu den Fakten:

Die Woche hat 168 Stunden und in vielleicht 10% dieser Stunden übersteigt die Nachfrage nach Taxen das Angebot. Bedeutet im Umkehrschluss, genau wie auch bereits vor der Corona Pandemie herrscht 150 Stunden in der Woche ein Fahrgastmangel für die Taxifahrer.

Ich gestehe gerne zu, dass es im September mit der Taxiverfügbarkeit mäßig war, hatten wir doch zwei große internationale Messen, die uns wirklich gut beschäftigt haben. Andererseits bin ich sehr sicher, dass es im 1. Quartal 2023 quasi nichts zu tun geben wird, weil jedes Jahr relativ schleppend wieder anläuft. Ansonsten kann man gerne mal den Begriff „Stagflation“ googlen und durchdenken, was das (nicht nur) für das Taxigewerbe bedeuten könnte.

Die Pandemie, aber auch die Verkehrspolitik, immer neue Regeln, Kosten und Auflagen haben dafür gesorgt, dass sich etliche Taxi Urgesteine entnervt aus dem Gewerbe verabschiedet haben. In meinem engeren Taxi Freundeskreis hat diese Woche jemand endgültig die Konzession zurückgegeben, ein weiterer will im Mai 2023 aufhören. Ein dritter Kollege arbeitet nur noch 3-4 Tage in der Woche und auch ich selber habe keine Motivation mehr, bei derartig miesen Rahmenbedingungen 10-12 Stunden im Taxi zu sitzen. Allein die Baustellensituation an allen Ecken und Enden der Stadt ist eine Zumutung. Und es ist ernüchternd, was vom Umsatz am Jahresende als Nettoertrag wirklich übrig bleibt.

Der Mindestlohn ist zum 01.10.22 auf 12 Euro/Stunde gestiegen und zusätzlich haben die Mehrwagenbetriebe deutlich höhere Kosten, vor allem durch einen Dieselpreis, der satte 40% höher liegt, als noch 2021. Fraglich also, ob sich Fahrpersonal überhaupt noch rechnet und gesetzeskonform entlohnt werden kann?

Auch der starre und praxisfremde Taxitarif spielt eine Rolle bei der Bedienfähigkeit. In der Rush Hour mit Dauerstau wird die Innenstadt von vielen Kollegen gemieden, weil der Fahrpreis ausschließlich nach Strecke berechnet wird und den Zeitfaktor völlig ausklammert. Auch morgens um 5Uhr und am Wochenende nach Mitternacht gibt es nicht die Möglichkeit vom Kunden einen Mehrpreis zu verlangen. Wo ist da also die Motivation sich die Nacht um die Ohren zu hauen und angesoffenes Volk zu kutschieren? Meine Nachtschichten liegen bereits zwanzig Jahre zurück und ich kann mir lebhaft vorstellen, wie sich heute im Taxi aufgeführt wird.

Als kleinen Seitenhieb in Richtung der Stadt Hamburg kann ich mir natürlich auch nicht verkneifen auf Moia hinzuweisen. Die VW Tochter wird ja in Hamburg ständig hofiert und hat gerade ihre Konzession um weitere zwei Jahre verlängert bekommen. Sollen die doch die vielen Kunden wegfahren, wenn wir das angeblich nicht schaffen. Vielleicht sind dann die tiefroten Bilanzen zukünftig nur noch hellrot.

Zu diesem Thema gäbe es noch viel mehr zu sagen, aber damit will ich es zum Ende dieser Woche gut sein lassen.

Grüße C.L.

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Finde den Fehler

On Oktober 14, 2022, in Tagschicht, by C.L.

Das Bild zeigt das aktuelle Regelwerk am Hamburg Airport inkl. der Tarifänderung vom Sommer 2022.

Kenner dürften einmal mehr den Kopf schütteln.

Grüße C.L.

 

https://archive.ph/CyF64

Gefunden im Spiegel – wem geht da nicht das Herz auf?

Grüße C.L.

 

Uber: We`re just fuckig illegal

On Juli 20, 2022, in Tagschicht, by C.L.

Ok einen Blog noch bevor ich erst mal in den Urlaub abdüse…

Offener_Brief_Uber_Files

Die Probleme, die es vor allem in Berlin und München mit Uber gibt, sind altbekannt und tatsächlich eine unendliche Geschichte. Dabei ist völlig klar, dass Uber kein Mensch braucht und sowieso verboten werden müsste.

Hier in Hamburg wird seit kurzem wieder damit gedroht die großen Mobilitätsanbieter zuzulassen, weil Service und Bedienfähigkeit im Taxigewerbe zu wünschen übrig lassen. Die Konzessionen für fünfhundert Moia Busse werden definitiv verlängert und erneut kümmert es keinen Entscheidungsträger, wenn eine Dienstleistung unter den Selbstkosten angeboten wird und ein Konzern sich als Datenkrake verdingen darf. Und auch das Überangebot an Share Now, Miles & More und den widerlichen Elektrorollern wird kaum kostendeckend sein.

Theoretisch bietet Taxi alles, was auch ein Kunde mit höheren Ansprüchen von einer Mobilitätsdienstleistung erwarten kann, die vielen Fehler stecken allerdings im Detail bzw. in der Bürokratie. So war es ein grober Fehler die Ortskundeprüfung für Taxifahrer bundesweit abzuschaffen, weil man der Meinung ist, Navigationsgeräte ersetzen  jahrelange Fahrpraxis in der Großstadt. Genauso war es ein Fehler die Elektrotaxen am Flughafen zu priorisieren, weil diese unsoziale Benachteiligung der Diesel Kollegen direkt auf deren Motivation und ihr eigentlich sonniges Gemüt durchgeschlagen hat. Immerhin darf man konstatieren, dass die Flughafenkutscher monatlich sicherlich 500€ weniger Umsatz machen, weil die ETaxen sich ständig vordrängeln dürfen.

Durch die Corona Pandemie mit Umsatzrückgängen bis zu 80% haben sich gut vierhundert Taxen aus Hamburg verabschiedet und Nachwuchs wird sich für diese Branche kaum rekrutieren lassen. Dazu sind die Betriebskosten in  Relation zum Nettoertrag einfach viel zu hoch. Problemlos kostet ein Taxi mit allen fixen und variablen Kosten monatlich 2000€, dazu kommen Pflichtbeiträge für die Krankenkasse und diverse Steuern. 2022 beträgt das durchschnittliche Nettoeinkommen in Hamburg fast 40.000€ im Jahr. Von dieser wirtschaftlichen Entwicklung ist das Taxigewerbe seit Jahren völlig abgekoppelt.

Dazu kommt der tägliche Stressfaktor durch eine konsequent rote Welle in der Stadt und Baumaßnahmen, die man schlicht nicht mehr überblicken kann. Es ist ja nun beileibe nicht so, dass das Taxigewerbe in jeder erdenklichen Situation gebauchpinselt werden  möchte, aber ein bisschen Wertschätzung für unsere Arbeit wäre schon angemessen. Dazu hätte auch gehören können die Schranken in der Ankunftsebene des Flughafens für uns eben nicht gebührenpflichtig zu machen, sondern selbstverständlich kostenfrei.

Daraus kann jeder Kollege, Kunde, Verwaltungsbeamte und Verkehrssenator nun seine eigenen Schlüsse ziehen.

Tschüss C.L.

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Eigentlich wollte ich bereits Ende 2021 eine Probefahrt mit dem Tesla Model 3 machen, da man dieses Fahrzeug durchaus häufiger in Hamburg als Taxi sehen kann. Also wurde es Zeit heraus zu finden, ob mich als Old school Dieselfahrer ein rollender Computer überzeugen könnte?

Bevor ich mich heute mit einem alten Taxi Kumpel getroffen habe, habe ich zweimal eine Email an Lukas Thiede geschrieben, die beide bis heute unbeantwortet geblieben sind. Das ist ganz schon schwach für einen New Economy Global Player.

Bei dem Tesla Taxi handelte es sich um das Long Range Modell, was mit knapp 500PS ab Werk ausgeliefert wird und in 4,4 Sekunden auf 100km/h beschleunigt. Im Innenraum gibt es eine wirklich billig anmutende Holzkonsole, einen Ipad artigen Touchscreen und ein Lederlenkrad im Mercedes AMG Design. Die veganen Ledersitze sind vollelektrisch verstellbar und bieten einen überraschend guten Sitzkomfort. Das Fahrwerk empfand ich trotz 18 Zoll Felgen als sportlich, aber keineswegs bretthart, die Bremse wird quasi gar nicht benötigt, weil die Elektromotoren  beim Loslassen des Gaspedals merklich abbremsen (rekuperieren).  Als äußerst gewöhnungsbedürftig empfand ich den kargen Innenraum. Während Tesla Jünger ein minimalistisches Design loben, finde ich persönlich, dass fehlende Details in keiner Relation zum durchaus üppigen Listenpreis stehen. Selbst ein Skoda wirkt da wertiger und liebevoller designt.

Erstaunt war ich über die rahmenlosen Fenster, die jedes Mal ein Stück absenken, wenn man ein- und aussteigen will, sowie einen groben Übergang zwischen dem hinteren Fenster und der deutlich längeren hinteren Tür.  In der Praxis schafft der Wagen zwischen 350 und 420km, was für einen Einwagenunternehmer immer dicke reichen sollte, um auch wieder nach Hause zu kommen. Den Werbeslogan „bis zu 580km…“ kann man also getrost vergessen.

Pluspunkte sammelt der Wagen aktuell natürlich durch den unschlagbar günstigen Verbrauch. 16,5kw/h im Taxibetrieb sind wirklich in Ordnung und produzieren Stromkosten zwischen 5,20 und 10,70€ brutto auf 100km. 4000km mit dem Tesla kosten folglich 318€ brutto im Monat, ein Mercedes Diesel, der 7,5 Liter verbraucht (eher mehr) wird aktuell mit 585€ brutto im Monat betankt. Dabei muss man aber objektiv auch sagen, das niemand seriös abschätzen kann, ob Strom massiv teurer wird und Diesel möglicherweise auch mal wieder etwas preiswerter.

Mal abgesehen davon, dass kein Mensch ein Taxi braucht, was 500PS hat, selbst die Einstiegsvariante mit „nur“ 400PS ist im Hamburger Stadtverkehr gnadenlos übermotorisiert, sind die Anschaffungskosten in der Relation zur Taxiperspektive deutlich zu hoch und zudem relativ komplex.

Da Tesla 2022 bereits zweimal die Preise erhöht hat, kostet der Long Range aktuell ab 59.490€ brutto. Der Bund subventioniert den BEV mit 5000€ und Tesla gibt weitere 2500€ dazu. Bleiben 51.990€. Davon gehen 19% Mwst. ab, was 43.689€ netto entspricht. Von der Förderung der Stadt Hamburg in Höhe von 5000€ für ein Elektrotaxi reicht man 3772€ netto für die Umrüstung zur Taxi an Intax in Oldenburg weiter. Weitere 1000€ gehen an Tesla als eine Servicegebühr für die Bestellung.  Mein Kollege finanziert den Wagen auf 60 Monate und zahlt inkl. Zinsen 666€ Rate im Monat.

Mein ganz persönliches Fazit sieht so aus:

In Zeiten wie diesen, die voller Krisen und Unwägbarkeiten stecken, würde ich mir definitiv kein Taxi für über 600€ pro Monat finanzieren. Und zwar weder einen neuen Diesel, noch ein Elektrofahrzeug. Nach zwei Jahren Corona quasi ohne Einnahme und den aktuell massiv steigenden Energiepreisen kann ich jeden Tag ein bisschen mehr verstehen, wieso doch recht viele Kollegen einen VW Touran fahren, oder sich jüngst einen Toyota Rav4 gekauft haben.

Grüße C.L.

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